Schichtarbeit - Schichtsysteme und Merkmale der Arbeitschichten

Im Rahmen von Schichtarbeit arbeiten die Angestellten nach einem bestimmten Zeitplan, der von den üblichen Arbeitszeiten abweicht. Die Schichtarbeit hat viele Gesichter. So gibt es eine Reihe von Systemen, welche die Arbeitszeit regeln und der Schichtarbeit zuzuordnen sind. Da der natürliche Wach- und Schlafrhythmus durch Schicht- oder Nachtarbeit gestört wird, besteht das Risiko von gesundheitlichen Beeinträchtigungen. Informieren Sie sich über die Merkmale unterschiedlicher Arbeitsschichten im Rahmen der Schichtarbeit.

Von Jens Hirseland

Schichtarbeit - eine Definition

Als Schichtarbeit bezeichnet man eine Arbeitsgestaltung, bei der die Angestellten nach einem bestimmten Zeitplan hintereinander, aber an unterschiedlichen Zeiten, an der gleichen Arbeitsstelle tätig sind. Erforderlich ist Schichtarbeit, wenn in einem Betrieb oder in einer Dienststelle länger gearbeitet werden muss, als dies normalerweise üblich ist.

Typische Beispiele für Schichtarbeit sind Polizeidienststellen oder Krankenhäuser. Weitere Informationen zu typischen Branchen, in denen es Schichtarbeit gibt, bekommen Sie hier.

Eine gesetzliche Definition von Schichtarbeit gibt es nicht; entscheidend ist die Tatsache, dass die zu bewältigende Aufgabe über einen längeren Zeitraum ausgeführt werden muss, als die Dauer der tatsächlichen Arbeitszeit des Angestellten ausfällt. Während der eine Teil der Schichtarbeiter arbeitet, hat der andere frei. Diese Einteilung kann in unterschiedlichen Modellen erfolgen.

In der Privatwirtschaft wird vorwiegend von dem Begriff der Schichtarbeit gesprochen, während im öffentlichen Dienst vom Schichtdienst gesprochen wird. In Krankenhäusern oder beispielsweise auf großen Schiffen kann es sich auch um eine Wache handeln.

Arbeitsrecht: gesetzliche Regelungen

Die Schichtarbeit wird im Arbeitsvertrag bzw. Tarifvertrag genau geregelt; der Punkt der Arbeitszeiten unterliegt dem Arbeitszeitgesetz. Generell gilt, dass auch Nachtarbeiter eine Arbeitsdauer von acht Stunden nicht überschreiten dürfen; bei einer durchschnittlich nicht längeren Arbeitszeit von acht Stunden monatlich kann die Schicht auch auf zehn Stunden ausgedehnt werden.

Schichtarbeiter sollten sich vor Arbeitsantritt arbeitsmedizinisch untersuchen lassen, ebenso in regelmäßigen Abständen während der Beschäftigung. Hat man ein Alter von 50 Jahren überschritten, ist eine solche Untersuchung in jährlichen Abständen möglich; die Kosten trägt der Arbeitgeber. Sofern der Arbeitnehmer die Nachtschicht aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr ausüben kann, ist der Arbeitgeber dazu verpflichtet, ihm einen Tagesarbeitsplatz zur Verfügung zu stellen.

Mögliche Zuschläge

Wer im Zuge der Schichtarbeit nachts oder am Wochenende bzw. an einem Feiertag abeiten muss, erhalten zum Grundlohn einen steuer- und sozialversicherungsfreien Zuschlag. Die Arbeitszeit bei Schichtarbeit kann in der Betriebsvereinbarung festgelegt sein. Es folgt ein Überblick über steuerfreie prozentuale Zuschläge:

  • Arbeit an Sonntagen: 0 bis 24 Uhr (50 %)
  • Arbeit an Sonntagen (vorheriger Tag ein Sonntag): 0 bis 4 Uhr (50 %)
  • Arbeit in der Nacht: 20 bis 6 Uhr (25 %)
  • Arbeit in der Nacht: 0 bis 4 Uhr (40 %)
  • Arbeit an Feiertagen: 125 %
  • Besondere Arbeit an Feiertagen: Heiligabend ab 14 Uhr, Weihnachtsfeiertage, Maifeiertag (150 %)
  • Arbeit an Feiertagen (vorheriger Tag ein Sonntag): 0 bis 4 Uhr (50 %)
  • Arbeit an Feiertagen (vorheriger Tag ein besonderer Feiertag): 0 bis 4 Uhr (150 %)

