Distanzreiten - Merkmale, geeignete Pferderassen und Ausrüstung

Beim Distanzreiten muss eine große Entfernung auf dem Pferd möglichst schnell zurückgelegt werden. Bei diesem Sport erfährt der Reiter immer wieder Neues über sein Pferd. Beide müssen sich immer wieder neu auf die Gegebenheiten einstellen und können dazu lernen. Nicht alle Pferdearten sind für das Distanzreiten geschaffen. Es zählen Mut, Temperament und vor allem Ausdauer aber auch Intelligenz und Durchhaltevermögen. Lesen Sie alles Wissenswerte über das Distanzreiten.

Von Cornelia Gschiel

Distanzreiten - Generelle Merkmale

Beim Distanzreiten handelt es sich um einen Pferdesport, bei dem Reiter und Pferd eine lange Strecke möglichst schnell zurücklegen müssen. Wichtig ist zudem darauf zu achten, dass die Tiere nicht überfordert werden.

Meistens werden Eintagesritte veranstaltet. Seltener finden Mehrtageswettbewerbe statt.

Es gibt Ritte im Breiten- wie auch im Hochleistungssport. Entscheidend ist, dass trotz der vielen zurückgelegten Kilometer das Pferd gesund und frisch am Ziel ankommt.

Die Strecke ist in den meisten Fällen markiert, man findet aber auch Ritte, bei denen die Reiter die Strecke mithilfe einer Karte selbst finden müssen. Es gibt ein vorgeschriebenes Mindesttempo. Gewonnen hat das Pferd, welches die Ziellinie als erstes überschreitet und bei dem es bei der Nachuntersuchung durch den Tierarzt keine Beanstandungen gibt.

Der schnelle Trab gilt als hauptsächliche Gangart. Idealerweise macht das Pferd lange bodendeckende Schritte.

Die vier verschiedenen Distanzen

Grundsätzlich werden Eintageswettbewerbe und Mehrtageswettbewerbe unterschieden. Für Neulinge sind Eintageswettbewerbe die bessere Wahl, da sich das Pferd langsam an die Belastung gewöhnen kann. Außerdem sollten Pferd und Reiter vor der Teilnahme gründlich trainieren, denn auch ein Eintagesritt kann sehr anstrengend werden.

Einführungsritte

Bei den so genannten Einführungsritten werden 25 bis 40 Kilometer pro Tag zurückgelegt. Die meisten Pferde verkraften diese Strecke sehr gut und kommen frisch und munter im Ziel an.

Einführungsritte können auch als Mehrtageswettbewerbe gestaltet sein. Dabei werden täglich 25 bis 34 Kilometer geritten, um die Pferde zu schonen.

Kurze Distanzritte

Die vier Distanzen:

  • Einführungsritte
  • Kurze Distanzritte
  • Mittlere Distanzritte
  • Lange Distanzritte

Etwas anspruchsvoller sind kurze Distanzritte, bei denen 41 bis 60 Kilometer geritten werden. Neulinge sollten es langsam angehen und auf die Körpersprache des Pferdes achten. Sollten Sie Erschöpfungszustände wahrnehmen, ist es klüger, auf die Platzierung zu verzichten und den Ritt abzubrechen.

Bei den Mehrtagesritten der kurzen Distanzritte werden höchstens 49 Kilometer pro Tag zurückgelegt. Die Pferde haben Zeit sich über Nacht zu regenerieren und können am nächsten Tag frisch und ausgeruht weiter reiten.

Galloppierende Pferdebeine auf Wiese mit Schlamm
Galloppierende Pferdebeine auf Wiese mit Schlamm

Mittlere Distanzritte

Mittlere Distanzritte mit 61 bis 80 Kilometern pro Tag sollten nur von erfahreneren Reitern und Pferden angegangen werden. Es handelt sich hierbei um die doppelte Strecke eines Einführungsrittes, deshalb sollte das Pferd dementsprechend trainiert sein und längere Strecken gewohnt sein. Bei Mehrtagesritten liegt die tägliche Distanz bei 50 bis 59 Kilometern.

Lange Distanzritte

Die Königsdisziplin beim Distanzreiten sind lange Distanzritte, die ab 81 Kilometern beginnen. Lange Distanzritte sollten nur von Profis geritten werden, die genau wissen, wie ihr Pferd auf die Anstrengung reagiert. Bei Mehrtagesritten werden täglich ab 60 Kilometer zurückgelegt.

