Besseres Feeling durch Capoeira - Ursprung, Merkmale, Bestandteile und Musik

Capoeira lässt sich als Kampfkunst beschreiben, bei der der Tanz einen besonderen Stellenwert einnimmt. Der Usprung liegt in Brasilien. Beim Training kommen viele Tritte in gedrehter oder eingesprungener Form zur Anwendung; ebenso stellt die Akrobatik einen typischen Bestandteil dar. Informieren Sie sich über den Ursprung sowie die Merkmale und Bestandteile des Capoeira.

Paradisi-Redaktion
Von Paradisi-Redaktion

Ursprung und Entwicklung

Ursprünglich ist Capoeira ein ritueller Tanz aus früheren Zeiten; die Sklaven entwickelten ihn in kurzer Zeit zur einer durchaus effektiven Selbstverteidigungstechnik. Doch natürlich durfte diese Technik nicht frei erlernt werden und so tarnten die Sklaven diesen Kampf in einen Tanz.

Capoeira war in Brasilien in der ersten Zeit verboten, weil die dort herrschende Oberschicht immer noch Angst vor den Kampfkünsten der schwarzen Sklaven hatte. Aber ab 1937 war es dann doch erlaubt.

Heutzutage wird durch zahlreiche Capoeira-Projekte in Brasilien vielen Straßenkindern eine bessere Zukunftsperspektive geboten, da Capoeira ihnen unter anderem auch Selbstvertrauen und Verantwortungsgefühl vermittelt. Auch in Deutschland gibt es immer mehr Angebote und Anhänger des Kampfsports.

Merkmale und Bestandteile

Bei Capoeira sind das Geschlecht, das Alter oder die Herkunft völlig egal, denn es ist einfach

  • die Freude, sich zu bewegen,
  • die Freude, seinen Körper kennen zu lernen und auch zu beherrschen.

Die Bewegungen wurden oft aus dem Tierreich übernommen und diese können von Frauen, Männern und Kindern jeden Alters mit unterschiedlicher Kondition, Beweglichkeit und Schnelligkeit ausgeübt und erlernt werden.

Wichtig ist aber, dass man dafür offen ist. Bewegung, Gesang und die Musik verbinden sich, und somit verschmelzen auch Körper, Geist und Seele zu einer harmonischen Einheit. Man fühlt sich besser und selbstbewusster mit Capoeira.

Bereiche und Schaukämpfe

Unterscheiden kann man Capoeira in zwei Bereiche:

  • den traditionellen Angola und
  • die sich weiterentwickelte Art Regional,

bei der dann auch andere Kampfkünste mit eingeflossen sind, wie unter anderem Jiu-Jitsu, Wushu und dem Ringen. Während des Trainings wird auch heute noch Musik gespielt und teils sogar noch die damals üblichen Lieder gesungen.

Die Schaukämpfe sind dabei sehr traditionell angelegt. Diese finden für gewöhnlich in der Roda statt. Dabei bildet sich ein Kreis um die zwei Capoeiristas die umgeben von den Musikern oder anderen Capoeiristas sind. Innerhalb dieses Kreises wird dann der Schaukampf ausgeführt.

Für die Capoeira bestehen feste Regeln, die allerdings nirgendwo aufgeschrieben wurden. Die Überlieferung erfolgt lediglich in mündlicher Form, wobei es sich nur um Standardregeln handelt, die in besonderen Fällen umgangen oder erweitert werden dürfen.

Unter anderem besagen diese, dass die Roda, also der Spielkreis, während des Spiels nicht verlassen werden darf. Vor und nach jedem Spiel reichen sich die Kämpfer die Hand.

Bei dem modernen Capoeira wird zwar auch auf musikalische Begleitung Wert gelegt, allerdings wird es dann doch eher mehr auf den Kampftanz an sich ausgelegt. Wie bei vielen Kampfsportarten werden immer mehr verschiedene Abwandlungen erschaffen, die inhaltlich aber doch so ziemlich alles gemeinsam haben.

Bewegungen und Inhalte

Zu unterscheiden sind die Arten der Bewegungen in der Capoeira. Zu ihnen zählen unter anderem tödliche Schläge mit anschaulichen Bezeichnungen wie Halbmondzirkel oder Rochenschwanz, aber auch Fluchtbewegungen, wie das Rad oder das Äffchen.

