Bildagenturen - Sinn und Nutzen, Berufsmöglichkeiten und Tipps zur Vermarktung der eigenen Bilder

Vom Profi-Anbieter bis zum kleinen Unternehmen, von der Universalagentur bis zum Spezialanbieter: Bildagenturen erfreuen sich wachsender Beliebtheit, sowohl beim Kunden als auch bei FotografInnen, die ihre Werke hier zum Verkauf anbieten. Lange Zeit war diese Option ausschließlich Profis vorbehalten - doch mit Einzug des Internets in unser Alltagsleben ist dies nun vorbei: Bildagenturen werden mehr und mehr auch von semiprofessionellen Hobbyfotografen mit passenden Fotos beliefert. Lesen Sie über den Sinn und Nutzen einer Bildagentur und informieren Sie sich über Berufsmöglichkeiten sowie die Vermarktung eigener Bilder.

Christian Steinfort
Von Christian Steinfort

Unter Bildagenturen versteht man Unternehmen, die für die Vermarktung von Fotomaterial - manchmal auch Filmmaterial - zuständig sind. Fertigt man Bilder für eine Bildagentur auf Vorrat an, ist die Rede von Stockfotografie (als Gegenteil der Auftragsfotografie). Die Fotos werden vor allen Dingen Werbeagenturen sowie Redaktionen von TV- und Printmedien angeboten.

Sinn und Nutzen einer Bildagentur

Was macht eine solche Agentur eigentlich aus? Wir zeigen, welche Sinn und Nutzen Bildagenturen heute haben.

Bildagenturen zur damaligen Zeit

Ursprünglich waren Bildagenturen zur professionellen Vermarktung von Pressefotos gedacht. Die erste Agentur ihrer Art war das so genannte Bettmann-Archiv, welches in den 30er Jahren in New York gegründet wurde.

Die zu Grunde liegende Idee war damals so aktuell wie heute: Für die Veröffentlichung von Fotos wurde damals erstmals eine Lizenzgebühr erhoben. Bereits davor gab es zahlreiche Bildagenturen, welche jedoch noch weniger kommerziell ausgerichtet waren. Davon unberührt blieb übrigens das Urheberrecht eines Fotografen: Die Lizenzgebühr galt nicht als "Abkauf" eines Bildes, sondern lediglich als eingeräumtes Nutzungsrecht.

Dank dieser Gebühr konnte ein und dasselbe Foto dann beispielsweise in verschiedenen Zeitungen weltweit gedruckt werden. Berühmte Pressefotos eroberten auf diese Weise zahlreiche wichtige Printmedien und brannten sich so ins Gedächtnis der Bevölkerung.

Der Vorteil, Sinn und Nutzen der ersten Bildagenturen liegt auf der Hand: Erstmals mussten Zeitungen nicht ihre eigenen Fotografen entsenden, um beispielsweise in Krisengebieten für passendes Bildmaterial zu sorgen. Redaktion und Bildredaktion konnten weitgehend entkoppelt werden, wobei Letztere sich zunehmend dem Einkauf passender Bilder widmeten.

Um passende Fotos zu Krisenmeldungen zu haben, müssen nicht mehr alle Zeitungen eigene Fotografen entsenden
Um passende Fotos zu Krisenmeldungen zu haben, müssen nicht mehr alle Zeitungen eigene Fotografen entsenden

Bildagenturen heute

Moderne Bildagenturen fungieren auch heute noch immer als Vermittler zwischen Fotograf und Kunde. Neben Printmedien spielen heute jedoch auch private Anbieter und die Internetbranche eine wichtige Rolle im Erwerb von Bildmaterial.

Eine weitere Öffnung zeigt auch die Ausrichtung von Bildagenturen: Zahlreiche Unternehmen arbeiten heute als reine Internetplattform, über welche auch Laien und Hobbyfotografen gute und passende Bilder meist gegen eine Gebühr einstellen können.

Die Vermarktung der Bilder funktioniert dann ähnlich wie in den 20er und 30er Jahren zu Beginn der ersten Agenturen: Für die Einräumung des Nutzungsrechts, welches exklusiv oder einmalig gewährt werden kann, wird eine Lizenzgebühr erhoben.

Formen

Man unterscheidet zwei verschiedene Formen von Bildagenturen. Es gibt die rein gewerblichen Agenturen oder auch Bildarchive, die für die Vermarktung von Fotos zuständig sind, welche ihnen von freien professionellen oder semiprofessionellen Künstlern angeboten werden. Mitunter wird auch Eigenmaterial hergestellt; zu diesem Zweck haben diese Agenturen beispielsweise Angestellte.

Es bestehen drei Unterformen:

  • Universalagenturen (Vermarktung von Bildrechten unterschiedlicher Bereiche wie Werbung, Kunst, Redaktion, Unterhaltung etc.)
  • Pressebildagenturen (Hauptsächlich Vermarktung von Pressebildern)
  • Spezialbildagenturen (Vermarktung von Bildern aus speziellen Bereichen, z.B. Essen und Getränke, Medizin etc.)

Des Weiteren gibt es Fotografengenossenschaften, ein Zusammenschluss von Fotografen, die sich besonders mit ihrem Urheberrecht befassen, indem sie ihr Bildmaterial teilen. Der Gewinn wird untereinander aufgeteilt.