Vor- und Nachteile

Die Schichtarbeit hat sowohl für Arbeitgeber als auch für Arbeitnehmer ihre Vor- und Nachteile. Die Schichtarbeit ermöglicht die Ausdehnung der Betriebszeiten, was den arbeitseffizienten Einsatz der Mitarbeiter gewährleistet. Je nach Branche kann ein Unternehmen von einer besseren Erreichbarkeit profitieren.

Auch können geringere Stückkosten als Vorteil genannt werden, überall dort, wo es zu einer intensiven Ausnutzung von Maschinen kommt. Schwankt die Auftragslage, profitiert man von einer hohen Flexibilität. Zu den möglichen Nachteilen für den Arbeitgeber zählen hingegen höhere Ausgaben in Form von Zuschlägen und vermehrte Arbeitsausfälle aufgrund von einem erhöhten Krankheitsrisiko der Mitarbeiter.

Arbeitnehmer haben den Vorteil, dass sie an freien Wochentagen bestimmte Erledigungen einfacher tätigen können. Zudem können sie sich mitunter um die Familie kümmern und schließlich haben die Zuschläge auch einen finanziellen Vorzug. Als Nachteile ergeben sich besonders die im Folgenden dargestellten gesundheitlichen Risiken.

Gesundheitliche Nachteile durch Schichtarbeit

Da Schichtarbeiter ihre Schichten immer wieder wechseln müssen, kommen sie oft zu unterschiedlichen Tages- und Nachtzeiten zum Einsatz, also mal für die Frühschicht, mal für die Tagesschicht und dann wieder für die Spätschicht oder Nachtschicht. Da sich der Organismus deswegen ständig auf einen anderen Tagesrhythmus einstellen muss, kann dies gesundheitliche Probleme zur Folge haben.

So leiden bis zu 95 Prozent aller Schichtarbeiter unter Schlafstörungen. Bei 20 Prozent aller Mitarbeiter im Schichtdienst besteht ein erhöhtes Risiko für koronare Herzerkrankungen, während bei etwa 80 Prozent Magen-Darmprobleme bis hin zu Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüren auftreten. Weitere häufige Beschwerden sind

Mediziner empfehlen daher Schichtarbeitern, sich regelmäßig ärztlichen Untersuchungen zu unterziehen. Werden dabei gesundheitliche Probleme festgestellt, die sich auf die Schichtarbeit zurückführen lassen, ist es ratsam, sich lieber einen Tagesarbeitsplatz zu suchen.

Wer unter den Folgen von Schichtarbeit leidet, aber nicht auf sie verzichten kann oder will, sollte einige Tipps beachten, um den unterschiedlichen Tagesrhythmus besser bewältigen zu können. Eine wichtige Rolle spielen dabei

  • eine bessere Schlafqualität
  • die richtige Ernährung und
  • die Erhaltung der körperlichen Fitness.

Weitere Informationen zum Thema Schichtarbeit und Gesundheit erhalten Sie hier.

Unterschiedliche Schichtsysteme

Im Rahmen der Schichtarbeit teilt man die Dienstzeiten der Mitarbeiter in unterschiedliche Schichten ein. Auf diese Weise lassen sich die Arbeits- und Produktionsabläufe rund um die Uhr gewährleisten. Zu den häufigsten Schichtformen zählen der Zweischichtbetrieb und der Dreischichtbetrieb.

Welches Modell ein Unternehmen wählt, hängt von unterschiedlichen Faktoren ab, so etwa von

  • den erforderlichen Betriebszeiten
  • saisonalen Schwankungen
  • der Personenverfügbarkeit
  • der Einteilung der regulären Wochenarbeitszeit

Die verschiedenen Schichtsysteme weisen bestimmte Merkmale auf.

  • In einem Zweischichtbetrieb erfolgt die Arbeit vom Morgen bis zum Abend in zwei Schichten. So können die Angestellten wahlweise von morgens bis mittags oder von mittags bis abends arbeiten.

