Künstlerlokale - Merkmale, Formen und Angebote

Künstlerlokale sind keineswegs eine Erfindung der Neuzeit. Stattdessen reicht die Geschichte der Künstlerlokale viele Jahrhunderte zurück. Angebot und Vielfalt eines Künstlerlokals sind groß, umfasst der Bereich der Kunst doch ebenso viele Facetten. Besonders Literaturcafés sowie Cafés mit integrierter Kunstgalerie erfreuen sich dabie großer Beliebtheit. Informieren Sie sich über die Merkmale und Formen eines Künstlerlokals.

Von Kai Zielke

Künstlerlokale: Generelle Merkmale und Angebote

Der Begriff "Künstlerlokal" lässt sich nicht auf eine bestimmte Art von gastronomischem Betrieb eingrenzen. Vielmehr beschreibt er eine Vielzahl von Möglichkeiten, Gastronomie und Kunst - und letztere kann sich auf die verschiedensten Bereiche beziehen - miteinander zu verbinden.

In der Regel handelt es sich bei dem gastronomischen Angebot eher um kleinere Speisen und Getränke, wie sie in einem Café oder kleineren Lokal zu finden sind. Von einem Künstlerlokal ist beispielsweise die Rede, wenn dieses Lokal besonders gerne von berühmten Persönlichkeiten besucht wird. Ebenfalls kann es sich um ein solches Café handeln, wenn es einem Künstler gehört.

In diesem Fall wird die Einrichtung deutlich darauf hinweisen und beispielsweise dessen Gemälde oder sonstige Kunstwerke als Dekoration nutzen. Auch die Ausstellung von Kunstwerken eines anderen, möglicherweise berühmten Künstlers kann ein Lokal zu einem künstlerischen machen.

Neben Malerei und Bildhauerei kann auch die Literatur dazu gezählt werden. So handelt es sich um ein Künstlerlokal, wenn es dort zahlreiche Werke gibt, die man während des Aufenthalts lesen kann. Auch diverse Veranstaltungen und regelmäßige Treffen aus der jeweiligen Szene gehören dazu.

Natürlich lässt sich auch die Musik zur Kunst zählen. So gesehen zählen auch Musiklokale, beispielsweise Jazzkneipen, zu den Künstlerlokalen. Die Vielfalt ist riesig, ebenso das dort angebotene Programm.

Was die Lage angeht, so befindet sich ein Künstlerlokal häufig in der Nähe oder inmitten der Kunstszene einer Stadt. Dies kann beispielweise die Nähe zu Galerien oder auch Theatern und Schaupielhäusern sein. Nach einem Besuch dort kann man seinen Abend in einem entsprechenden Künsterlokal sehr schön ausklingen lassen.

In Künstlerlokalen gibt es regelmässig Veranstaltungen
In Künstlerlokalen gibt es regelmässig Veranstaltungen

Treffpunkt der Kunstszene

Das wohl wichtigste Kriterium, welches ein Künstlerlokal auszeichnet, sind die Stammgäste. Ein anziehendes Künstlerlokal sollte während der Hauptzeiten stets von Künstlern besucht werden, welche diesem Lokal erst jenen Flair verleihen, der diesen Ort so einzigartig macht.

Ein anziehendes Künstlerlokal ist demnach ein Ort, an dem sich die Kunstszene wirklich trifft und austauscht. Gleichzeitig kann es aber auch sehr anziehend wirken, wenn ein Ort in der Vergangenheit eine große Bedeutung genoss. Haben sich nämlich in einem Lokal früher die absoluten Größen einer Kunstform getroffen, dann übt eine solche Gaststätte eventuell noch Jahrhunderte später eine große Faszination aus.

Freiraum ermöglichen

Ein gutes Künstlerlokal zeichnet aber zudem auch aus, dass es den Künstlern jene Freiräume einräumt, welche diese zur Entfaltung brauchen. Ein anziehendes Künstlerlokal bietet demnach genügend Raum und passend angeordnete Sitzgelegenheiten, damit sich öffentliche oder private Diskussionen voll entfalten können.

Ansprechende Atmosphäre

Ein anziehendes Künstlerlokal ist darüber hinaus ebenso durch eine ansprechende Atmosphäre gekennzeichnet. Dabei ist es egal, ob sich die Inneneinrichtung am klassischen Landhausstil oder modernen Elementen orientiert.

