Funktion und Arten von Persönlichkeitstests

Unter einem Persönlichkeitstest versteht man ein spezielles psychologisches Testverfahren. Dabei sollen bestimmte Eigenschaften der Persönlichkeit erfasst werden. Es gibt Tests in der klinischen Psychologie, welche Störungen der Persönlichkeit erfassen sollen, sowie Tests im wirtschaftlichen Raum im Zuge der Personalauswahl. Für bestmögliche Ergebnisse sollten gewisse Qualitätsstandards gegeben sein. Lesen Sie über die Funktion und unterschiedlichen Merkmale verschiedener Persönlichkeitstests.

Von Jens Hirseland

Spricht man von einem Persönlichkeitstest, ist damit ein psychologischer Test gemeint, bei dem es darum geht, bestimmte Eigenschaften des Probanden zu messen. Dabei kann es sich zum Beispiel um dessen Intelligenz oder Leistungsbereitschaft handeln.

Funktion

Ziel und Zweck eines Persönlichkeitstests ist es, die Merkmale einer Person zu messen und zu vergleichen. Diese werden dann in ein Untersuchungsziel oder eine diagnostische Entscheidung einbezogen.

Tests in der klinischen Psychologie

Zu den ältesten Anwendungsgebieten eines Persönlichkeitstests zählt die klinische Psychologie. So erfasst sie mithilfe des Tests Störungen oder Akzentuierungen der Persönlichkeit.

Darüber hinaus lassen sich Therapiemaßnahmen im Hinblick auf die Persönlichkeit des Patienten besser abstimmen. Weiterhin kommen Persönlichkeitstests für medizinische Gutachten oder zur Beurteilung der Fahrtüchtigkeit zum Einsatz.

Tests in Wirtschaftsunternehmen

Persönlichkeitstests werden aber nicht nur im medizinischen Bereich durchgeführt, sondern auch von Wirtschaftsunternehmen zur Personalauswahl. Dort dienen sie dazu, die Eignung eines Bewerbers besser abzuschätzen. Allerdings können Persönlichkeitstests nur Hinweise auf die Persönlichkeit des Probanden liefern, sodass weitere Verfahren für eine abschließende Beurteilung erforderlich sind.

Arten von Persönlichkeitstests

Im Großen und Ganzen wird zwischen zwei Arten von Persönlichkeitstests unterschieden. Dabei handelt es sich um Tests zur Messung der kognitiven Leistungsfähigkeit (Intelligenztests) sowie zur Messung der Charaktereigenschaften, die sich wiederum unterteilen lassen. So kommen einfache Tests zur Selbstbeurteilung sowie schwer zu durchschauende projektive Tests zur Anwendung.

Zudem kann man psychometrische und prjektive Tests voneinander unterscheiden. Bei psychometrischen Tests handelt es sich in der Regel um Fragebögen, um die Persönlichkeitseigenschaften mit den Durchschnittswerten aus einer Normstichprobe zu vergleichen.

Bei projektiven Tests wiederum bittet man die Testperson, bestimmtes Reizmaterial, welches schwach strukturiert ist, zu deuten. Aus dem Ergebnis zieht man Schlüsse bezüglich der Persönlichkeit; auch Beziehungsstrukturen lassen sich auf diese Weise analysieren.

Des Weiteren gibt es die Unterscheidung in direkte und indirekte Persönlichkeitstests. Bei der ersten Form kommen auch Selbstbeurteilungen zur Anwendung; es gibt einen leicht erkennbaren Zusammenhang zwischen Testanforderung und gemessenem Ergebnis. Dieser ist wiederum bei indirekten - oder auch objektiven - Tests nicht vorhanden.

