Mobbing vorbeugen

Das Auftreten von Mobbing ist weder in der Schulklasse noch in der Arbeitswelt eine Seltenheit. Jedoch handelt es sich hierbei um eine ernstzunehmende Entwicklung, welche nicht nur das Arbeitsklima negativ beeinflusst, sondern sich auch negativ auf die Gesundheit und das Wohlbefinden des Betroffenen niederschlägt. Mobbing vorzubeugen, ist nicht immer einfach. Es gibt jedoch einige Maßnahmen, die man ergreifen kann, um das Risiko zu mindern. Lesen Sie, was Sie tun können, damit Mobbing erst gar nicht entsteht.

Von Jens Hirseland

Von einem Arbeitskollegen - oder gar dem eigenen Chef - gemobbt zu werden, kann in sämtlichen Berufszweigen vorkommen; Mobbing kann jeden Arbeitnehmer treffen. Die Ursachen sind unterschiedlicher Natur und können breit gestreut sein, von persönlichen Problemen beim Mobbenden bis hin zu Schwierigkeiten im Unternehmen selbst - hier haben wir mögliche Auslöser für Sie zusammengefasst.

Mobbing kommt aber nicht nur in der Arbeitswelt vor; auch Kinder im Kindergarten sowie in der Schule können davon betroffen sein. Im Folgenden widmen wir uns der beruflichen Welt; was Sie als Elternteil tun können, um Ihre Kinder zu schützen, erfahren Sie hier in unserem separaten Artikel.

Generelle Tipps zur Vorbeugung von Mobbing

Zunächst einmal widmen wir uns allgemeinen Maßnahmen, die man ergreifen kann, um Mobbing am Arbeitsplatz möglichst zu vermeiden.

Vermeidung bedeutet in dem Fall,

  • für Rahmenbedingungen zu sorgen, die die Risikofaktoren für Mobbing reduzieren
  • mögliche Anzeichen für Mobbing zu erkennen, um frühzeitig einschreiten zu können
  • die jeweilige Situation zu analysieren, um passend darauf zu reagieren

Für ein positives Arbeitsklima sorgen

Entscheidend ist hierfür vor allem das Arbeitsklima. Herrscht eine professionelle und positive Atmosphäre innerhalb eines Unternehmens, dann kommt es nur selten zu Mobbingfällen. Ein positives Arbeitsklima sorgt schließlich dafür, dass die Aufgabenbereiche klar abgesteckt sind und ein hohes Maß an Kommunikation vorherrscht, was auch Resignation und Aggressionen vorbeugt.

Um die Arbeitsbedingungen zu verbessern, gilt es zum einen, auf eine stetige Kontrolle und gegebenenfalls Verbesserung der Arbeitsorganisation zu setzen. Vor allem bestimmte Änderungen, wie zum Beispiel Umstrukturierungen, können in einem Unternehmen zu Unruhe und Unsicherheit führen; hinzu kommt, dass man mehr Aufgaben in kürzerer Zeit bewältigen muss.

Sind in diesem Zusammenhang nicht alle Punkte in der Organisation klar, kann es schnell zu Spannungen kommen - und diese bilden eine mögliche Basis für Mobbing. Hohe Flutuationsraten sowie häufige Fehlzeiten sind erste mögliche Anzeichen. Hier wird vor allen Dingen an die Arbeitgeber appeliert, mögliche Risikofaktoren für Mobbing im Bereich der Arbeitsorganisation zu erkennen und gegen diese anzugehen.

Des Weiteren gilt es, dem Gesundheits und Arbeitsschutz mehr Bedeutung zukommen zu lassen. In vielen Fällen kommt es zur Überarbeitung; hinzu kommen unergonomische Arbeitsbedingungen.

Diese Faktoren tragen maßgeblich dazu bei, dass das Betriebsklima gestört wird. Wichtig ist somit die gesundheitsfördernde Gestaltung des Arbeitsplatzes sowie unnötigen Arbeitsdruck zu vermeiden. Auch regelmäßige Gefährdungsbeurteilungen seitens des Arbeitgebers sind im Rahmen des Arbeitsschutzgesetzes durchzuführen.

Ein positives Arbeitsklima ist die beste Vorsorge gegen Mobbing
Ein positives Arbeitsklima ist die beste Vorsorge gegen Mobbing

Gestaltung von Sozialbeziehungen

Zu einem positiven Betriebsklima zählt auch die richtige Organisation und Gestaltung von sozialen Beziehungen. Die Mitarbeiter des Unternehmens sollten ihrer Arbeit motiviert nachgehen, benötigen dafür aber auch eine Führungsperson, die sie berät, unterstützt, ihre Aufgaben wertschätzt und sie anerkennt.

Mobbing wird nicht in einem Betrieb entstehen, in dem die Angestellten einschließlich der Führungskräfte

  • Fehler machen dürfen
  • eine faire Kritikkultur praktizieren
  • als Menschen gesehen werden und
  • Konflikte offen und fair lösen können.

Um den teils hohen Anforderungen gerecht werden zu können, gibt es spezielle Schulungen für Führungskräfte, in denen sie die Führungskompetenzen regelmäßig stärken können. Unternehmen sollten diese Maßnahmen als notwendig ansehen.

