Kindern den bevorstehenden Tod eines Familienangehörigen beibringen

Abschied nehmen ist immer schwer. Besonders Kinder leiden darunter, wenn sie sich trennen müssen. Tod und Trauer sind in unserer Gesellschaft immer noch Tabuthemen. Doch gerade der Nachwuchs muss begleitet werden. Kindern den bevorstehenden Tod eines Familienangehörigen beizubringen, ist eine schwierige Aufgabe. Holen Sie sich Tipps, um einem Kind zu erklären, dass ein Familienmitglied bald sterben wird.

Von Claudia Rappold

Wenn jemand in der Familie schwer erkrankt, und man die traurige Gewisseheit hat, dass er nicht mehr lange leben wird, stellen sich viele Eltern die Frage, wie sie den Kindern die Erkrankung bzw. den bevorstehenden Tod erklären sollen. Generell gilt: sie zu informieren ist sehr wichtig, da sie ohnehin merken, wenn etwas nicht stimmt und jemand beispielsweise besonders traurig ist.

Es ist unerheblich, wie alt ein Mensch ist - er hat immer das Recht auf Information. Und wenn man der Ansicht ist, er würde die Situation nicht begreifen, so muss man eine altersgerechte Erklärung finden.

Ein Kind kann spüren, wenn es etwas Wichtiges gibt, das man diesem aber nicht sagt und stattdessen mit Sätzen wie "Es ist alles in Ordnung" versucht, zu vertrösten. Statt beruhigt zu sein, kommen Zweifel, Ängste und irritierende Gefühle.

Der Nachwuchs muss nicht erst ein bestimmtes Alter erreicht haben, damit man ihm erzählen kann, dass ein Familienangehöriger stirbt. Auch wenn Kinder so klein sein sollten, dass sie das Gesagte nicht verstehen, so werden sie verstehen, dass man traurig ist, und sie werden fühlen, dass eben dieses Gefühl jetzt angebracht ist.

Nur so lernen sie, dass es in Ordnung, sogar notwendig ist, Traurigkeit zuzulassen. Es gibt positive und negative Stimmungen. Beide Seiten zeigt man in entsprechenden Momenten.

Was den richtigen Zeitpunkt angeht, sollte man sich lediglich zu Herzen nehmen, dass es wichtig ist, einen ruhigen Moment zu wählen, und das Gespräch nicht in ein kurzes Zeitfenster von wenigen Minuten zu legen. Das Kind wird Fragen haben, und für die Antworten braucht man Ruhe und Zeit.

Wichtig ist aber auch, das Gespräch nicht zu weit nach hinten zu schieben - wie bereits erwähnt, spüren Kinder Veränderungen, auch wenn diese sich nur in unscheinbaren Verstimmungen zeigen.

Sich mit dem Thema auseinandersetzen

Wie kann man einem Kind den bevorstehenden Tod eines Familienangehörigen beibringen? Sicherlich nur mit sehr viel Feingefühl; man braucht aber auch die Person, die das Kind begleiten will, einen sicheren Stand, und zudem sollte man sich intensiv mit dem Thema auseinandergesetzt haben.

Kinder sind noch unbefangen, aber auch neugierig und offen. Trotzdem bleibt die Frage, "Wie kann man einem Kind beibringen, was man selbst kaum begreift?". Deshalb ist es wichtig, sich intensiv mit dem Thema auseinanderzusetzen, um richtig auf das Kind eingehen zu können.

Erst einmal darf man sich auch zugestehen, mit dem Thema überfordert zu sein. Es gibt auch professionelle Hilfe, die man in Anspruch nehmen kann.

Auf das Kind eingehen

Erst, wenn man sich vorbereitet hat, sollte man das Gespräch mit dem Nachwuchs suchen. Kinder stellen viele Fragen und sie erwarten auch Antworten.

Trotzdem ist jeder Mensch anders und es ist wichtig, individuell auf das Kind einzugehen. Selbstverständlich spielt auch der Verwandtschaftsgrad der sich verabschiedenden Person eine entscheidende Rolle.

Je offener und ehrlicher man mit dem Sprössling umgeht, desto besser. Dabei darf das Kind auch ruhig die eigene Hilflosigkeit und Trauer spüren.

Ein wichtiger Faktor ist auch das Alter; kleine Kinder trauern anders als größere. Und Kinder trauern überhaupt anders als Erwachsene.

Weinender Junge sitzt auf dem Schoß der Mutter, sie umarmt und tröstet ihn
Weinender Junge sitzt auf dem Schoß der Mutter, sie umarmt und tröstet ihn

Kindern Halt geben

Für jedes Kind ist es wichtig, dass der Alltag möglichst normal weiter funktioniert, denn das gibt Halt und Sicherheit. Die Bezugsperson, welche das Kind vorbereitet und begleiten soll - vielleicht auch mehrere Personen - sollten offen und ehrlich bleiben und möglichst alle Umstände genau erklären. Dann kann sich das Kind vorstellen warum die Situation so entstanden ist.

Natürlich spielt auch die eigene Haltung eine Rolle. Ein Mensch mit religiösem Hintergrund wird das Abschiednehmen anders begleiten als jemand, der nicht gläubig ist.

Man sollte dem Kind auf gar keinen Fall etwas erzählen, woran man selbst nicht glaubt. Denn Kinder merken schnell, wenn man nicht authentisch ist.

Sie dürfen auch ruhig die eigene Unsicherheit spüren; man muss nicht stark und sicher wirken, sondern glaubwürdig. Es ist auch wichtig, dass man Ruhe und Zuverlässigkeit vermittelt.

Oft kann es auch helfen, einen Außenstehenden mit einzubeziehen. Da können Kinder ihre Gefühle und Ängste leichter ausdrücken. Es ist wichtig, dass die Kinder ihre Sorgen äußern dürfen, und dass man ihre Gefühle und Ängste ernst nimmt und darauf eingeht.

Nicht vertrösten

Man sollte Kindern die benötigte Zeit zum Trauern geben. Falsch wäre es, falsche Versprechungen zu machen, um sie zu vertrösten. Dass Trauer wehtut, sollen sie erfahren, ebenso aber, dass sie gelindert werden kann, wenn man sie zulassen darf, auch wenn es durch häufiges Weinen, Beschwerden sowie durch viele Fragen geschieht.