Chemosis - Ursachen, Merkmale und Behandlung der Bindehautschwellung

Bei einer Chemosis - auch Chemose, Bindehautödem oder Konjunktivalödem - hebt sich die Bindehaut wie bei einer Blase von der darunter liegenden Lederhaut ab. Die Schwellung der Bindehaut zeigt sich weißlich-glasig oder nimmt eine rote Färbung an. In manchen Fällen quillt sie regelrecht aus der Augenlidspalte hervor. Sogar die Augenhornhaut kann partiell überdeckt werden. Die Chemosis nimmt oft einen unangenehmen Verlauf, gilt jedoch nicht als ansteckend. Neben einer Bindehautentzündung kommen auch Augenreizungen und andere Ursachen in Frage. Lesen Sie hier mehr zu den Ursachen, Merkmalen und Behandlungsmöglichkeiten bei einer Chemosis.

Von Jens Hirseland
Klassifikation nach ICD-10: H11.4
ICD-10 ist ein weltweit verwendetes Klassifikationssystem für medizinische Diagnosen. Der sogenannte ICD-Code ist zum Beispiel auf einem ärztlichen Attest zu finden.

Ursachen einer Chemosis

Für die Entstehung einer Chemosis sind in der Regel intensive Reizungen oder eine Bindehautentzündung verantwortlich. Diese werden ihrerseits durch unterschiedliche Auslöser hervorgerufen. Dazu zählen vor allem virale Infektionen oder Allergien, zum Beispiel gegen Kosmetikartikel, Pollen oder Tierhaare.

Manchmal sind auch Abflussstörungen aufgrund von Raumforderungen innerhalb der Augenhöhle wie bei einer endokrinen Orbitopathie für das Anschwellen der Bindehaut verantwortlich. Gleiches gilt für Vertrocknungen beim Lagophthalmus (unvollständiges Schließen des Augenlids).

Bei einigen Patienten wird eine Chemosis auch durch einen Tumor im Augenhöhlenbereich hervorgerufen. So löst dieser eine Stauung in den Gefäßen der Bindehaut aus.

Bei Trägern von Kontaktlinsen besteht das Risiko, dass Unverträglichkeiten auf Linsenpflegemittel eine Chemosis verursachen.

Weitere mögliche Gründe für eine Chemosis:

  • UV-Licht (Sonnenlicht)
  • Verletzungen des Auges
  • Verbrennungen
  • Verätzungen

Bei Verbrennungen besteht das Problem, dass die Chemosis länger anhält, weil der Heilungsprozess mehr Zeit in Anspruch nimmt.

Merkmale einer Chemosis

Ein typisches Merkmal der Chemosis ist, dass die Bindehaut der betroffenen Person bereits nach wenigen Minuten stark anschwillt und sich um einige Millimeter vergrößert. Besonders beim Tragen von Kontaktlinsen können deswegen Verletzungen am Auge entstehen. So hebt sich die Bindehaut an der Kontaktlinsenregion von der darunter befindlichen Lederhaut stark ab. Durch das Hervortreten der Bindehaut vor das Augenlid, nimmt das betroffene Auge ein auffälliges Aussehen an.

Viele Betroffene bemerken das Entstehen der Chemosis nicht einmal, weil sie keine größeren Beschwerden verursacht. Bei einigen Patienten kommt es allerdings zu Juckreiz und Schmerzen. Klemmt sich die vorgefallene Bindehaut aufgrund einer Schwellung des Augenlids ein, droht sogar ein regelrechter Teufelskreis.

Wann zum Arzt?

Kommt es an der Bindehaut zu einer starken Schwellung oder anderen bedenklichen Veränderungen des Auges, sollte ein Termin beim Augenarzt vereinbart werden. Vor allem bei weiteren Beschwerden ist es wichtig, den Arztbesuch nicht aufzuschieben. So ist der Mediziner in der Lage, die genaue Ursache für die Chemosis herauszufinden und eine entsprechende Behandlung vorzunehmen.

Diagnose einer Chemosis

Zu Beginn der Untersuchung erkundigt sich der Augenarzt nach den Problemen des Patienten. Von Interesse sind ferner mögliche Grunderkrankungen. Außerdem möchte er wissen, wie lange die Symptome bereits andauern und ob noch weitere Beschwerden bestehen. Wichtig können auch eventuelle Augenverletzungen sein.

Nächster Diagnoseschritt ist eine gründliche Untersuchung des erkrankten Auges. Dabei greift der Augenarzt auf eine Spaltlampe zurück, mit der er zusätzlich die benachbarten Augenregionen begutachtet.

Liegt eine Entzündung vor, wird ein Abstrich der Bindehaut entnommen. Anschließend erfolgt die Untersuchung der Probe in einem Labor.

Ergibt sich durch die Diagnostik der Verdacht auf einen Tumor als Urheber der Chemosis, können noch weitere Untersuchungen wie zum Beispiel bildgebende Verfahren durch einen Facharzt erforderlich sein.

Behandlung der Chemosis

Um die Schwellung der Bindehaut zu beheben, muss deren auslösende Ursache behandelt werden. Ist zum Beispiel eine Bindehautentzündung (Konjunktivitis) aufgrund einer Allergie für die Chemosis ursächlich, erhält der Patient Antihistaminika, die meist in Form von Augentropfen verabreicht werden. Die Antihistaminika haben die Eigenschaft, die Entzündungszellen am Ausschütten von Histamin, das die Beschwerden auslöst, zu hindern.

Beim Verwenden der anti-allergischen Augentropfen müssen Kontaktlinsen abgelegt werden, da sonst weitere Reizungen des Auges drohen.

Sinnvoll ist zudem die Gabe von zusätzlichen Medikamenten mit anti-allergischer Wirkung, die gegen die Auslöser der Allergie wie Pollen, Gräser oder Tierhaare vorgehen.

Im Falle von Verletzungen oder Verätzungen erfolgt ebenfalls eine gezielte Behandlung der Auslöser.

Im Falle eines Tumors können aufwendige Behandlungen wie ein operativer Eingriff, Bestrahlungen oder eine Chemotherapie erforderlich sein.

Homöopathische Mittel

Auch homöopathische Arzneimittel lassen sich gegen eine Chemosis einsetzen. So bewirken die Homöopathika oft das Abschwellen der Bindehaut. Sie haben außerdem den Vorteil, dass sie keine Nebenwirkungen auslösen.

Nachbehandlung

Weil eine Chemosis aufgrund einer allergischen Bindehautentzündung immer wieder neu auftreten kann, ist es wichtig, die auslösenden Allergene konsequent zu meiden. Darüber hinaus sollten regelmäßige Nachuntersuchungen beim Augenarzt erfolgen. Vorsicht ist zudem bei Kosmetika geboten, die Allergien am Auge auslösen können.

Prognose bei einer Chemosis

Wird die Chemosis rechtzeitig mit einer entsprechenden Therapie behandelt, fällt die Prognose in der Regel günstig aus. Im Falle eines Tumors nimmt die Therapie jedoch mehr Aufwand und Zeit in Anspruch.

Vorbeugung einer Chemosis

Um einer Chemosis, die allergiebedingte Ursachen hat, vorzubeugen, wird empfohlen, ausschließlich Kosmetika zu verwenden, die einem Allergietest unterzogen wurden. Außerdem ist es wichtig, sich nicht ständig die Augen zu reiben und sich zuvor gründlich die Hände zu waschen. So können sich an ihnen Keime befinden, die eine Bindehautentzündung verursachen. Auf den Einsatz von scharfen Reinigungsprodukten ist ebenfalls zu verzichten.