Beim so genannten Hundertmeiler werden 160 Kilometer in 24 Stunden geritten. Bis ein Pferd diese Strecke verkraften kann, vergehen häufig einige Jahre.

  • Hartes Training
  • viel Weidengang und
  • angemessenes Futter

gehören zur Vorbereitung auf jeden Fall dazu.

Voraussetzungen

Ebene Distanzritte sind für kein gesundes Pferd ein Problem. Schwieriger wird es da schon im unebenen Gelände.

Voraussetzungen:

  • starke Beine
  • ausgeprägte Gelenke
  • kein zu dichtes Fell
  • schlanke Figur
  • hoher Widerrist
  • große Nüstern

Besonders vorteilhaft für das Distanzreiten sind Pferderassen, die gut proportionierte Beine und ausgeprägte Gelenke haben. Ein solches Pferd verstaucht sich seine Beine und Sprunggelenke nicht so leicht und zerrt sich auch nicht so schnell Muskeln.

Außerdem ist es besser ausbalanciert und neigt nicht zum Streichen. Sollte das Pferd streichen, so ist es nicht gut zum Distanzreiten geeignet. Hin und wieder hilft ein anderer Beschlag oder regelmäßiges Training, das Muskeln aufbaut.

  • Auch das Fell spielt eine Rolle. Es sollte nicht zu dicht sein, damit Hitze und Schweiß nach außen abgegeben werden können.
  • Schlanke Pferde sind Pferden mit runder Körperform vorzuziehen.
  • Das Pferd sollte außerdem möglichst große Nüstern haben, sodass es gut und frei atmen kann.
  • Auch ein hoher Widerrist kann dem Pferd aufgrund der Muskeln helfen.
  • Wenn an der Hinterhand besonders viele lange und schlanke Muskeln sitzen, hat das Pferd eine bessere Ausdauer.

Möchte man das Distanzreiten als Hochleistungssport betreiben, bedarf es einer gründlichen Vorbereitung des Tieres; dazu zählen

  • viel Weidegang für die Stärkung von Immunsystem und Muskeln
  • Training im offenen Gelände
  • eine auf die Leistung abgestimmte Fütterung
Junge Frau sitzt im Sattel und umarmt ihr Pferd
Junge Frau sitzt im Sattel und umarmt ihr Pferd

Geeignete Pferderassen

Die beliebtesten Pferderassen für das Distanzreiten sind Araber, denn sie vertragen hohe Luftfeuchtigkeit sowie hohe Temperaturen. Außerdem sind sie extrem ausdauernd, was an der Zucht liegt.

Araber sind von Natur aus schon ausdauernd und wurden daher schon von den Beduinen als Reittiere genutzt. Sie halten unebenes Gelände gut aus und sind äußerst hartnäckig. In Amerika werden auch Mustangs sehr gerne für das Distanzreiten herangezogen.

In Deutschland sind auch andere Pferderassen sehr beliebt für diesen Sport. Warm- und Kaltblüter, Vollblüter und Traber werden gerne eingesetzt.

Sie sind das Laufen gewohnt und verfügen über viel Kraft und Ausdauer. Aber auch

  • Shetland- und Islandponys
  • Welsh-Ponys und
  • Fjordpferde

werden von Deutschen in Distanzritten geritten. Wichtig ist auf jeden Fall eine entsprechende Vorbereitung und ein angemessenes Training im Vorfeld. Wie gut ein Pferd geeignet ist, sieht man erst auf weiteren Strecken.

Tierschutz: die Vor- und Nachuntersuchung des Pferdes durch den Tierarzt ist Pflicht

Untersuchung von:

  • Hufen
  • Rücken
  • Herz-Kreislauf-System
  • Gangwerk
  • Stoffwechsel

Beim Distanzreiten geht es hin und wieder ganz schön rau zu. Die Pferde müssen bei bester Gesundheit und guter Konstitution sein, um die langen und anstrengenden Ritte heil zu überstehen. Seit einiger Zeit ist eine Untersuchung des Pferdes durch einen Tierarzt sowohl vor als auch nach dem Start Pflicht.

Die Anfänge dieses Sports überlebten viele Pferde nicht, weil sie von ihren Reitern bis zur Erschöpfung getrieben wurden. Teilweise wurden 200 Kilometer pro Tag zurückgelegt.

Diese Strecke war für die meisten Pferde natürlich viel zu weit und zu anstrengend. Aufgrund von Erschöpfung starben schließlich viele Pferde an den Folgen des Distanzreitens.