Daneben gibt es Ausweichbewegungen, Würfe und Betäubungsschläge, welche, zur richtigen Zeit eingesetzt, für den Sieg des Capoeirista entscheidend sind. Bestimmt wird deren Auswahl durch Malìcia, der Seele der Kampfkunst.

Im Allgemeinen ist Capoeira ganzkörperbetont, bestehend aus

  • Abwehr- und Boxtechniken
  • Drehtritten
  • eingesprungenen Tritten, bis hinzu zu
  • Salti.

Dabei wird alles aus einer harmonischen Bewegung zur Musik ausgeführt. Radschlagen und Handstände, aus denen ebenfalls Techniken ausgeführt werden, zeichnen die anspruchsvolle Akrobatik aus.

Die Grundbewegung in der Capoeira ist die Ginga, die im Rhythmus der Musik ausgeführt wird. Dabei bewegt sich der Capoeirista mit gebeugten Beinen, wobei ein Bein hinter dem Körper, das andere einen Meter vor dem hinteren Bein steht.

Anschließend wird das hintere Bein neben das vordere gebracht und das andere Bein nach hinten geführt. Zum Schutz hält der Capoeirista beide Arme vor das Gesicht.

Capoeira-Bewegungen:

  • Tödliche Schläge
  • Fluchtbewegungen
  • Ausweichbewegungen
  • Würfe
  • Betäubungsschläge
  • Tritte
  • Salti

Die Seele der Kampfkunst Capoeira

Die Seele der Capoeira wird Malìcia genannt. Malicìa gehört zum Temperament der Capoeiristas, das ihnen sozusagen in die Wiege gelegt wurde. Übersetzen lässt sich diese Eigenschaft mit "bösartiger Cleverness, Hinterlist".

In Anbetracht der Entstehung der Capoeira handelt es sich allerdings um eine überlebenswichtige Eigenschaft, die nicht umsonst bei den Brasilianern als positiver Charakterzug anerkannt wird. Andere Kulturen, insbesondere Europäer, können Malìcia kaum nachvollziehen. Deshalb wird Capoeira in Europa kaum ausgeübt.

Den Eindruck von Schwäche widerlegen

Den Capoeiristas geht es nicht darum, im Vorfeld des Kampfes ihre körperliche Stärke zu zeigen. Im Gegenteil, das Posieren vor Publikum, wie es hierzulande unter anderem vor Boxkämpfen üblich ist, ist eher unerwünscht. Besonders die jungen Schüler der Capoeira sollten früher den Eindruck erwecken, sie seien Weichlinge.

In der Capoeira geht es darum, den Eindruck von Schwäche durch Malìcia zu widerlegen. Malìcia bedeutet also auch Kriegslist, Taktik und ließe sich mit einer auf der Lauer liegenden Schlange vergleichen, die im richtigen Moment ihre Beute packt.

Der Einfluss der Malìcia

Malìcia ist Lebensart und kann nicht gelehrt werden. Capoeira-Schüler probieren sich im Laufe der Zeit spielerisch in ihren Kämpfen aus. Um die Capoeira zu gewinnen, müssen sie nicht zwangsläufig viele Techniken beherrschen. Vielmehr sollten sie in der Lage sein,

  • die bereits erlernten Methoden zu perfektionieren und
  • taktisch in den Kampf einzubauen wissen.

Notwendig ist hierfür ein gewisser Überblick während des Kampfes. Durch Malìcia wird die Capoeira zu einem spannenden Kampf mit nicht vorhersehbarem Ausgang. Während in der modernen Form der Capoeira aufgrund der Kürze des Kampfes auf Malìcia häufig verzichtet wird, besitzt sie in der traditionellen Capoeira Angola immer noch einen hohen Stellenwert.

Zwei Capoeira-Tänzer in weiß am Sandstrand am Meer
Zwei Capoeira-Tänzer in weiß am Sandstrand am Meer

Die Musik

Die Kampfkunst Capoeira wird grundsätzlich immer von Musik begleitet. Der Gesang von Capoeira-Liedern ist ebenfalls ein sehr wichtiger Bestandteil der Kampfkunst. Der Rhythmus wird als Toque bezeichnet.

Musikinstrumente

Als traditionelle Instrumente in der Capoeira kommt unter anderem der Berimbau zum Einsatz, bei dem es sich um einen gebogenen Holzstock handelt, der mit einer Saite bespannt ist. Als Resonanzkörper dient ein ausgehöhlter Flaschenkürbis.

