Mit dem Abbruch leben lernen - Richtiger Umgang mit der Abtreibung als Frau wie auch als Mann

Oft sind Frauen nach einem Schwangerschaftsabbruch (umgangssprachlich auch Abtreibung genannt) traurig und befreit zugleich. Bei der Entscheidung für oder gegen das Kind ist die Frau relativ allein, auch wenn es Hilfe und Unterstützung gibt, bleibt es für sie doch eine Gewissensfrage. Auch der Erzeuger des Kindes ist genauso betroffen. Männer gehen mit dieser Thematik ganz unterschiedlich um.

Von Claudia Rappold

Mögliche Unterstützung

Ein Schwangerschaftsabbruch ist eine schwerwiegende Entscheidung und verändert das Leben der Frau. Es gibt Hilfen für Frauen nach einem Schwangerschaftsabbruch, wie:

Oft kann auch eine therapeutische Hilfe nötig werden.

Besonders schwer ist es für Frauen, die den Schwangerschaftsabbruch bereuen oder als Fehler ansehen. Nach jedem Schwangerschaftsabbruch ist eine Art Trauerarbeit zu leisten, um zu lernen, mit dieser Entscheidung zu leben.

Oft fühlen sich Frauen schuldig und haben Gewissensbisse, es können auch Depressionen nach einem Schwangerschaftsabbruch auftreten. Ein Abbruch bleibt immer ein Einschnitt im Leben der Frau, den es zu verkraften gilt.

Über die möglichen psychischen Folgeerscheinungen einer Abtreibung werden die meisten Frauen nicht ausreichend informiert. Es geht nicht um eine moralische Beurteilung, jede Frau hat das Recht auf eine freie Entscheidung, aber sie muss auch nach dem Schwangerschaftsabbruch mit dieser Entscheidung leben können.

Den Verlust verarbeiten

War der Schwangerschaftsabbruch ungewollt, aus unterschiedlichen Gründen für die betroffene Frau jedoch unumgänglich, muss sie lernen, diesen Verlust zu verarbeiten. Am härtesten sind kinderlose Frauen betroffen, die eine Abtreibung hatten und dann später keine weiteren Kinder bekommen können.

Setzt die Patientin sich nicht mit diesen Gefühlen auseinander, sondern verdrängt sie, kann es unter Umständen zu schwerwiegenden psychischen Störungen kommen.

Wie der Mann sich vor, während und nach einer Abtreibung der Partnerin verhalten sollte

Für oder gegen die Abtreibung?

Männer reagieren unterschiedlich, wenn die Partnerin einen Schwangerschaftsabbruch plant. Manche drängen die Frau zu diesem Schritt, weil sie sich ein Leben mit einem Kind nicht vorstellen können und keine Verantwortung übernehmen wollen.

In anderen Fällen ist der Mann gegen die Abtreibung, dann hat er rechtlich gesehen keine Möglichkeit diese zu verhindern: Es ist ganz allein die Entscheidung der Frau. Es gab schon Fälle, bei denen der Mann versucht hat, die Abtreibung juristisch zu verhindern, dabei aber erfolglos blieb.

Gemeinsam zur Beratung

Idealerweise begleitet der Kindsvater die Frau zu den Gesprächen in der Beratungsstelle. Es ist wichtig, wie immer die Frau sich entscheidet, dass sie nicht allein mit dieser Entscheidung ist.

Je besser der Mann informiert ist, was bei dem Abbruch passiert und was in der Frau vorgeht, desto besser kann er mit der Situation umgehen.

Bei der Entscheidung für oder gegen das Kind sollten nicht nur Vernunftgründe eine Rolle spielen - die Gefühle sollten wahrgenommen werden. Auf keinen Fall sollte der Mann die Frau mit der Entscheidung alleine lassen.

Der Partnerin eine Stütze sein

Die Entscheidung für einen Schwangerschaftsabbruch wird in der Regel nicht leichtfertig gefällt. Dahinter steht meist ein zeitintensiver Prozess und die Paare haben gute Beweggründe. Oft wird nach dem Abbruch eine Befreiung empfunden, aber auch eine Trauer. Diese Trauer muss nicht nur von der Frau gefühlt werden sondern kann auch den Partner betreffen.

Die Gegebenheiten rund um einen Schwangerschaftsabbruch werden oft als emotionale Achterbahnfahrt empfunden. Oft hat die Frau den Kinderwunsch betreffend keine eindeutige Haltung: Vernunftgründe sprechen dagegen, aber das Gefühl und Empfinden sagt etwas anderes. Dies kann die Frau nach dem Schwangerschaftsabbruch in eine verzweifelte Lage bringen - begleitet von Schuldgefühlen und schlechtem Gewissen.

Dann braucht sie jede Unterstützung des Partners. Offene Gespräche, in denen die Frau ihre Gefühle bekennen kann, haben eine entlastende Wirkung. Der Mann ist in dieser Zeit als guter Zuhörer und Tröster gefragt, denn die Frau muss eine Art Trauerarbeit leisten.

Genauso wichtig sind natürlich die Gefühle des Mannes.