Wichtig ist es lediglich, dass das gesamte Lokal in sich stimmig wirkt. Erst so nämlich gerät der Gast in jenen Gemütszustand, der ein Künstlerlokal im Endeffekt erst so einzigartig macht.

Regelmäßige Veranstaltungen

Ein Künstlerlokal kann seine Faszination in manchen Fällen aber auch aufgrund regelmäßig stattfindender Events ausüben. In einem solchen Fall treffen sich viele Größen der Kunstbranche, um ein bestimmtes Ereignis zu feiern oder sich innerhalb dieses Lokals einfach nur auszutauschen. Das Künstlerlokal wird in einem solchen Fall zu einer Bühne der Kunstszene, welcher beizuwohnen für jeden Interessierten ein großes Ereignis sein dürfte.

Lokal als Atelier

Letztlich kann ein gutes Künstlerlokal auch noch auszeichnen, dass in diesem Kunststücke ausgestellt werden. So hängen beispielsweise zahlreiche Gemälde an den Wänden, welche jeden Maler inspirieren können.

Insgesamt gibt es zahlreiche Gründe, warum Künstlerlokale eine solch große Anziehungskraft ausstrahlen. Sollte man sich allerdings nicht für die jeweilige Kunstrichtung interessieren, dann ist und bleibt der Besuch eines solchen Lokals wohl auch weiterhin uninteressant.

Künstlerlokale können auch als Atelier genutzt werden oder umgekehrt
Künstlerlokale können auch als Atelier genutzt werden oder umgekehrt

Arten

Neben der Kunst in Form von Gemälden ist besonders auch die auch noch die musikalische und literarische Komponente beliebt, wenn es um den Besuch eines Künstlerlokals geht. Während Sie hier alles Wissenswerte zum Musiklokal finden, stellen wir im Folgenden das Literaturcafé vor.

Literaturcafés

Künstlerlokale sind eine Art Treffpunkt der Kunstszene, an welchem sich getroffen und ausgetauscht wird. Gleiches gilt natürlich auch für Literaturcafés, welche als eine Untergattung des Künstlerlokals angesehen werden können. Doch was macht Literaturcafés überhaupt genau aus, so dass sich entschieden werden kann, ob man denn nicht einmal selbst ein solches Lokal besuchen will?

Treffpunkt für Literaturfans

Literaturcafés verstehen sich als ein Treffpunkt für Literaten. Dabei ist es egal, ob man selbst als Schriftsteller auftritt oder sich nur für Literatur interessiert. Ein Literaturcafé bietet dem Gast dann die Möglichkeit, die hiermit verbundenen Interessen ausleben zu können.

Einerseits befinden sich deshalb in zahlreichen Literaturcafés unzählige klassische Werke, welche im Lokal gelesen werden können. In Literaturcafés trifft man deshalb häufig Gäste, welche in ein Buch vertieft alles um sich herum vergessen.

Darüber hinaus werden in solchen Lokalen häufig auch diverse Treffen der Szene abgehalten. So haben regionale Autoren und Literaturbegeisterte die Möglichkeit, sich über neue Werke auszutauschen oder die persönlichen Ansichten mit anderen Gästen zu teilen.

Erstveröffentlichungen vorstellen

Darüber hinaus dienen solche Treffen in Literaturcafés auch häufig als eine Plattform für eine Erstveröffentlichung. In einem solchen Fall liest der Autor dann Teile seines Werkes vor, wobei alle Gäste diesen Zeilen lauschen und sich anschließend darüber unterhalten.

Dieses Vorgehen nützt dabei beiden Seiten. Während der Schriftsteller gleich ein kritisches Feedback zu seinem Werk erhält, wird der Rest der Gäste noch ansprechend unterhalten.

Literaturwerkstatt

Im Laufe der Zeit können sich Literaturcafés aber auch noch weiter entwickeln. In einem solchen Fall kann es zur Entstehung einer Literaturwerkstatt kommen.

Nun steht nicht mehr der Gastronomiebetrieb im Vordergrund. Stattdessen trifft sich dann hier regelmäßig eine Gruppe von Literaten, um neue Werke zu entwerfen und an den persönlichen Arbeiten zu schreiben.

Als Beispiel für eine solche Entwicklung kann das Literaturcafé Fakir Baykurt in Duisburg dienen. Anfangs handelte es sich eigentlich nur um ein klassisches Literaturcafé, in welchem sich Arbeitskreise der Szene trafen. Im Laufe der Zeit entwickelte sich hieraus aber eine Literaturwerkstatt, welche schon zahlreiche Werke verfasste.

