Anlaufstellen für Opfer sexueller Nötigung und Therapiemöglichkeiten, um diese zu verarbeiten

Viele Opfer von sexueller Nötigung oder sexueller Gewalt benötigen anschließend therapeutische Hilfe. Um das belastende Ereignis zu verarbeiten, gibt es verschiedene Therapiemöglichkeiten.

Von Jens Hirseland

Als sexuelle Nötigung bezeichnet man sexuelle Handlungen, die gegen den Willen des Opfers erfolgen. Dabei wird der Genötigte durch Drohungen oder Gewalt dazu gebracht, Dinge zu tun, die er sonst nicht tun würde.

Oftmals besteht dabei ein Machtgefälle zwischen Täter und Opfer. So stellt sexuelle Nötigung einen schweren Verstoß gegen die sexuelle Selbstbestimmung dar.

Zur sexuellen Nötigung gehört auch das Eindringen in den Körper mit dem Penis oder einem Gegenstand. Ob die Penetration oral, anal oder vaginal erfolgt, spielt dabei keine Rolle.

Die schwerste Form von sexueller Nötigung ist Vergewaltigung, bei der das Eindringen in den Körper des Betroffenen gewaltsam erzwungen wird. Umgangssprachlich bezeichnet man auch sexuelle Nötigung oft als Vergewaltigung, da das Opfer dabei dasselbe empfindet.

Orte und Folgen des Missbrauchs

In den meisten Fällen sind Frauen und Mädchen von sexueller Nötigung oder Vergewaltigung betroffen. Bei der Mehrzahl der Täter handelt es sich um Männer, die häufig aus dem sozialen Umfeld des Opfers stammen.

Das bedeutet, dass viele Fälle von sexueller Gewalt ausgerechnet dort stattfinden, wo sich das Opfer eigentlich sicher fühlt. Dabei kann es sich um

handeln.

Für die Opfer von sexueller Nötigung oder sexueller Gewalt ist es oft sehr schwer, ein solch traumatisches Erlebnis zu verarbeiten. In manchen Fällen treten die Folgen sogar erst Jahre später auf.

Mitunter leiden die Betroffenen ihr ganzes Leben lang darunter. Typische Folgen sind:

Wichtig: aktiv werden!

Wege aus sexueller Gewalt zu finden, ist sehr schwierig, da es kein typisches oder richtiges Verhalten dafür gibt. Die Reaktionen der Opfer fallen sehr unterschiedlich aus. Während die einen die sexuelle Nötigung starr und teilnahmslos über sich ergehen lassen, wehren sich andere sowohl verbal als auch körperlich.

In manchen Fällen zeigen die Betroffenen scheinbares Entgegenkommen, weil sie Angst um ihr Leben haben. Vor allem bei Vergewaltigungen kommt es zu einem Schutzmechanismus, bei dem das Überleben im Vordergrund steht und Menschen in eine Schockkstarre verfallen.

Freeze - Flight - Fight & Flight

Werden Sie aktiv und verfallen nicht in eine Opfer-Rolle! Machen Sie durch laute Schreie auf sich aufmerksam und wehren Sie sich: Schläge in empfindliche Regionen wie das Gesicht, den Kehlkopf oder die Weichteile können den Angreifer so verwirren oder ablenken, dass sich die Möglichkeit zur Flucht ergibt.

Man spricht in diesem Zusammenhang auch von drei typischen F-Phasen:

  1. Freeze (erster Moment der Schockstarre)
  2. Flight (besteht die Möglichkeit zur Flucht, ergreifen Sie diese sofort)
  3. Fight & Flight (gibt es kein unmittelbares Entkommen, wehren Sie sich durch Tritte und Schläge und fliehen Sie schnellstmöglich)

Frauen können hier nur selten auf ihre Muskelkraft setzen - nutzen Sie daher den Überraschungsmoment!

Institutionen, an die man sich wenden kann

Oftmals versuchen die Opfer von sexueller Gewalt alleine mit dem Geschehenen fertig zu werden, was jedoch nur in den seltensten Fällen gelingt. Daher ist es wichtig, sich Hilfe zu suchen, um aus dem traumatischen Erlebnis auszubrechen.

Unterstützung findet man in zahlreichen Einrichtungen, die sich auf die Opfer von sexueller Nötigung und Vergewaltigung spezialisiert haben und diese entsprechend beraten. Die Beratungsstellen helfen auch bei der Vermittlung von Rechtsanwälten sowie bei der Vorbereitung eines Prozesses.

Therapie als Weg aus dem Teufelskreis

Für die Betroffenen ist in der Regel eine Psychotherapie die einzige Hoffnung auf Besserung. Welche Therapieform sich am besten eignet, um die traumatischen Erlebnisse zu bewältigen, hängt vom Störungsbild sowie der Art und dem Ausmaß der sexuellen Nötigung ab.

Alle Therapien haben gemeinsam, dass dabei die belastenden Geschehnisse aufgearbeitet und bewältigt werden sollen.

Ein wichtiger Faktor für den Behandlungserfolg ist eine vertrauensvolle Beziehung zwischen Patienten und Therapeuten, damit der Betroffene wieder in die Lage kommt, positive Gefühle zu entwickeln.

Es ist daher ratsam, einen Therapeuten auszuwählen, der über ausreichend Erfahrung auf diesem Gebiet verfügt. Zu den verschiedenen Therapiemöglichkeiten gehören u.a.:

Psychotherapeutische Einzelsitzungen

Bei einer psychotherapeutischen Einzelsitzung behandelt man die Beschwerden des Betroffenen individuell. Das heißt, dass jedem Patienten ein fester Bezugstherapeut zur Verfügung steht.

Bei dieser Therapieform hält man regelmäßig Einzelsitzungen ab. Dabei werden die Probleme offen angesprochen, Lösungswege gesucht sowie realistische Behandlungsziele bestimmt.

Psychotherapeutische Gruppensitzungen

Im Unterschied zur Einzelsitzung kommen bei einer psychotherapeutischen Gruppensitzung mehrere Betroffene zusammen, die gemeinsam über ihre Probleme und Beschwerden sprechen und miteinander nach Lösungsmöglichkeiten suchen. Dabei werden vor allem Probleme

  • in der Partnerschaft
  • in der Familie oder
  • am Arbeitsplatz

angesprochen.

Indikative psychotherapeutische Gruppensitzungen für spezielle Krankheitsbilder

Liegen spezielle Krankheitsbilder vor, kann eine indikative psychotherapeutische Gruppensitzung hilfreich sein. Dabei erfolgen Gruppensitzungen zu bestimmten Themen. Dazu gehören z.B.:

  • Ängste
  • Depressionen
  • Essstörungen
  • Schlafstörungen
  • soziale Unsicherheiten
  • psychosomatische Beschwerden