Brieffreundschaften - Geschichte, Vorteile und Tipps, um einen Briefreund zu finden

Mal ehrlich: Wann haben Sie zuletzt einen persönlichen und sogar mit der Hand geschriebenen Brief erhalten oder selbst versendet? In Zeiten von eMail und günstigen Telefontarifen ist das bei den meisten Menschen sehr lange her. Ein handgeschriebener Brief, wie er bei Brieffreundschaften verfasst wird, zählt heute zu den echten Raritäten und wird leider von vielen Menschen bereits belächelt. Wissen Sie um die Vorteile einer Brieffreundschaft? Wüssten Sie, wie und wo man einen Brieffreund findet? Wir verraten es Ihnen.

Von Kathrin Schramm

Geschichte und Entwicklung der Brieffreundschaft

Brieffreundschaften sind seit jeher gefragt. Schon unsere Großeltern und Ur-Großeltern haben häufig Brieffreundschaften über Jahre gepflegt. In Zeiten, in denen Telefone noch rar waren, hielt man mit Freunden und Verwandten rein über den brieflichen Austausch Kontakt; dies ist heute unvorstellbar, da uns mittlerweile sehr viele Kommunikationswege zur Verfügung stehen.

Noch in den 80er und 90er Jahren suchten viele Schüler Brieffreundschaften, um eine erlernte Fremdsprache auch praktisch anwenden zu können. Doch auch der Austausch mit gleichsprachigen Brieffreunden war zu dieser Zeit noch immer in Briefform sehr beliebt.

Die typische Brieffreundschaft ist im 21. Jahrhundert selten geworden, denn heute pflegt man Brieffreundschaften eher als E-Mail-Freundschaften oder Chat-Freundschaften. Doch auch wenn sich die Übertragungswege zum größten Teil geändert haben, ist der schriftliche Kontakt auch in Zeiten von Voice over IP, Telefon und Handy immer noch populär.

Brieffreunde kann man auf der ganzen Welt haben - auch um Fremdsprachen zu lernen
Brieffreunde kann man auf der ganzen Welt haben - auch um Fremdsprachen zu lernen

Vorteile

Brieffreundschaften haben durchaus ihre Vorteile.

Immer zum richtigen Zeitpunkt

Egal ob Sie von Hand schreiben oder per E-Mail, den Empfänger erreicht Ihre Nachricht dann, wenn er das möchte. Ganz im Unterschied zum Telefon, das ja häufig zum unpassenden Zeitpunkt klingelt. Wenn wir jemanden anrufen, dann können wir vorher nicht wissen, ob er in der Stimmung für ein längeres Gespräch ist.

Unseren Brief aber kann er dann lesen, wenn er Zeit und Muße dafür hat. So gehen die Bemühungen eines Briefeschreibers niemals ins Leere.

Gefühle zum Ausdruck bringen

In einem Brief kann man sich manchmal mehr öffnen als in einem Gespräch, da man durch die Antworten des Gesprächspartners nicht unterbrochen oder abgelenkt wird. Vielen Menschen fällt es auch leichter, ihren Gefühlen schriftlich Ausdruck zu verleihen, als mündlich.

So kann die Kommunikation über Briefe eine ganz andere Qualität annehmen als ein Gespräch. Viele Brieffreundschaften berühmter Menschen, deren Schriftverkehr erhalten blieb, beweisen das.

Briefkontakt als befreiende Handlung verstehen

Was im realen Leben häufig schwer ist, wird beim schriftlichen Austausch plötzlich ganz einfach. Schon alleine das eigene Leben in Worte fassen zu müssen hilft vielen Menschen weiter, denn so bekommt man Abstand vom eigenen Handeln und kann dies selbst besser beurteilen. Die Vertrautheit einer Brieffreundschaft liegt nicht zuletzt daran, dass man sich nicht vor einer direkten Reaktion des gegenüber fürchten muss und man deshalb freier über die eigenen Probleme schreiben kann, als wenn man mit jemanden direkt spricht.

Vorurteile haben keinen Platz

Ob Bekanntschaften aus dem Urlaub oder über Anzeigen gesuchte Brieffreunde - häufig ist der schriftliche Austausch eine Möglichkeit, sein Herz auszuschütten und dies ist gerade für Jugendliche sehr wichtig. Eine Brieffreundschaft wird meist nach anfänglichen Oberflächlichkeiten sehr intensiv und die Themen häufig sehr intim.

Was häufig schwer fällt dem Umfeld zu erzählen, ist bei einer Brieffreundschaft mit Leichtigkeit möglich. Dies liegt natürlich auch an dem Abstand, denn wer nicht direkt im eigenen Leben ist, dem kann man mehr anvertrauen. Vor allem bekommt man hier eine neutrale Meinung, die nicht von persönlichen Vorurteilen und Wünschen geprägt ist.