Um dies zu verhindern, gibt es heutzutage strenge tierärztliche Kontrollen vor und nach dem Start eines Wettbewerbes. Bei längeren Ritten finden die Untersuchungen auch auf der Strecke statt.

Drei junge Pferde auf der Weide
Drei junge Pferde auf der Weide

Vor dem Start

Die Reittauglichkeit des Pferdes wird genauestens überprüft. Der Tierarzt muss entscheiden, ob das Pferd die vorgegebene Strecke noch ohne Schmerzen oder bleibende Schäden schafft.

  • Untersucht werden vor allem die Hufe sowie der Rücken, da diese Körperteile die meiste Belastung aushalten müssen.

  • Aber auch das Herz-Kreislauf-System und der metabolische Zustand werden überprüft.

  • Das Pferd muss auf ebenem und festem Untergrund vortraben, um Verletzungen am Gangwerk festzustellen.

Entscheidet der Arzt, dass das Pferd zu schwach ist oder Schäden davontragen könnte, müssen Tier und Reiter vom Wettbewerb ausgeschlossen sein. Ein Reiter der sein Pferd liebt und schätzt, wird über diese Entscheidung aber nicht unbedingt unglücklich sein, schließlich geht es um das Wohl des Pferdes.

Während des Wettbewerbs

Wird ein Pferd auf der Strecke kontrolliert, so darf es 20 Minuten nach Ankunft nicht mehr als 64 Herzschläge pro Minute haben. Ist der Puls höher, so liegt eine Überforderung des Kreislaufs vor. Auch Gangwerk und Stoffwechsel des Pferdes werden kontrolliert.

  • Bei Einführungsritten und kurzen Distanzritten muss mindestens eine Zwischenkontrolle stattfinden,
  • bei mittleren Distanzritten sind zwei Stopps vorgesehen.
  • Bei langen Distanzritten werden drei oder vier Verfassungskontrollen empfohlen.

Nach dem Wettbewerb

Zwei Stunden nach Zielankunft werden Puls, Stoffwechsel und Kreislauf des Pferdes abermals kontrolliert. Auch die abschließende Zieluntersuchung ist wichtig und entscheidet über weitere Teilnahmen an Distanzritten.

Anspruch an den Reiter

Auch der Reiter sollte einige Voraussetzungen erfüllen. Ist man jünger als 14, benötigt man mindestens einen beendeten Einführngsritt in der Wertung; alternativ braucht man einen Deutschen Reitpass der FN oder eine vergleichbare Qualifikation.

Wichtig zudem:

  • eine gelöste Haltung, eine harmonische Bewegung und ein ausbalancierter Sitz auch nach vielen Stunden
  • die Fähigkiet, lange Bergabstrecken neben seinem Pferd herzugehen, um dieses zu entlasten
  • das Einhalten der optimalen Geschwindigkeit des Pferdes
  • ein gutes Urteilsvermögen, was die Fähigkeit des Pferdes angeht
  • das Bewahren eines klaren Kopfes in heiklen Situationen

Die richtige Ausrüstung für das Distanzreiten

Beim Distanzreiten kommt es auch auf die richtige Ausrüstung an. Wer zu viel Gepäck mit sich herumschleppt, tut seinem Pferd nichts Gutes und muss im Zweifelsfall von einer guten Platzierung absehen. Wir klären, was Sie beim Distanzreiten unbedingt brauchen und worauf Sie besser verzichten sollten.

Die Ausrüstung des Pferdes

Ein spezieller Sattel ist beim Distanzreiten nicht Pflicht. Es werden sowohl Sättel mit flexiblen und festen Sattelbäumen, aber auch Modelle ohne Sattelbäume verwendet. Wichtig ist, dass der Sattel

  • perfekt sitzt
  • das Pferd nicht einengt und
  • weder drückt noch scheuert.

Wichtige Ausrüstung:

  • Guter Sattel und -gurt
  • Sattelunterlage
  • Schweifriemen/Vorderzeug
  • Nierendecke
  • Reithelm
  • Reitstiefel
  • Funktionskleidung

Ein guter Sattelgurt ist daher unumgänglich. Auch eine Sattelunterlage, die das Pferd auspolstert und vor Stößen schützt ist wichtig.

Schweifriemen und Vorderzeug sind vor allem in unebenem Gelände von Vorteil, da der Sattel dadurch nicht verrutschen kann. Wer möchte, kann auch Gamaschen oder Bandagen verwenden.