Bereits gegen anfängliche Attacken vorgehen

Trotz eines guten Arbeitsklimas kann es aber natürlich immer noch zu gefährlichen Tendenzen in Form erster Vorstufen des Mobbings kommen. Hier gilt es dann, möglichst früh einzuschreiten, um diese Entwicklung bereits im Keim zu ersticken.

Für den Betroffenen heißt dies, an der eigenen Einstellung zu arbeiten und sich bewusst zu machen, warum ausgerechnet man selbst Opfer dieser anfänglichen Attacken ist. Spezielle Seminare können beispielsweise dabei helfen, sich besser behaupten zu lernen und Konflikten adäquat zu begegnen.

Sollte man hingegen nur feststellen, dass ein Mitarbeiter in Gefahr gerät, Opfer systematischer Mobbingattacken zu werden, dann sollte dieser unterstützt und auf Mithilfe aus dem Kollegenkreis gesetzt werden. Vorgesetzte, welche eine solche Entwicklung beobachten, können wiederum eingreifen, indem die Angreifer zur Rede gestellt und Ursachen gesucht werden, welche diese Entwicklung begünstigen.

Besonders Vorgesetzte und Arbeitgeber stehen in der Pflicht, eventuelles Mobbing frühzeitig zu erkennen und entsprechend einzuschreiten. Mögliche Anzeichen sind:

  • häufige Krankmeldungen
  • zunehmend kurzfristige Arbeitsunfähigkeiten
  • schlechter werdende Arbeitsleistungen
  • Fehlerzunahmen
  • Meidung sozialer betrieblicher Aktivitäten
  • lautstarke Auseinandersetzungen unter Kollegen
  • häufigere Versetzungs- oder Umsetzungswünsche

Nicht unbedingt müssen solche Merkmale die des Mobbings sein. Dennoch machen sie deutlich dass etwas im Betrieb nicht stimmt - und dem sollte man als Verantwortlicher nachgehen.

Bereits auf anfängliche Attacken reagieren
Bereits auf anfängliche Attacken reagieren

Betriebsvereinbarung als hilfreiches Instrument

Um Mobbing am Arbeitsplatz zu vermeiden, kann auch die Betriebsvereinbarung ein wichtiges Instrument darstellen. In dieser gibt es feste Regeln sowie Hilfestellungen bezüglich gewisser Differenzen innerhalb des Betriebs.

Auf diese Weise erhalten alle Beschäftigten das klare Signal, dass man sich in diesem Unternehmen gezielt gegen das Mobbing einsetzt.

Das Bewusstsein der Mitarbeiter schärfen

Letztlich kann es auch noch hilfreich sein, die Mitarbeiter für diese Thematik zu sensibilisieren. Viele Arbeitnehmer sind sich den Formen und Folgen des Mobbings überhaupt nicht bewusst und unterstützen dieses vielleicht sogar direkt oder indirekt, ohne sich irgendeiner Schuld bewusst zu sein. Auch hier können spezielle Lehrgänge dabei helfen, den Bewusstseinsgrad zu schärfen und das Mobbing so effektiver bereits im Vorfeld zu unterbinden.

Des Weiteren hilfreich:

  • gezielte Gespräche mit den Mitarbeitern
  • das Mobbing als Fehlverhalten direkt zur Sprache bringen
  • einen Ansprechpartner zum Thema Mobbing nennen

Insgesamt kann das Auftreten von Mobbing nicht lediglich auf Einzelfaktoren, beispielsweise das Arbeitsklima oder bestimmte Mitarbeiter, reduziert werden. In den meisten Fällen trägt hingegen das Zusammenwirken all dieser Faktoren dazu bei, dass es zum Mobbing kommt. Ebenso breit wie die Ursachenherde sollten deshalb auch die Maßnahmen gestreut sein, welche auf eine effektive Unterbindung dieser Attacken abzielen.

Sich gegen Mobbingangriffe zu wehren, erfordert Mut und Kraft - hat man es geschafft, gilt es, erneutes Mobbing abzuwenden...

Erfolgreich gewehrt - wie kann man erneutes Mobbing in Zukunft vermeiden?

Mobbing kostet die Betroffenen oft sehr viel Kraft und Selbstvertrauen. Umso erfreulicher ist es, wenn man es schafft, den Konflikt erfolgreich zu lösen. In diesem Fall kann man in der Firma einen Neuanfang wagen.

Aufmerksam sein

Damit man nicht noch einmal in kräftezehrenden Psychoterror hineingerät, ist es ratsam, sich in Zukunft in einigen Punkten anders zu verhalten. So sollte man aufmerksamer sein und die gemachten Erfahrungen zum schnelleren Erkennen von Konfliktpotential nutzen. Zudem ist es wichtig, mögliches Mobbing gleich im Keim zu ersticken.