Sprachbarrieren überwinden

Gerade wenn man sich nicht so häufig sehen kann, so bietet die Brieffreundschaft eine ideale Möglichkeit, konstant miteinander in Kontakt zu bleiben. Eine Brieffreundschaft hilft auch dabei, Sprachbarrieren zu überbrücken.

Sind beide Partner der Sprache des jeweils anderen nur bruchstückhaft mächtig, so können sie sich mit dem Verständnis eines Briefes mehr Zeit lassen als mit dem des gesprochenen Worts. So kann man die Sprache des anderen nach und nach erlernen.

Streiten? Fehlanzeige!

Eine Brieffreundschaft ist etwas ganz Besonderes. Es ist nicht einfach, den richtigen Briefpartner für eine gut funktionierende Brieffreundschaft zu finden, aber wenn man ihn einmal gefunden hat, dann hält die Verbindung meist über viele Jahre, wenn nicht ein ganzes Leben.

Die Gefahr, dass man sich in einer Brieffreundschaft streitet, ist übrigens viel geringer als im tatsächlichen Leben. Denn das geschriebene Wort wird in der Regel mit Bedacht gewählt, und man kann nicht im Affekt über irgendwelche eigentlich unwichtigen Themen in Streit geraten. Eigenheiten und Angewohnheiten, die einen im richtigen Leben an einem Gesprächspartner stören würden, nimmt man über die Brieffreundschaft meist gar nicht wahr.

Ein Freund fürs Leben

Genau auf Grund des Abstands halten viele Brieffreundschaften ein ganzes Leben lang an. Über die Jahre entwickelt sich eine ganz besondere Vertrautheit, die man so nur in einem Briefverhältnis oder eben via Chat und E-Mail aufbauen kann.

Der Austausch mit Menschen aus ganz anderen Verhältnissen, anderen Ländern und mit völlig anderen Lebenserfahrungen bereichert und schafft neue Blickwinkel für das eigene Leben und Erleben. Bemerkenswert ist immer wieder, dass sich über den schriftlichen Austausch häufig Menschen finden, die sich im "normalen Leben" so nie gefunden hätten, denn Äußerlichkeiten spielen beim schriftlichen Austausch keine Rolle und auch Vorurteile gegen eine Person können sich nicht auf Grund der Optik aufbauen. Viele Menschen sind erstaunt, wie gut sie sich mit jemanden verstehen können, der aus einer komplett anderen Welt kommt und somit auch häufig komplett andere Interessen hat.

Einige Brieffreunde sind neugierig und arrangieren irgendwann ein Treffen, andere halten Brieffreundschaften über mehrere Jahrzehnte ohne sich einmal gesehen zu haben. Doch eines ist klar, wer einmal einen vertrauten Brieffreund gefunden hat, möchte ihn in seinem Leben nicht mehr missen.

Einen Brieffreund finden

Wer sich einmal im Briefeschreiben versuchen möchte und dafür einen passenden Partner sucht, wird im Internet fündig - mittlerweile gibt es viele Anbieter, die bei der Vermittlung von Brieffreundschaften helfen. Damit man einen möglichst passenden Brieffreund bzw. eine passende Brieffreundin findet, kann man in einem Suchfeld bestimmte Angaben darüber machen. So gibt man folgendes an:

  • einen Benutzernamen
  • eine Altersspanne, in der man neue Brieffreunde sucht
  • das Geschlecht, nach dem man sucht
  • eigene Interessen, um gleichgesinnte Leute zu finden (hier kann man in der Regel mehrere Felder füllen)
  • die gewünschte Sprache

Und schon gibt es eine Auswahl an Profilen, durch die man sich durchklicken kann. Die jeweiligen Benutzer haben hier die Möglichkeit, sich in einem kurzen Text vorzustellen; auch das Hochladen von Fotos ist möglich.

Gefällt einem dieser Steckbrief, kann man Kontakt zu dieser Person herstellen und schauen, ob sich daraus eine Brieffreundschaft entwickeln kann. Das klappt nicht immer; nur weil man dieselben Interessen teilt, heißt es nicht, dass man miteinander zurechtkommt - wenn zum Beispiel Schreibstil und Humor nicht zusammen passen, wird man es schwer haben.

Solche Vermittlungen gibt es auch speziell für Brieffreundschaften unter Kindern. Hierbei sollten Eltern möglichst bei der Suche helfen und darauf achten, auf eine seriöse Seite zu gelangen.