Oper, Operette, Musical? Wo man den Unterschied sieht

Kunst ist für manche Menschen so wichtig, dass sie sich ihr mit Leib und Seele verschreiben. Ein solcher Experte wird daher nur müde lachen, wenn man ihn nach dem Unterschied zwischen Oper, Operette und Musical fragt. Als Laie ist es jedoch wichtig zu wissen, zu welch einer Veranstaltung man sich Karten besorgt. Alle drei Genres zählen zum Musiktheater. Untereinander gibt es jedoch unterschiedliche Merkmale. Erfahren Sie, wodurch sich Oper, Operette und Musical voneinander unterscheiden.

Christian Steinfort
Von Christian Steinfort

Musiktheater: ein kurzer Überblick

Das Musiktheater - oder auch musikalisches Theater - hat das Genre Oper als Ursprung und zählt neben Sprech-, Tanz- und Figurentheater zu den klassischen Sparten des Theaters. Sämtliche Kombinationen von Musik (in der Regel aus dem Genre der Klassik) und dramatischer Handlung (Sprache und Bewegung) lassen sich dazuzählen.

Im deutschsprachigen Raum werden - neben Sonderformen - vor allen Dingen Oper, Operette und Musical zum Musiktheater gezählt, ebenso das Singspiel, welches einen kabarettistischen Charakter hat und bei dem sich Gesangsnummer mit gesprochenen Dialogen abwechseln.

Die drei Formen Oper, Operette und Musical zählen zu den bekanntesten Vertretern des Musiktheaters. Nicht immer und jedem sind jedoch die Unterschiede bewusst.

Wurde die Musikeinspielung ursprünglich hauptsächlich von Orchestern übernommen, wurde im Laufe der Zeit - und wird bis heute - je nach Form teils auch auf Tonträger zurückgegriffen. Dennoch stellen klassische Instrumente immer noch die Hauptbesetzung dar, ergänzt durch solche der Jazz- und Popmusik.

Auf die typischen Merkmale bzw. Unterschiede von bzw. zwischen Oper, Operette und Musical gehen wir im Folgenden ein...

Oper

Wer sich ansonsten nicht sonderlich für Kunst und Musik interessiert, der sollte speziell von der Oper lieber die Finger lassen. Sie ist sozusagen die Königin unter den genannten Aufführungen und daher besonders anspruchsvoll.

Bei der Oper steht in erster Linie der Gesang im Vordergrund. Die Darsteller müssen eine besondere Ausbildung absolvieren, bevor sie die Bühne auch nur betreten dürfen. Eine ausgezeichnete Stimme und besonderes Talent sind natürlich Voraussetzung.

Die Schauspielerei steht bei der Oper nicht im Vordergrund. Wer eine spannende Handlung und faszinierende Bühnenbilder erwartet, wird mit Sicherheit sehr enttäuscht sein. Die Oper ist eben wirklich nur etwas für den gehobeneren Geschmack.

Opernsängerin mit schwarzem Kleid und Stirnband singt vor einem schwarzen Hintergrund
Opernsängerin mit schwarzem Kleid und Stirnband singt vor einem schwarzen Hintergrund

Merkmale

Bei der Oper wird eine dramatische Dichtung vertont. Aufgeführt wird sie von

  • einem Sängerensemble
  • einem Orchester
  • einem Chor und
  • einem Balettensemble,

wobei Orchester und Ballett nicht zwangsläufig dazugehören. Die Darsteller singen, tanzen und fungieren je nach Besetzung auch als Schauspieler. Die Gestaltung der Theaterbühne erfolgt mittels Requisite, Architektur, Malerei und Beleuchtung. Typisch ist der Einsatz von Kostümen und Masken.

Zu den weiteren Berufsgruppen, die an einer Oper beteiligt sind, zählen

  • der Dirigent für die Musik
  • der Bühnenbildner für die Ausstattung
  • der Regisseur für die Darstellerführung und
  • die Dramaturgie für viele Bereiche der Organisation.

Operette

Der Durchschnittsbürger wird sich daher im Zweifelsfall wohl eher für den Besuch einer Operette entscheiden. Auch hier spielt die Musik eine große Rolle, sie wird jedoch von einer lebhaften Handlung begleitet.