Hat man das Gefühl, dass die Zusammenarbeit in der Firma mit Vorgesetzten oder Kollegen unter Streitigkeiten oder Missverständnissen leidet, empfiehlt es sich, rasch ein klärendes Gespräch zu führen. Finden in dem Unternehmen Feedbackgespräche statt, sollte man diese nutzen, um etwas über die eigene soziale Anerkennung innerhalb des Betriebes in Erfahrung zu bringen. Lassen sich die Bemerkungen eines Kollegen nicht genau deuten, reagiert man am besten mit Gegenfragen.

Tipp: Mobbing vorbeugen bedeutet auch, die Kollegen im Blick zu behalten und ihnen bei Bedarf zu helfen!

Bei Bedarf einschreiten

Es kann aber auch der Fall eintreten, dass man nicht selbst Opfer einer Mobbingattacke wird, sondern stattdessen ein Kollege Psychoterror ausgesetzt ist. In diesem Fall sollte man einschreiten, um weitere Mobbingattacken zu verhindern.

Außerdem ist es wichtig, Außenseiter innerhalb des Betriebes oder neue Arbeitskollegen aktiv zu integrieren. So kann man beispielsweise mit diesen Kollegen ins Gespräch kommen oder gemeinsam mit ihnen in die Kantine gehen. Eine weitere gute Möglichkeit, zukünftiges Mobbing in der Firma zu verhindern, ist, sich für eine Mobbing-Betriebsvereinbarung einzusetzen.

Nicht überreagieren

Trotz aller Sensibilität sollte man jedoch nicht den Fehler begehen, hinter allem und jedem Mobbingattacken zu vermuten. Nicht immer handelt es sich gleich um Mobbing, wenn ein Kollege oder ein Vorgesetzter einen unhöflich oder ungerecht behandeln.

Manchmal machen die betreffenden Personen einfach nur einen Fehler oder sind schlecht gelaunt. So muss unfreundliches Verhalten nicht automatisch einen persönlichen Angriff bedeuten.

Wichtig ist, dass man stets offen und respektvoll miteinander umgeht. So gedeiht Mobbing vor allem in einem Konfliktklima, in dem kein klarer und wertschätzender Umgang stattfindet. Außerdem mangelt es oft an Streitkultur.

Aufpassen um nicht wieder in die Mobbingfalle zu geraten
Aufpassen um nicht wieder in die Mobbingfalle zu geraten

In manchen Fällen führt Mobbing dazu, dass man seinen alten Arbeitsplatz verlässt, um bei einer anderen Firma neu anzufangen - viele Bewerber stehen dann vor der Frage, ob sie das Mobbing bei einem Vorstellungsgespräch erwähnen sollten...

Erwähnung des Mobbings in der neuen Firma?

Unter Mobbing versteht man Psychoterror am Arbeitsplatz. Manchmal hat dieses Problem zur Folge, dass man seine alte Firma verlässt, um an anderer Stelle einen Neuanfang zu wagen.

Hat man einen neuen Arbeitsplatz in Aussicht, kann es sein, dass beim Bewerbungsgespräch nach dem Grund für das Verlassen des ehemaligen Unternehmens gefragt wird. Doch wie sollte man darauf am besten reagieren?

Beim Gespräch mit dem neuen Chef

Grundsätzlich hat ein Bewerber drei Alternativen.

  • So kann man zum Beispiel das Mobbing in der alten Firma verschweigen und sagen, dass man neue Anreize oder Aufgaben sucht.
  • Die zweite Möglichkeit ist, einen Mittelweg zu wählen, und vorzugeben, dass man sich eine Auszeit genommen hat, um sich weiterzubilden.
  • Die dritte Alternative ist die reine Wahrheit. Man gibt zu, gemobbt worden zu sein.

Für welche der drei Möglichkeiten man sich letztlich entscheidet, ist von der jeweiligen Situation abhängig. Außerdem spielt auch das Gefühl, das man gegenüber dem Gesprächspartner hat, eine wichtige Rolle. Entscheidet man sich dafür, die Wahrheit zu sagen, sollte man auch vollkommen ehrlich sein, denn wenn der Personalverantwortliche bemerkt, dass er belogen wird, macht dies natürlich einen schlechten Eindruck.

Beim Gespräch mit den neuen Kollegen

Auch wenn man die neue Stelle tatsächlich bekommt, kann es sein, dass man von Kollegen in der neuen Firma nach seiner Vergangenheit gefragt wird und diese wissen möchten, warum man seinen alten Arbeitsplatz verlassen hat. Ob man dann ehrlich antwortet, hängt von der individuellen Wahrnehmung ab.

Keineswegs sollte man jedoch zu viel von sich preisgeben. So ist es besser, nicht gleich über das Thema Mobbing zu sprechen, da die Gefahr besteht, dass vertrauliche Informationen weitergegeben werden.

Wer nicht über seine schmerzliche Vergangenheit in der alten Firma sprechen möchte, hat die Möglichkeit, ausweichend zu antworten. So kann man zum Beispiel sagen,

  • dass die Tätigkeiten am vorherigen Arbeitsplatz zu langweilig oder anspruchslos waren
  • dass die Stelle aufgrund von betrieblichen Umstrukturierungen gestrichen wurde, oder
  • dass man sich einfach beruflich verändern wollte.

Mit solchen Antworten geben sich die Kollegen in der Regel zufrieden.