Geschichte

Insgesamt sind Literaturcafés eine Institution, welche unter anderem an die frühere Kaffeehauskultur Wiens anknüpft. Diese Lokale sind damit Zentren des intellektuellen Lebens einer Region, weshalb sich der Besuch oder vielleicht sogar das Mitwirken stets lohnen dürfte.

Bekannte Künstlerlokale

Es folgt eine Übersicht bekannter Künstlerlokale. Besondere Berühmtheit hat das Café des Deux Maogots erlangt.

Das Café des Deux Magots in Paris - Flair der französischen Existenzialisten

Der Existentialismus war eine französische philosophische Strömung der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Ein Rückzugsort der Denker dieser Zeit war das Les Deux Magots, welches sich im Zentrum von Paris befindet. Doch wie verlief überhaupt die Geschichte des Les Deux Magots und welche Rolle spielt dieses Lokal heutzutage?

Name und Lokation

Der Name des Les Deux Magots bedeutet im Deutschen soviel wie "Die zwei Händler". Der Name ist dabei eine Anspielung auf zwei fast lebensgroße Holzfiguren, welche in der Nähe des Tresens auf zwei Vorsprüngen sitzen.

Das Les Deux Magots befindet sich an seinem heutigen Sitz, der Place Saint-Germain Straße, seit dem Jahre 1885. Zu diesem Zeitpunkt handelte es sich hierbei um ein klassisches Likörlokal, welches noch nichts mit der Kunstszene dieser Zeit gemein hatte.

Geschichte

Seine erste Berühmtheit erlange das Lex Deux Magots durch die Tatsache, dass sich hier berühmte Schriftsteller und Denker dieser Zeit zu treffen begannen. Diesen ist beispielsweise Arthur Rimbaud und Paul Verlaine zuzuordnen, welche häufig gesehene Gäste dieses Lokals waren.

Im Laufe der Jahrzehnte entdeckten immer mehr Denker diesen kleinen und beschaulichen Ort für sich. Zur Jahrhundertwende trafen sich deshalb nicht mehr nur Schriftsteller hier.

Stattdessen wurde das Les Deux Magots auch zu einem Rückzugsort für Gelehrte und Philosophen, welche sich beispielsweise dem Existentialismus und Surrealismus verschrieben hatten. Zu den berühmtesten Persönlichkeiten dieser Zeit gehören unter anderem André Gide und Jean Paul Sartre.

Aufgrund dieser Bedeutung innerhalb der Kunstszene ließen es sich zudem viele große Persönlichkeiten dieser Zeit auch nicht nehmen, dem Les Deux Magots zumindest einmal einen Besuch abzustatten. Neben Ernest Hemingway war deshalb auch Pablo Picasso zumindest einmal Gast dieses Lokals.

In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts büßte das Lex Deux Magots viel von seiner Bedeutung ein. Aufgrund der Tatsache, dass viele Touristen dieses Lokal auf der Suche nach bedeutenden Persönlichkeiten aufsuchten, vermieden Größen der Kunstszene diesen Ort, an welchem keine Ruhe mehr herrschte.

Prix des Deux Magots

Nichtsdestotrotz hat das Les Deux Magots bis heute nicht ganz seine Bedeutung innerhalb der Kunstszene eingebüßt. So wird hier der jährliche Prix des Deux Magots verliehen. Hierbei handelt es sich um einen der wichtigsten französischen Literaturpreise, welcher jährlich die besten französischen Literaten ehrt.

Weitere bekannte Künstlerlokale

Zu den weiteren bekannten Künstlerlokalen zählen:

  • das Kaffee Burger, ein Künstlerlokal und ein Club in der Torstraße in Berlin-Mitte.
  • die White Horse Tavern in Manhattan, New York
  • das Batzenhäusl (heute eher nur Wirtshausbrauerei)
  • der Alte Simpl in München
  • der Tattersall in Köln

Viele bedeutende gastronomische Betriebe dieser Art sind mit der Zeit geschlossen worden. Zu den bekanntesten ehemaligen Künsterlokalen zählen beispielsweise:

  • Café Größenwahn: berühmte Künstlerlokale in Berlin, Frankfurt, München und Wien
  • das Romanische Café in Berlin
  • das Café Griensteid in Wien
  • das Chumley’s in New York
  • das Café Guerbois in Paris