Eine Operette ist meist heiter und unterhaltsam, während in der Oper eher "schwere Kost" wie Dramen und Tragödien präsentiert werden. Man muss daher nicht absolut kunstbegeistert sein, um eine Vorstellung in der Operette genießen zu können. Am besten wählt man zu Beginn ein sehr populäres Stück, so kann man ganz unverfänglich Operetten-Luft schnuppern und läuft dabei nicht Gefahr, sich am Ende doch zu langweilen.

Merkmale

Bei der Operette gibt es neben den musikalischen Stücken auch gesprochene Dialoge. Im Laufe der Zeit erhielt diese Form des Musiktheaters unterschiedliche Bezeichnungen:

  • Sie wurde im 18. Jahrhundert kleine Oper genannt, weil sie kürzer und/oder heiterer war als die Oper, ebenso, weil weniger Figuren beteiligt waren. Ebenso typische Faktoren stellten einfache Gesangsstrukturen, welche auch von Schauspielern ohne überragende Gesangsqualitäten gesungen werden konnten, dar.

  • Als deutsche Oper war ein Werk durchaus anspruchsvoll, hatte jedoch keinen so hohen Stellenwert wie beispielsweise die Stücke aus Italien oder Frankreich.

  • Auch die Bezeichnung nicht-höfische Oper war typisch; dabei handelte es sich um Werke, die nicht von höfischen Theatern stammten, sondern beispielsweise von Wandertruppen und Jahrmarktstehatern.

Musical

In einem Musical fühlen sich auch solche Besucher wohl, die normalerweise Kino oder Fernsehen bevorzugen. Hier wird großen Wert auf die Handlung gelegt und es gibt auch viele Passagen, in denen nicht gesungen wird.

Vereinfacht ausgedrückt könnte man ein Musical daher auch als Theater mit Gesangseinlagen bezeichnen. Die Lieder sind meist schwungvoll und mitreißend, genauso wie die Handlung selbst. Auch eine aufwendige Kulisse darf beim Musical nicht fehlen.

Merkmale

Das Musical vereint Musik, Gesang, Tanz und Schauspiel. Typisch ist hierbei der mögliche Einsatz anderer Musikstile - während Oper und Operette vor allen Dingen in den Bereich der klassischen Musik fallen, kommen bei einem Musical auch häufig Pop, Swing, Rock'n'Roll, Jazz und viele weitere Stile vor. Wodurch sich das Musical des Weiteren auszeichnet, haben wir hier für Sie zusammengestellt.

Kurz und bündig: wesentliche Unterschiede

Sowohl Oper, als auch Operette und Musical lassen sich als Kunstform beschreiben. Jedoch grenzen sich die beiden zuletzt genannten Formen durch den

  • mehr im Zentrum stehenden Unterhaltungswert
  • die gesprochenen Dialoge sowie
  • das Ziel eines kommerziellen Erfolgs

ab. Die Oper hingegen ist ein durchkomponiertes Werk. Im Laufe der Zeit wurde die sie u.a. vom "niederen" dem "hohen" Genre zugeteilt, während die Operette den Platz des "neuen" Genres übernahm, ebenso wie das Musical. Sie können also als deren Weiterentwicklung angesehen werden.

  • Wolfgang Willaschek 50 Klassiker, Oper, Gerstenberg, 2000, ISBN 3806725101
  • Eckhardt van den Hoogen ABC der Oper, mit 2 Audio-CDs, Eichborn, 2003, ISBN 3821855681
  • Johannes Jansen DuMont Schnellkurs Oper, Dumont Literatur und Kunst Verlag, 2002, ISBN 3832142800
  • G. Friedrich, W. Otto, Max W. Busch und H. Schweizer Mein Opernführer, Henschel Verlag, 2002, ISBN 3894874368
  • Rolf Fath Reclams Opernführer, Reclam, Ditzingen, 2002, ISBN 3150105110
  • Hans Renner Renners Führer durch Oper, Operette, Musical, Atlantis Musikbuch, 2003, ISBN 3254082036

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