Das Mittelalterkleid

Auch wenn man es vom Namen her denken könnte - das Mittelalterkleid hat seinen großen Auftritt nicht nur bei Historienfestspielen und dergleichen. Vielmehr wird es von modernen jungen Frauen im Alltag getragen, vor allem, wenn sie einer bestimmten Subkultur angehören.

Paradisi-Redaktion
Von Paradisi-Redaktion

So beispielsweise hegen die romantischen Gothics eine Vorliebe für das Mittelalter, wobei sie nicht nur Formen und Schnitte der Vorlagen übernehmen, sondern auch im Mittelalter populäre Materialien wie Samt und Brokat bevorzugen - allerdings größtenteils in Schwarz.

Begegnung mit der Vergangenheit - das Mittelalterkleid

Aber auch andere Damen, die sich gern als Gesamtkunstwerk inszenieren, finden ihre Inspiration im Mittelalter. Wer ein Mittelalterkleid trägt, drückt nicht nur

  • Sinnlichkeit und Individualität aus, sondern auch
  • Verwurzelung in der Geschichte und
  • Sinn für romantische Träumereien.

Schließlich wollten schon die meisten Mädchen zumindest einmal im Leben Burgfräulein sein!

Stoffe und Schnitte

Und so versteht man unter dem Begriff "Mittelalterkleid" auch nicht die Gewandung der einfachen Bäuerin oder Magd, sondern die der Edeldame. Hier konnte es durchaus farbenprächtig zugehen, denn im Gegensatz zum vorherrschenden Braun und Weiß der "niederen" Bevölkerung dominierten hier

  • Purpur- und Bordeauxtöne,
  • Flaschengrün,
  • Gold und
  • diverse Blauschattierungen.

Ärmel und Schnürung

Mittelalterkleider bestechen durch lange, weit ausgestellte Ärmel, die am Oberarm eng anliegen, ab Ellenbogenhöre jedoch in großzügigen, manchmal zipfelig geschnittenen Stoffbahnen zum Handgelenk hin - und darüber hinaus - fallen.

Ein weiteres typisches Merkmal ist die korsettartige Schnürung, die am Rücken (originalgetreu), aber auch an der Vorderseite des Kleides (heute oftmals verwendete, da als sinnlich empfundene Variante) angebracht sein kann. Auch eine Kombination aus vorderer und rückseitiger Schnürung ist möglich. Daneben existiert auch die Variante der seitlichen Schnürungen an der Taille.

Da Mittelalterkleider oftmals in einer Einheitsgröße erhältlich sind, garantiert die Schnürung den optimalen Sitz bei jeder Trägerin. Der Ausschnitt des Mittelalterkleides ist zumeist kastenförmig gearbeitet und reich mit Bordüren verziert - die Taille kann wie bei der Empire-Taille höher sitzen.

Schnürschürze

Mittelalterkleider sind in der Regel bodenlang. Das Mittelalterkleid besteht aus einem Hauptteil und Einsätzen, sodass es wirkt, wie ein langes Kleid mit

  • einem Umhang,
  • einer Schürze oder
  • einem Unterrock.

Das tatsächliche Geheimnis ist die Schnürschürze. Da Mittelalterkleider zumeist über keine eingearbeiteten Taschen verfügen, trägt die mittelalterliche Dame ihre Kleinigkeiten in einem Täschlein bei sich, das an ihrem Gürtel befestigt wird. Dies kann über-, aber auch unterhalb der Röcke geschehen.

Überkleider und Verschlüsse

Überblick

  • Fibeln: Gewandschließen
  • Nestelspitzen: tütenförmige
  • Metallhülsen an Schnürbändern
  • Gugel: Kapuze an Samtumhängen

Ebenfalls populär waren im Mittelalter Überkleider mit mittellangem Arm, die über langärmelige Unterkleider oder die Vorläufer unserer heutigen Blusen gezogen wurden. Auch diese wurden mittels Schnürung geschlossen, denn Reißverschlüsse und auch Knöpfe waren im Mittelalter unbekannt.

Allerdings kannte man die auch "Fibeln" genannten Gewandschließen, die - ähnlich der heutigen Hutnadel - Mäntel und Gewänder zusammenhielten. Sie wurden aus Knochen oder Messing gefertigt.

Ab dem Hochmittelalter kannte man auch sogenannte Nestelspitzen - tütenförmige Metallhülsen, mit denen man die Enden der Nestelbänder an der Schnürung versah, damit diese leichter durch Ösen und Löcher geführt werden konnten. Das Prinzip ist uns heute noch im Falle von verstärkten Schnürsenkelspitzen bekannt.

Samtumhang

Die edle Dame trug zum Kleid einen Samtumhang mit einer "Gugel" genannten Kapuze, der ihr den Mantel ersetzte. Er wird lediglich am Hals geschlossen. Auch die Kapuze weist den typisch zipfeligen Schnitt auf. Manchmal ist die Kapuze auch direkt an die Rückseite des Mittelalterkleides angearbeitet.