    Der Zweischichtbetrieb basiert auf 8-Stunden-Schichten. Wird der Zweischichtbetrieb demnach voll ausgenutzt, dann kann ein Arbeitnehmer theoretisch maximal 16 Stunden am Tag zum Einsatz kommen.

  • In einem Dreischichtbetrieb findet die Arbeit jedoch rund um die Uhr statt. Dabei unterscheidet man zwischen Frühschicht, Spätschicht und Nachtschicht.

    Beim Dreischichtbetrieb wird der gewöhnliche acht Stunden Arbeitstag wiederum mit drei multipliziert. Hieraus ergibt sich die Tatsache einer 24-Stunden-Schicht.

Darüber hinaus gibt es noch Vier- bzw. Fünfschichtsysteme. Diese schließen dann nicht nur den gesamten Tag, sondern auch das Wochenende in das Schichtsystem mit ein.

Der Dreischichtbetrieb wird auch als vollkontinuierliche Schichtarbeit bezeichnet. Das teilkontinuierliche Schichtmodell wird vor allem in Produktionsunternehmen angewandt; das Wochenende ist dabei frei, die Schichten, 15 Stück, werden auf die Tage Montag bis Freitag aufgeteilt.

Bei der teilkontinuierlichen Schichtarbeit ohne Nachtschicht gibt es keine freien Wochenenden; stattdessen wird sechs bis sieben Tage pro Woche gearbeitet. Dieses Modell findet beispielsweise in Geschäften an Bahnhöfen oder Flughäfen sowie in Verleihstationen für Mietwagen Anwendung. Statt der Nachtschicht gibt es somit eine zusätzliche Tagschicht.

Schichtsystem bei Vollzeitbeschäftigung

Sobald ein Arbeitnehmer vollzeitbeschäftigt ist, wird in der Regel das Vier- oder Fünfschichtsystem eingesetzt. Bei diesem wird eine Arbeitszeit von 42 Stunden die Woche angestrebt.

Sobald ein Mitarbeiter diesen Wert einmal nicht erreicht, kann variabel auf diesen Rückstand in Form von Sonderschichten reagiert werden. Derartige Sonderschichten müssen auch nicht sofort eingestreut werden, sondern können das Resultat langfristiger Anpassungsmaßnahmen sein.

Weitere Systeme

Neben diesen grundsätzlichen Schichtsystemen, welche die Arbeitszeiträume vorschreiben, existieren auch noch Systeme, die sich auf die konkrete Umsetzung des Schichtsystems konzentrieren. Ein wichtiger Aspekt ist in diesem Zusammenhang das Prinzip der Wechselschicht. Diese liegt nahezu jeder Schichtarbeit zugrunde. Nur wenige Unternehmen setzen schließlich auf ein Schichtsystem, in welchem die Arbeitnehmer langfristig nur eine Schicht innehaben und diese ausführen.

Bei der Wechselschicht ändern sich die Arbeitszeiten eines Arbeitnehmers in regelmäßigen Abständen und nach gewissen Mustern. Dabei verschiebt sich die Arbeitszeit zumeist nach vorne. So kann sich leichter an die neue Arbeitszeit gewohnt und die volle Leistung bei der Bewältigung des Arbeitsalltags abgerufen werden.

Besonders kritisch ist hierbei die so genannte Nachtschicht zu sehen, welche ein unabdingbarer Teil des Wechselschichtsystems ist. Vor allem dieser Zeitrahmen wird häufig für das erhöhte Krankheitsrisiko von Schichtarbeitern verantwortlich gemacht, welche Wechselschichten ausführen.

Wechselschicht vs. Dauerschicht

Der Wechselschicht gegenüber steht die Dauerschicht. Bei dieser übernimmt ein Arbeitnehmer langfristig eine feste Schicht. So wird beispielsweise die Nachtschicht stets vom gleichen Mitarbeiter übernommen, welcher sich dementsprechend auch auf die hiermit verbundene Lebensweise einstellen kann.

Auf den folgenden Seiten dieses Artikels gehen wir etwas näher auf die unterschiedlichen Arbeitsschichten ein.