Natriummangel und Natriumüberschuss - Bestimmung und Bedeutung des Natriumspiegels

Bei der Messung des Elektrolythaushaltes wird auch der Natriumwert bestimmt. Er gibt Aufschluss darüber, ob ein Mangel oder Überschuss dieses wichtigen Elektrolyts vorliegt, das eine große Bedeutung für den Wasserhaushalt im Körper hat. Sowohl einem Natriummangel (Hyponatriämie) als auch einem Natriumüberschuss (Hypernatriämie) können verschiedene Krankheiten zugrunde liegen. Erfahren Sie hier mehr über die Bedeutung und Bestimmung des Natriumspiegels.

Von Jens Hirseland

Worum handelt es sich bei Natrium?

Als Natrium (Na) wird ein Alkalimetall und Elektrolyt bezeichnet. In gelöster Form kommt es als Natrium-Ion vor. Es gilt als elementarer Bestandteil der extrazellulären Flüssigkeit. So ist Natrium im Blut sowie in der Lymphflüssigkeit zu finden.

Von wesentlicher Bedeutung ist das Natrium für den Wasserhaushalt des Organismus. So wird das Wasser sozusagen vom Natrium angezogen. Durch die Natriumkonzentration erfolgt auf diese Weise die Steuerung des Wassergehalts im Gewebe. An diesem Ablauf beteiligt sind mehrere Hormone und die Nieren.

Es kann sowohl ein Mangel als auch ein Überschuss an Natrium im Körper auftreten. Besteht ein Natriumüberschuss, wird von den Nieren Wasser zurückgehalten, was zur Verdünnung des Natriums führt. Liegt dagegen ein Natriummangel vor, hat dies ein vermehrtes Ausscheiden von Wasser zur Folge. Dadurch konzentriert sich das übrige Natrium im Körper.

Eine Störung dieses Regelkreises kann durch Einschränkungen der Nierenfunktion ausgelöst werden. Um Störungen zu diagnostizieren, hat der Arzt die Möglichkeit, Veränderungen des Natriumwertes zu kontrollieren.

Ausscheidung aus dem Körper

Das Ausscheiden des Natriums aus dem Organismus findet in erster Linie über die Nieren durch den Urin statt. Eine geringfügigere Ausscheidung erfolgt durch Schweiß und Stuhl. Bei Schwankungen des Natriumspiegels reagiert der menschliche Körper überaus empfindlich. Bei gesunden Menschen werden Abweichungen durch das verstärkte oder verminderte Ausscheiden des Mineralstoffs aber wieder ausgeglichen.

Bei den Hormonen, die an diesen Vorgängen beteiligt sind, handelt es sich um Aldosteron und ANP. Die Ausschüttung des Aldosterons erfolgt im Falle eines Natriummangels im Blut durch die Nebenniere. ANP zählt zu den Peptidhormonen. Es geht aus den Herzmuskelzellen hervor und sorgt für die Natriumausscheidung.

Zu welchem Zweck wird der Natriumspiegel bestimmt?

Häufig gehört die Bestimmung des Natriumspiegels zu den medizinischen Routineuntersuchungen. So erhalten die Ärzte auf diese Weise eine Übersicht über den Elektrolythaushalt im Organismus. Im Falle von intensivem Wasserverlust oder einer Austrocknung ergeben sich durch das Messen des Natriumwertes Hinweise über den Umfang der Wassereinbuße. Gleiches gilt bei Störungen des Säure-Basen-Haushaltes.

Die häufigsten Indikationen für eine Bestimmung des Natriumspiegels sind:

  • Bluthochdruck
  • eine Herzinsuffizienz (Herzschwäche)
  • eine Niereninsuffizienz (Nierenschwäche)
  • die Gabe von Arzneimitteln, die harntreibend wirken
  • die Bildung von Ödemen (Wassereinlagerungen im Körper)
  • Störungen des Flüssigkeitshaushaltes
  • Störungen des Säure-Basen-Haushaltes
  • Elektrolytstörungen
  • unterschiedliche Hormonerkrankungen wie Hyperaldosteronismus
  • häufiges Wasserlassen
  • ein ständiges intensives Durstgefühl

Eine Kontrolle des Natriumspiegels ist ferner bei Infusionsbehandlungen wichtig oder wenn der Patient auf der Intensivstation behandelt wird.

Wie wird der Natriumwert bestimmt?

Die Bestimmung des Natriumwertes erfolgt in der Regel über das Blutserum. Es ist aber ebenso möglich, ihn durch eine 24-Stunden-Urin-Messung zu bestimmen.

In manchen Fällen lässt sich der Natriumwert außerdem über den Schweiß kontrollieren. Dies geschieht, wenn Verdacht auf eine zystische Fibrose vorliegt. Zu diesem Zweck wird Pilocarpin verabreicht, das die Eigenschaft besitzt, die Schweißdrüsen zu stimulieren. Das Sammeln des Schweißes nimmt ca. 30 Minuten in Anspruch. Anschließend erfolgt die Messung von Natrium- und Chloridkonzentration.

Normalwerte des Natriumspiegels

Im Blutserum liegen die Normalwerte des Natriums bei 135 bis 145 mmol/l. Im 24-Stunden-Sammelurin betragen sie 50 bis 200 mmol/24 h. Findet die Bestimmung des Natriums im Schweiß statt, erreicht der Normalwert 5 bis 55 mmol/l.