Dieses einfache Instrument eignet sich dazu, einen einfachen, sich stets wiederholenden Rhythmus zu beschreiben. Unterstützt wird der Berimbau von einer Fasstrommel, der Atabaque. Ebenfalls häufig kommt das Pandeiro zum Einsatz, wobei es sich um eine Art Tambourin handelt.

Capoeira-Rhythmen:

  • Capoeira
  • Angola
  • Sao Benti Grabde de Angola
  • Benguela
  • Sao Bento Grande de Bimba
  • Sao Bento Pequeno
  • Iuna

Verschiedene Rhythmen

  • Passend zur Stilrichtung Angola gibt es einen Rhythmus mit derselben Bezeichnung. Er ist die älteste Musikform in der Capoeira. Geklatscht wird dabei nicht.

  • Im Angola kommt es zu spektakulären Aufführungen, die sich in heftigen Rhythmus- und Bewegungswechseln auszeichnen, wobei Letztere in Bodennähe ausgeführt werden. Das durchschnittliche Tempo des Angola ist eher gemäßigt.

  • Schneller geht es im Sao Benti Grabde de Angola zu, langsame Formen sind möglich. Dieser Rhythmus gehört zu den verspielteren Formen, wobei akrobatische Übungen in die Darbietung eingeflochten werden.

  • Ebenfalls von Akrobatik geprägt ist Benguela. Direkte Tritte auf den Gegner kommen kaum zum Einsatz, so dass es sich um ein reines Spiel handelt.

  • Sao Bento Grande de Bimba zeichnet sich durch Toleranz im Hinblick auf Tritte und Akrobatik aus. Dieser Rhythmus ist ein sehr schneller, kraftvoller.

  • Sao Bento Pequeno legt das Augenmerk auf die Choreographie des Caopeirista und fällt durch besonders freundliches Spiel auf.

  • Eine Besonderheit ist Iuna, der nach einer Vogelart benannt wurde. Dieser Rhythmus wird unter anderem eingesetzt, wenn Verstorbener gedacht werden soll. Um an ihm teilnehmen zu dürfen, muss der Capoeirista sich bewähren.

    Die Bewegungen im Iuna sind von reiner Akrobatik geprägt. Es ist der einzige Rhythmus, zu dem nicht gesungen wird.

Vorzüge dieser Kampfkunst

Der ganz klare Vorteil ist, dass man sich nicht nur

  • in der Selbstverteidigung übt
  • sich tänzerisch weiterbildet,
  • sondern obendrein auch noch akrobatisch gefordert wird.

Aus diesem Grund ist es für Menschen mit Gelenkbeschwerden nicht sonderlich zu empfehlen. Für alle anderen dagegen sehr. Denn gerade durch die Vielfalt, kann man mehrere sportliche Betätigungen in einer verbinden. Der Spaß in der Gruppe rundet dann das Vergnügen vollends ab.

Wer sich also für das Tanzen begeistert, gerne Kampftechniken erlernt und einen Faibel für Akrobatik hat und nicht jedes einzeln erlernen will oder kann, sondern dies alles miteinander verbinden will, für den ist Capoeira die ideale Lösung. Eine exotische, einzigartige und zugleich sehr anspruchsvolle Betätigung, die selbst ob ihrer klar ersichtlichen Vorteile, Ihresgleichen im gesamten Sportbereich sucht.

  • Meister Paulinho Sabia Capoeira Die Grundtechniken Buch + DVD, Independance Prod, 2006, ISBN 2353950035
  • Dirk Hegmanns Capoeira. Die Kultur des Widerstandes: Ein Lese- und Übungsbuch, Schmetterling Verlag, 1998, ISBN 3896579207
  • Ponciano Almeida Capoeira: Traditionen, Techniken und Grundlagen des brasilianischen Kampftanzes, Pietsch Verlag, 2007, ISBN 3613505495

Unsere Artikel werden auf Grundlage fundierter wissenschaftlicher Quellen sowie dem zum Zeitpunkt der Erstellung aktuellsten Forschungsstand verfasst und regelmäßig von Experten geprüft. Wie wir arbeiten und unsere Artikel aktuell halten, beschreiben wir ausführlich auf dieser Seite.