Der Bergstock - ein ganz besonderer Wanderstock

Das Wandern im Gebirge stellt durch sein anspruchsvolles Gelände besondere Anforderungen an den Wanderer. Hersteller von Wanderstöcken haben für dieses Einsatzgebiet einen recht außergewöhnlichen Wanderstock entwickelt. Der Bergstock zeichnet sich besonders dadurch aus, dass er deutlich länger ist - meistens überkörperlang. Lesen Sie alles Wissenswerte über den Bergstock.

Von Kai Zielke

Ein besonderes Modell unter den Wanderstöcken ist der Bergstock. Er wird auch als Alpenstange bezeichnet.

Seinem Namen gemäß setzt man ihn im Gebirge beim Auf- und Abstieg ein, wo er als Einzelstock verwendet wird. Bei Bedarf benutzt der Wanderer beide Hände zum Überwinden von unterschiedlichsten Hindernissen. Auch in Wildnisgebieten kommt der Bergstock zur Anwendung.

Material und Länge

Anders als übliche Wanderstöcke besteht ein Bergstock aus einheimischem Holz oder aus Bambus. In Betracht kommen beispielsweise

  • Eberesche
  • Schwarzdorn oder
  • Haselnuss.

Letztere eignet sich besonders gut, um Verzierungen in das Holz zu schnitzen. Auch industriell gefertigte Rundhölzer werden verwendet.

Angeboten wird der Bergstock hauptsächlich in Jagdausstattern oder im Internethandel. Es gibt große Differenzen in Ausstattung und Preis.

Als Bergstock sind unterschiedliche Längen verfügbar, so dass jeder Wanderer die für ihn optimale Länge auswählen kann. Grundsätzlich entspricht diese der etwaigen Körpergröße des Wanderers; traditionell fällt der Bergstock aber auch länger aus: bringt man einen "echten Bergstock" mit einer Länge in Verbindung, die den Wanderer um eine halbe Armeslänge überragt.

Der Durchmesser liegt zwischen 30 und 35 Zentimetern. Man findet aber auch Modelle mit 40 mm Durchmesser.

Wanderschuhe und Wanderstock auf einer Landkarte
Wanderschuhe und Wanderstock auf einer Landkarte

Unterschiedliche Modelle

Bei den Bergstöcken sind einteilige Modelle von denen zu unterscheiden, die sich teilen lassen. Diese bestehen aus mehreren Stücken, die mittels Schraubverbindungen zusammengefügt werden können.

Beide Arten haben ihre Vor- und Nachteile. Einteilige Bergstöcke sind robuster; sie halten einer höheren Belastung Stand. Diese Eigenschaft kommt besonders den Wanderern zugute, die viel Gepäck mit sich führen. Mehrteilige Stöcke hingegen lassen sich auf Reisen oder nach dem Gebrauch platzsparend verstauen.

Der Gummipuffer

Zur Dämpfung besitzt der Bergstock über seiner Stahlspitze einen Gummipuffer. Bei entsprechendem Untergrund wird er entfernt, damit die Spitze im Boden greifen kann. Einige Bergstöcke verfügen auch im oberen Teil über einen solchen Puffer, so dass diese Modelle Stöße noch besser abfangen können.

Man findet auch Stöcke mit Metallspitzen. Diese werden dann beispielsweise vor allen Dingen auf eisigen Untergründen verwendet, um darauf besseren Halt zu bieten.

Der Bergstock des Jägers

Schneeschuhwanderer mit Stöcken, Rucksack und roter Jacke
Schneeschuhwanderer mit Stöcken, Rucksack und roter Jacke

Eine besondere Bedeutung hat der Bergstock für Jäger. Sie benutzen ihn nicht nur, um von seiner Bequemlichkeit beim Auf- und Absteigen im Gebirge zu profitieren.

Jäger verwandeln den Bergstock durch das Aufsetzen von speziellen Klingen in eine Waffe. Ist die Beute erlegt, kann sie am Bergstock befestigt und nach Hause befördert werden.

Als Zusatzausstattung können unter anderem Hirschhorngabeln und Lederriemen angebracht sein. Der Treiber benutzt Bergstöcke, deren Griff abgerundet ist.

Besonders edle Modelle besitzen Verzierungen oder einen gedrehten Stock. Bergstöcke können bei einigen Benutzern durchaus als Statussymbol bezeichnet werden.

Der selbstgemachte Bergstock

Wer gegen industriell hergestellte Bergstöcke ist, kann sich natürlich auch selbst einen solchen anfertigen. Die besagte Haselnuss ist dafür besonders gut geeignet.

Die Ernte des Holzes sollte zwischen Mitte Dezember und Ende Januar erfolgen. Auf diese Weise kann man es am schnellsten trocknen, da der Saftfluss geringer ist.

Die Trocknung kann man zudem dadurch beschleunigt werden, dass man einen Stock, der im Saft steht, nicht sofort entastet und schneidet. Stattdessen schneidet man am Erntetag nur die Rinde durch und wartet mit dem Absägen ein paar Tage, oder man belässt einige belaubte Äste am Stock. Wichtig ist, die Rinde am Stock zu belassen, um so Risse während der Trocknung zu vermeiden.

Rückenansicht Frau mit Rucksack genießt die Aussicht, Fluss und Wälder
Rückenansicht Frau mit Rucksack genießt die Aussicht, Fluss und Wälder

Beim Abschneiden von Seitenästen sollte man einen kleinen Strunk stehenlassen und diesen erst bei der Fertigstellung abschleifen. Die Trocknung sollte

  • an einem luftigen
  • an einem nicht zu trockenen
  • an einem nicht zu warmen
  • stehend im Schatten oder
  • liegend auf einer geraden Unterlage

erfolgen. Hat man einen sehr krummen Stock, kann man die Biegungen begradigen, wenn man das Holz zuvor für einige Tage bis hin zu zwei Wochen gewässert hat. Idealerweise erfolgt dies in einem Fließgewässer - hat man jedoch keinen Fluss in der Nähe, kann man den Stock auch in einen Bottich mit wAsser legen.

Wurde der Stock gerichtet, hängt man ihn senkrecht auf und beschwert das untere Ende mit einem Gewicht, um eine Rückstellung zu vermeiden. Hier ist auf ein ausreichend schweres Gewicht - empfohlen werden mehrere Kilo pro Quadratzentimeter Querschnitt - zu achten.

Wer unter guten Bedingungen - nicht wärmer als 20 Grad Celsius, bei einer Luftfeuchtigkeit von unter 60 Prozent, ist der Stock in etwa einem halben Jahr getrocknet. Währenddessen sollte man ihn regelmäßig ölen; dazu eignet sich beispielsweise Leinöl.

Als Spitze lässt sich beispielsweise eine Schraube ins Stockende hineindrehen. Wer keine Metallspitze haben möchte, wählt einen Gummistopfen.

Beim Abschleifen des Holzes sollte auf eine völlig glatte Oberfläche verzichtet werden. Anderenfalls muss man mit Einbüßen in der Griffigkeit rechnen.