Probleme im Eltern-Lehrer-Verhältnis und mögliche Lösungen

Das Verhältnis zwischen Lehrern und Eltern ist oft schwierig. Die Eltern haben hohe Erwartungen und nehmen zudem bei Problemen ihren Nachwuchs in Schutz. Lehrer wiederum haben beispielsweise Angst, die Eltern würden sich zu sehr einmischen. Oftmals fehlt auch die Zeit für Gespräche zwischen Eltern und Lehrern. Lesen Sie, welche Probleme im Eltern-Lehrer-Verhältnis auftreten können, und wie man diese lösen kann.

Von Jens Hirseland

Umfragen zufolge ist ein Großteil der Eltern nicht gut auf Lehrer zu sprechen. Doch auch umgekehrt stehen viele Lehrer Eltern skeptisch gegenüber.

Nur wenige Eltern und Lehrer befürworten einen regelmäßigen Kontakt. Verlierer bei diesem problematischen Lehrer-Eltern-Verhältnis sind die Kinder.

Gründe der Eltern

Die angespannte Beziehung zwischen Lehrern und Eltern hat verschiedene Ursachen. So haben viele Eltern sehr hohe Erwartungen an die Lehrer, die diese jedoch kaum erfüllen können. In manchen Fällen machen Eltern auch tatsächlich schlechte Erfahrungen mit Lehrern, die sich als unmotiviert, anmaßend oder wenig kooperativ erweisen.

Einige Eltern haben wiederum Angst vor den Lehrern und befürchten, dass ihre Kinder im Falle von Kritik benachteiligt werden. Allerdings gibt es auch Eltern, die die Erziehung ihrer Kinder aus Zeitmangel oder Desinteresse am liebsten ganz den Lehrern überlassen würden, obwohl dies eigentlich ihre Aufgabe ist.

So manche Mutter oder mancher Vater fühlt sich zudem in seine eigene Schulzeit zurückversetzt, was bei negativen Erlebnissen aus der Vergangenheit zum Hochkochen von verdrängten Gefühlen führt. Andere wiederum fühlen sich wieder so unterlegen wie zu ihrer Schulzeit. Dabei können unterschiedliche Faktoren eine Rolle spielen:

  • sie glauben an die eigene Unterlegenheit sowie die Unfehlbarkeit der Lehrer
  • sie unterstellen den Lehrkräften Verhaltensweisen und Motive, unter denen sie in der eigenen Schulzeit zu leiden hatten
  • sie möchten den Lehrkräften beweisen, dass sie es nun nicht mehr nötig haben, sich etwas sagen zu lassen

Zu den Vorbehalten und Ängsten in der heutigen Zeit zählen aber auch:

  • Lehrer genießen einen "Heimvorteil" - Gespräche unterschiedlicher Art finden für gewöhnlich in der Schule statt
  • Mit der Bewertung des eigenen Kindes entscheiden Lehrer häufig auch über dessen Karrierechancen
  • Lehrer haben ein breites Schulwissen, welches bei den Eltern nicht (mehr vorhanden ist
  • Lehrer haben mit der Institution Schule einen starken Partner im Rücken

Gründe der Lehrer

Aber auch Lehrer stehen aus unterschiedlichen Gründen vielen Eltern reserviert gegenüber. So befürchten sie, dass diese sich in ihren Unterricht einmischen, Kritik üben, und damit ihre Autorität untergraben könnten.

Außerdem scheuen sie oftmals eine Konfrontation mit den Eltern. Darüber hinaus haben manche Lehrkräfte Schwierigkeiten, die richtige Mischung aus autoritärem und freundschaftlichem Verhalten zu finden.

Ein großes Problem ist, dass die meisten Lehrer überlastet sind und daher nur wenig Zeit für Gespräche mit Eltern aufbringen können. Außerdem mangelt es häufig an einer geeigneten Ausbildung, um Gespräche mit Eltern zu führen und diese fachkundig zu beraten.

Elternabende werden häufig von den Lehrer gefürchtet, da diese als Einzelperson mehrerer Elternpaare gegenüber sitzen und sich mitunter behaupten oder rechtfertigen müssen. Auch haben sie Angst vor bestimmten Eltern, mit dessen Kind sie Schwierigkeiten haben.

Während der Ausbildung haben die Lehrer in Sachen Umgang mit den Eltern kaum Erfahrungen machen können. Elterngespräche stellen somit oftmals eine Belastung und Pflicht dar, welche alles andere als angenehm ist.

Mögliche Lösungen

Die Gründe für das schwierige Lehrer-Eltern-Verhältnis sind also sehr vielfältig. Es ist jedoch möglich, eine Verbesserung der Beziehung zu erreichen, wenn man miteinander agiert, anstatt gegeneinander.

So ist es wichtig, die Probleme des schulischen Alltags und des Elternhauses offen anzusprechen und an Lösungen zu arbeiten. Eine gute Gelegenheit für einen Meinungsaustausch bieten

  • Elternabende
  • Elternsprechtage und
  • Sprechstunden.

Außerdem lässt sich auch via E-Mail oder Telefon miteinander reden. Damit Kinder respektvolles Verhalten erlernen können, sollten Eltern dieses auch vorleben und sich nicht negativ über die Lehrer äußern. Aber auch die Schule selbst kann zur Problemlösung beitragen, indem sie die Lehrer für die Gespräche mit den Eltern besser ausbildet.

Während der Gespräche sollten Eltern im Hinterkopf behalten, dass Lehrer Fachleute auf ihrem Gebiet sind. Wie sie unterrichten, halten sie für richtig und vor allen Dingen haben sie einfach die Erfahrung, die den Eltern fehlt. Sich in Unterrichtsmaßnahmen einzumischen, wird also in der Regel eher in Streit, zumindest aber in Diskussionen enden.

Was Eltern aber besser wissen, ist, wie ihr Nachwuchs "tickt", wie er auf bestimmte Situationen reagiert und wie man besten bei vorhandenen Problemen an den Schüler herantritt. In diesem Fall sollten wiederum die Lehrer auf die Eltern vertrauen.

Im Endeffekt geht es darum, von den Erfahrungen des anderen zu lernen. Auf diese Weise kann es zu einer Zusammenarbeit kommen, die auf Respekt und Verständnis beruht.

Dabei muss man nicht immer unbedingt einer Meinung sein; dies ist in der Regel sowieso nicht möglich. Es wird sicherlich hin und wieder ein Thema geben, welches mit Konflikten behaftet ist und zu einer Diskussion führen wird. Einander zuhören und ruhig bleiben wird einen in einem solchen Fall weiter bringen, als stur auf seiner Meinung zu verharren. Man sollte immer daran denken, dass letztendlich auch das Kind darunter leiden wird, wenn es zwischen dessen Eltern und dem Lehrer zum Streit kommt.

Um das Lehrer-Eltern-Verhältnis möglichst harmonisch zu gestalten, kann es auch hilfreich sein, nicht ausschließlich über schulische Angelegenheiten zu sprechen. Wenn der Lehrer auch einige private Dinge über seinen Schüler erfährt, kann sich dies auch positiv auf die Beziehung zu diesem auswirken.

Und natürlich sollten nicht nur Probleme besprochen werden. Wichtig ist auch die Anerkennung, wenn das Kind besonders gute Leistungen gebracht hat.