Bekannte Modelle

Zu den bekannten psychometrischen Persönlichkeitstests zählen:

  • der NEO-FFI
  • das TIPI (Trierer integriertes Persönlichkeitsinventar)
  • das das HPI (Hamburger Persönlichkeitsinventar)
  • der Gießen-Test

Bei Kindern wird oft der Persönlichkeitsfragebogen für Kinder zwischen 9 und 14 Jahren von Seitz & Rausche eingesetzt. Psychometrische Persönlichkeitstests in der Wirtschaft sind u.a.:

  • das Bochumer Inventar zur berufsbezogenen Persönlichkeitsbeschreibung
  • der OPQ32
  • shapes

Zu den projektiven Tests zählen:

  • der Wartegg-Zeichentest
  • der Rorschach-Test
  • Baumzeichentest
  • der Thematische Auffassungstest

Entwicklung von Persönlichkeitstests

Ein einheitliches Vorgehen bei der Entwicklung von Persönlichkeitstests gibt es nicht. Zu den bekanntesten Testmethoden dieser Art gehört der MMPI-Test, der zur Diagnose von psychischen Störungen dient.

Dabei werden Aussagen gesammelt, die psychisch kranke Menschen typischerweise positiv beantworten. Einige Persönlichkeitstests befassen sich hingegen speziell mit der Auswahl von Arbeitspersonal.

Auf diese Weise sollen wichtige Kompetenzen wie Flexibilität oder Führungseignung ermittelt werden. Diese Testverfahren haben allerdings den Nachteil, dass sie leicht zu durchschauen sind, was den Testpersonen die Gelegenheit gibt, sich positiver darzustellen.

Als projektive Tests werden Testmethoden bezeichnet, bei denen die Testperson Bilder in Form von Tintenklecksen interpretieren soll. Alternativ kann der Teilnehmer auch selbst Zeichnungen anfertigen. Die Bewertung des Tests erfolgt durch einen Psychologen.

Qualitätsstandards

Ein Persönlichkeitstest sollte gewisse Qualitätsstandards erfüllen. Besonders wichtig ist es, den Test korrekt durchzuführen und auszuwerten. Allerdings besteht das Problem, dass dieses wichtige Kriterium oftmals nicht richtig erfüllt wird.

Ebenfalls von großer Bedeutung ist eine präzise Messung des Tests. So sollte sich bei einer Testwiederholung dasselbe Resultat ergeben, was jedoch in der Realität nur selten der Fall ist, da die Testergebnisse in einem Fehlerintervall streuen.

Die Größe eines Fehlerintervalls lässt sich jedoch berechnen und berücksichtigen. Testpersonen wird empfohlen, sich stets nach dem Fehlerintervall zu erkundigen. Ist der Tester nicht in der Lage, den Fehlerintervall anzugeben, gilt der Test als unseriös.

Letztlich muss bei einem Persönlichkeitstest auch die Frage nach der Aussagekraft der Resultate gestellt werden. Bei zahlreichen Tests liegen jedoch nur wenige Studien darüber vor, welche Schlüsse sich am Ende aus ihnen ziehen lassen.

Ein weiteres Merkmal für einen seriösen Persönlichkeitstest ist die Fairness. So dürfen bestimmte Teilnehmer nicht benachteiligt werden.

Außerdem müssen für alle Probanden die gleichen Bedingungen gelten. Das Testergebnis sollte unabhängig vom Testleiter sein.

Möglichkeiten der Manipulation

Persönlichkeitstests lassen sich auf unterschiedliche Art und Weise manipulieren. Besonders solche zur Auswahl von Führungskräften und Mitarbeitern lassen sich von den Probanden häufig durchschauen. Viele Fragen sind so gestellt, dass man erkennen kann, auf welche charakterlichen Eigenschaften sie abzielen bzw. welche davon als positiv zu bewerten sind.

Schon die Tatsache allein, dass man glaubt, man könne solch einen Test manipulieren, kann das Ergebnis verfälschen. Studien zufolge lassen sich Ergebnismanipulationen erzielen, wenn man die Testpersonen dazu auffordert.