Berufsmöglichkeiten in einer Bildagentur

Fotos sichten, Bilder bearbeiten, neue Kunden gewinnen: Eine Bildagentur bietet zahlreiche Berufsmöglichkeiten sowohl für Einsteiger als auch für Profis. Welche Positionen im Einzelnen zu besetzen sind, hängt neben der Ausrichtung selbstverständlich auch von der Größe der Agentur ab. Wir zeigen einige der wichtigsten Jobs im Überblick.

Eine Affinität zu Fotografie und ein gutes Auge für die visuelle Umsetzung von Ideen ist in nahezu allen Positionen Voraussetzung für den Jobeinstieg in einer Bildagentur. Darüber hinaus können sowohl Quereinsteiger als auch ausgebildete Fachkräfte gefragt sein.

Für die Vermarktung des eigenen Unternehmens beispielsweise sind Vertriebsmitarbeiter und / oder PR-Profis gefragt. Hier kann je nach Agentur eine kaufmännische Ausbildung, aber auch ein einschlägiges Studium der Betriebswirtschaft vorausgesetzt werden.

Materialsichtung

In der Bildredaktion kommen ganz verschiedene Fähigkeiten zum Einsatz. Das Aussortieren eingestellter Fotos beispielsweise nach Qualität, aber auch nach verschiedenen Themen und Kriterien erfordert einen sicheren Instinkt für die visuelle Aussagekraft eines Bildes.

Hier können sowohl

  • PraktikantInnen und Quereinsteiger
  • ausgebildete FotografInnen, aber auch
  • Studierende von Grafik- oder Kunsthochschulen

gefragt sein. Je nach Ausrichtung der Agentur sind außerdem Kenntnisse der jeweiligen Branche wichtig - von Fotodatenbanken mit Celebrities über Bildarchive mit Tier- und Naturaufnahmen bis hin zu Universalagenturen mit verschiedensten Themenfeldern.

Textarbeiten

Neben dem Sichten der Fotos können hier weitere redaktionelle Arbeiten wie die Korrektur von Texten und das Versehen mit passenden Schlagwörtern erforderlich sein.

Digitalisierungen und Erschließung von Quellen

Fachangestellte für Medien- und Informationsdienste sind ebenfalls sehr gefragt im Agenturwesen. Sie können beispielsweise bei der Digitalisierung von Bildarchiven, aber auch bei dem Erschließen neuer Quellen für Bildmaterial behilflich sein.

Vermarktung

Eine weitere Berufsmöglichkeit schließlich bietet sich frei schaffenden Fotografinnen und Fotografen: Sie können ihre Bilder bei der Agentur zielsicher vermarkten lassen. Einige Unternehmen arbeiten mit festen Partnern, andere bieten jedem Foto affinen Laien die Möglichkeit zum Einstellen seiner eigenen Fotos.

Doch wie geht man dabei am besten vor?

Tipps zur Vermarktung der eigenen Bilder

Erstaunlich: Kein Land der Welt hat zum heutigen Zeitpunkt so viele verschiedene Bildagenturen wie Deutschland. Und diese müssen, um erfolgreich zu bleiben, eine entsprechend große Auswahl für ihre Kunden bereit halten. Kein Wunder also, dass immer mehr Menschen die Chance nutzen und ihr Hobby immerhin zum (Neben-) Job machen. Wie das geht? Im Grunde ganz einfach:

Besonders gelungene Bilder kann man versuchen über eine Bildagentur zu vermarkten
Besonders gelungene Bilder kann man versuchen über eine Bildagentur zu vermarkten

Die richtige Plattform finden

Neben Bildagenturen, die sich ausschließlich auf Profi- und Pressefotografen konzentrieren, gibt es heute zahlreiche weitere Anbieter von Fotos. Ob Spezialagentur für bestimmte Themen bis hin zu so genannten Universalagenturen findet sich hier für nahezu jedes Foto die passende Plattform.

Einige bieten Laien eine direkte Möglichkeit zur Teilnahme, indem eigene Bilder einfach und bequem hochgeladen und somit veröffentlicht werden. Hierfür kann, je nach Agentur, eine Angebotsgebühr erhoben werden. Andere Bildagenturen vermitteln auf Provisionsbasis - wobei der entsprechende Betrag dann erst nach erfolgreichem Kauf durch einen Kunden fällig wird.

Bildqualität

Um die eigenen Bilder jedoch wirklich erfolgreich zu vermarkten, sollten auch Hobbyfotografen auf die Qualität achten. Schnappschüsse aus dem letzten Urlaub oder schlecht gemachte Innenaufnahmen reißen keinen Kunden vom Hocker. Auch wer keine Profi-Ausstattung besitzt, sollte deshalb ein wenig Kenntnisse in puncto Beleuchtung, Bildaufbau oder - Bearbeitung mitbringen.

Bildinhalt

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist der Bildinhalt. Hierbei gibt es kein Patentrezept, jedoch einige wissenswerte Tipps und Tricks. Denn neben professionellen Bildern und Pressefotos sind heute Fotos zum Füllen von Internetseiten bzw. Web Content mehr denn je gefragt.

Wer hier ein breites Spektrum verschiedenster, immer wieder gefragter Themen abdeckt, der hat besonders große Chancen auf den ein oder anderen erfolgreichen Verkauf. Evergreens und Dauerbrenner sind hier beispielsweise

und vieles mehr.

Wichtiger Hinweis

Übrigens: Wer Menschen porträtiert oder Bauwerke wie den Eiffelturm bei Nacht fotografiert, der muss sich zuvor über die Rechte zur Veröffentlichung absichern - auch als Laie.