Merkmale der Industriearchitektur und berühmte Beispiele Deutschlands

Die Industriearchitektur ist ein bedeutender Teil der europäischen Baukultur. Vor allem in weitläufigen Industriezentren im west- und mitteldeutschen Raum finden sich verschiedene Bauwerke, die zur Industriearchitektur gezählt werden, ganz nach dem Motto "Erhaltung durch Neuorientierung". Sie dienen oder dienten der Bewältigung von Fertigungsprozessen oder der Produktion von Erzeugnissen. Informieren Sie sich über die Merkmale der Industriearchitektur sowie über berühmte industrielle Bauten in Deutschland.

Von Kerstin Ehring

In industriearchitektonischen Bauwerken führte bzw. führt man Prozesse im Bereich der Fertigung und Produktion durch. Seit dem Zeitpunkt der Industrialisierung, dem 18. Jahrhundert, haben solche Gebäude einen entscheidenden Wert, wenn es um die gebaute Umgebung geht.

Je nach Architekturstil gab und gibt es Wandlungen; auch als Wegbereiter der Modernen Architektur gelten diese Bauwerke. Die Architektur verändert die Ästhetik der Landschaft und formt diese.

Als dominierende Elemente des 19. und 20. Jahrhunderts gelten Großanlagen im technischen Bereich. Doch ebenso sind repräsentative Faktoren entscheidend.

Merkmale

"Erhaltung durch Neuorientierung" lautet das Motto für die zahlreichen Bauten der deutschen Industriearchitektur. Die einst belebten Produktionsstätten werden heute einer neuen Nutzung zugeführt und dienen häufig den kommenden Generationen als lebendige Erinnerung an Industriezweige, die durch technische Innovationen abgelöst wurden.

Im Zuge der Industrialisierung wurden ab dem 18. Jahrhundert in Deutschland Fabriken, Werkstätten und Zechen in großem Stil errichtet. Im 19. und 20. Jahrhundert folgten riesige Anlagen, wie

  • die BASF Werke
  • die Thyssen Krupp Stahlwerke oder
  • die Produktionshallen der heutigen Daimler AG in Stuttgart,

die das Bild einer Stadt oder Region nachhaltig prägten.

Typische Industriebauten

Zur Industriearchitektur werden Bauten gezählt, in denen Fertigungsprozesse stattfinden oder die zur Produktion von Erzeugnissen notwendig sind. Neben Fabrikanlagen, Großhallen mit Fertigungseinrichtungen gehören demnach auch

  • Hochöfen
  • Fördertürme und
  • Hafenanlagen

zu diesem besonderen Architekturstil. Industriebauten wurden meist nach funktionellen Gesichtspunkten entworfen.

Auch Hafenanlagen zählen zu den Industriebauten
Auch Hafenanlagen zählen zu den Industriebauten

Bekannte Beispiele

Zu den bekanntesten Ensembles der deutschen Industriearchitektur gehören der Hamburger Hafen und die AEG-Turbinenfabrik in Berlin Moabit. Das berühmte Fagus-Werk in Alfeld an der Leine wurde 2011 in die Liste des Weltkulturerbes aufgenommen.

Erst ab dem späten 20. Jahrhundert spielte auch das Design eine neue Rolle in der modernen Industriearchitektur. Diese neue Industriearchitektur verbindet gekonnt Funktionalität und Design.

Viele historische Industriebauten wurden nach der Stilllegung einer neuen Nutzung zugeführt. Diese wertvolle Architektur zeugt von hoher Ingenieurskunst vergangener Jahrhunderte und sollte nachfolgenden Generationen zugänglich bleiben.

Deshalb wurden viele Einzelbauten und Bauensembles in die Liste der Industriedenkmäler aufgenommen. Die UNESCO hat u.a. die Völklinger Hütte und die Zeche Zollverein auf die Liste des Weltkulturerbes gesetzt. Zu den weiteren berühmten Industriebauten Deutschlands zählen:

  • die Steiff-Fabrik (Osthalle) in Giengen an der Brenz
  • die Fabriken der Ludwig Loewe & Co.
  • die chemische Fabrik Moritz Milch & Co. in Luban
  • die Zeche Zollern
  • die Hutfabrik Friedrich Steinberg, Herrmann & Co. in Luckenwalde
  • die Großmarkthalle in Frankfurt am Main
  • das Kraftwerk Peenemünde auf Usedom

Typisch Berlin

Die Industriearchitektur der deutschen Hauptstadt zeichnet sich vor allem durch die roten Backsteine aus. Zu diesen Bauwerken zählen:

  • die Kindl-Brauerei
  • die Siemens-Großbauwerke
  • die Königliche Porzellan-Manufaktur (KPM)
  • die C. Bechstein Pianofortefabrik
  • das das Industriehaus Schlesische Brücke/Grammophonfabrik Lindström
  • die Deutsche Gasglühlicht AG, später Osram AG
  • die Pumpstation XI
  • die KulturBrauerei (ehemals Schultheiss-Brauerei)
  • die Schraubenfabrik Albrecht Schwartzkopff
  • das Wernerwerk II
  • das das Ullsteinhaus

Typisch Ruhrgebiet

Auch im Ruhrgebiet gibt es - abgesehen von der Zeche Zollverein - einige bekannte Stationen:

  • das MKM Museum Küppersmühle für moderne Kunst Duisburg
  • das Pumpwerk Schwelgern
  • der Gasometer Oberhausen
  • das Werksgasthaus des Großkonzerns GHH in Oberhausen
  • das Aquarius Wassermuseum Mühlheim
  • die Villa Hügel in Essen
  • die Heinrichshütte Hattingen
  • die Jahrhunderthalle in Bochum
  • das Umspannwerk Recklinghausen