Wenn schlechtes Wetter droht, kann eine Nierendecke, die auf Nierengegend und Kruppe gelegt wird, sinnvoll sein, um das Pferd vor Kälte zu schützen. Hin und wieder sind auch Pferdedecken vorgeschrieben.

Die Ausrüstung des Reiters

Natürlich benötigt auch der Reiter spezielle Ausrüstung.

  • Von den meisten Veranstaltern werden Schutzhelme vorgeschrieben. Professionelle Reiter tragen aber ohnehin Helme, sodass dies keine Neuerung ist.

  • Beim Distanzreiten kann der Reiter entscheiden, welche Art von Reitstiefeln oder anderen Schuhen er tragen möchte.

  • Die restliche Kleidung muss auf die Witterung abgestimmt und im besten fall wasserdicht sowie atmungsaktiv sein.

Klug ist es, wenn die Jacke klein zusammenrollbar ist, sodass sie bequem verstaut werden kann. Auch eine Wasserflasche ist für jeden Distanzritt unumgänglich.

Nützliche Gegenstände

Nun kommen wir zu den Gegenständen, die nicht unbedingt notwendig sind:

Man sollte gut entscheiden, was man braucht und was nicht. Bei einigen Distanzritten muss man sich den Weg durch unebenes Gelände selbst suchen.

Hier sind Wanderkarten im Maßstab von 1:50.000 sinnvoll. Auch elektronische GPS-Geräte mit wichtigen Informationen für Reiter sind erhältlich.

Wer Probleme mit dem Kreislauf hat, sollte auch ein bisschen Traubenzucker mit auf den Weg nehmen. Dieser geht bei Bedarf sofort ins Blut und sorgt dafür, dass man sich besser fühlt.

Reiterin mit geflochtenen Haaren kniet in der Hocke und füttert ihr Pferd
Reiterin mit geflochtenen Haaren kniet in der Hocke und füttert ihr Pferd

Die Geschichte des Distanzreitens

Da das Distanzreiten für die Pferde mitunter sehr anstrengend werden kann - vor allem wenn es sich um weite und schwierige Strecken handelt - reiten viele Pferdefreunde unter dem Motto "Dabei sein ist alles" und freuen sich, wenn sie überhaupt im Ziel ankommen.

Das Distanzreiten gehört zu den ältesten Pferdesportarten der Welt. Die Menschen waren seit jeher vom Temperament und den Charaktereigenschaften der Pferde fasziniert und begannen nach ihrer Zähmung mit ihnen zu arbeiten.

Für das Distanzreiten sind nicht alle Pferde geeignet. Das Pferd muss mutig und ausdauernd und von der Muskulatur und der Gesundheit her fit sein.

Die Anfänge

Anfänge des Distanzreitens gehen auf frühe Kulturen zurück. Früher waren lange Ritte für Soldaten an der Tagesordnung. Kilometer um Kilometer wurde zurückgelegt um entfernte Schlachten und kriegerische Ziele zu erreichen.

Aus dem 15. Jahrhundert stammt ein Text, der ein genaues Trainingsprogramm inklusive Futtertipps für Pferde beinhaltet. Mit diesem Text von Kikkuli sollten Pferde angeblich 1.000 Kilometer in einer Woche zurücklegen können.

Nach den Persern, die ihre Poststationen mit Pferden belieferten, führte auch Dschingis Khan eine Form des Distanzreitens ein. Bis zu 240 Kilometer pro Tag mussten die Pferde zurücklegen.

Der so genannte Pony-Express, der 1860 eröffnet wurde und sich wegen großer Verluste nur zwei Jahre hielt, setzte ebenfalls aufs Distanzreiten. Poststationen zwischen San Francisco und Missouri wurden mit Pferden beliefert.

Sportliche Entwicklung

Zu einem richtigen Sport wurde das Distanzreiten aber erst Ende des 19. Jahrhunderts. Das Militär forcierte harte Rennen, bei denen die meisten Pferde qualvoll zugrunde gingen, was an der extremen Erschöpfung lag.

Deshalb kam der Sport in Verruf, wurde aber später rehabilitiert, indem man die Pferde vor und nach dem Start von Tierärzten untersuchen ließ. Heutzutage steht das Wohlergehen der Pferde bei solchen Veranstaltungen im Vordergrund. Ist ein Pferd zu geschwächt, so wird es vom Wettbewerb ausgeschlossen.