Weil die Labore bei der Messung jedoch auf verschiedene Analyseverfahren zurückgreifen, können deren Referenzwerte mitunter von den Normalwerten abweichen, was es bei der Referenz der Blutwerte zu bedenken gilt.

Zu niedriger Natriumwert: Hyponatriämie

In der Medizin wird ein erniedrigter Natriumwert als Hyponatriämie bezeichnet. Sie liegt vor, wenn die Natriumkonzentration im Blutserum weniger als 135 mmol/l beträgt.

Die Hyponatriämie geht meist auf ein verstärktes Ausscheiden des Natriums zurück. Eine verstärkte Natriumausscheidung tritt auf bei:

  • ausgeprägten Entzündungen der Lunge
  • Tumoren, die Hormone herstellen wie bei Bauchspeicheldrüsenkrebs, Prostatakrebs oder Lungenkrebs
  • Morbus Addison
  • entzündliche Erkrankungen des Gehirns, Hirnblutungen oder Hirntumore
  • hormonelle Störungen wie eine Nebenniereninsuffizienz oder Unterfunktion der Schilddrüse
  • die Gabe von speziellen Arzneimitteln wie Diuretika, trizyklischen Antidepressiva, Ibuprofen oder Morphin

Mitunter kommt es auch durch intensiven Durchfall, Erbrechen oder starke Schweißausbrüche zu einem Mangel an Natrium.

Die Hyponatriämie kann aber auch die Folge einer Verdünnung des Blutes sein, man spricht dann von einer Verdünnungshyponatriämie. Zu dieser kann es kommen, wenn dem Körper große Mengen Wasser zugeführt werden, das kaum Salz enthält, zum Beispiel durch eine hohe Wasseraufnahme im Leistungssport oder das Trinken von destilliertem Wasser.

Symptome eines zu niedrigen Natriumspiegels

Bei einem erniedrigten Natriumwert zeigen sich oft Beschwerden wie Schwächegefühle, Abgeschlagenheit oder eine verminderte Leistungsfähigkeit.

Zu hoher Natriumwert: Hypernatriämie

Kommt es im Organismus zu einem Überschuss an Natrium, sprechen die Ärzte von einer Hypernatriämie. Zu den häufigsten Auslösern zählt ein ausgeprägter Verlust an Flüssigkeit. Gründe dafür können folgende sein:

  • wässrige Durchfälle
  • intensive Schweißausbrüche
  • Fieber
  • größere Brandwunden
  • Dehydratation durch Hitze
  • hohe Ausscheidungen von Wasser aufgrund von Erkrankungen wie Diabetes insipidus oder die Gabe von Medikamenten, die harntreibend wirken
  • eine unzureichende Aufnahme von Flüssigkeit, die mit einem verringerten Durstgefühl einhergeht, die vor allem bei Kleinkindern, Senioren oder Bewusstlosen auftritt

Symptome eines zu hohen Natriumspiegels

Bemerkbar macht sich ein zu hoher Natriumwert oft durch eine erhöhte Erregung oder Unruhe. Ebenso sind Krämpfe und Bewusstlosigkeit möglich.

Was geschieht bei Veränderungen des Natriumwertes?

Bei Veränderungen der Natriumwerte erfolgt eine medizinische Behandlung, die sich nach den Beschwerden und ihren Ursachen richtet. Besteht zum Beispiel aufgrund eines erhöhten Flüssigkeitsvolumens ein Natriummangel, wird die Trinkmenge des Patienten reduziert. Liegt eine schwere Hypernatriämie vor, die abrupt einsetzt, erhält er Infusionen mit Natrium.

In der Regel versuchen die Ärzte auch die auslösende Ursache zu beheben. Sind beispielsweise bestimmte Medikamente für den Natriummangel verantwortlich, lässt sich deren Dosis verringern. Falls erforderlich, können die Arzneimittel auch zeitweilig abgesetzt werden.

Liegt ein Natriumüberschuss aufgrund von Wasserverlust vor, muss dem Organismus zusätzlich Flüssigkeit zugeführt werden. Oft wird dann eine natriumfreie zuckerhaltige Lösung dargereicht. Besteht ein echter Überschuss an Natriumionen, ist es erforderlich, die Zufuhr von Lebensmitteln oder Lösungen, die Natrium enthalten, zu beschränken. Gleichzeitig werden Arzneimittel gegeben, die die Ausscheidung des Natriums über die Nieren verstärken.

Eine natriumarme Ernährungsweise gilt als sinnvoll bei Erkrankungen wie:

  • Leberinsuffizienz
  • Leberzirrhose
  • einem nephrotischen Syndrom
  • Ödemen
  • Herzinsuffizienz
  • zu hohem Blutdruck
  • chronischem Nierenversagen
  • einem sekundären Hyperaldosteronismus
  • im Anschluss an eine Nierentransplantation
  • bei einer fortwährenden Behandlung mit Diuretika (Entwässerungsmitteln) oder Steroiden

Über die benötigte Menge der täglichen Natriumzufuhr wird der Patient vom Arzt in Kenntnis gesetzt.

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