Baustil und Formen der Gotik

Die Gotik zählt zu den Architekturen des Mittelalters. Sie verlief vom 12. bis ins 16. Jahrhundert. Baustil und Formen der Gotik zeichnen sich insbesondere durch Kirchen aus; neben den Sakralbauten war auch der Profanbau typisch. Das Anlegen von Fenstern sowie Konstruktionselemente aus der Romanik zählen zu den typischen Merkmalen. Lesen Sie über die Entstehung der Gotik, typische Merkmale ihres Baustils und gotische Baumeister.

Von Jens Hirseland

Als Gotik wird eine europäische Architekturepoche bezeichnet, die ab dem Jahr 1140 in der Region von Paris entstand und mancherorts bis in die erste Hälfte des 16. Jahrhunderts andauerte. So ist die Gotik zeitlich zwischen der Romanik und der Renaissance anzusiedeln. Unterteilen lässt sich die Gotik in die drei Abschnitte

  • Frühgotik (1140-1200)
  • Hochgotik (1200-1350) und
  • Spätgotik (1350-1520).

Entstehung der Gotik

Die Gotik ging im Mittelalter aus dem Stil der Romanik hervor. So sind einzelne Elemente des gotischen Stils bereits in der Romanik anzutreffen, was besonders für Bauwerke in Frankreich gilt. Der Spitzbogen beispielsweise, der ein zentrales Merkmal der Gotik bildet, kommt teilweise schon in der Romanik vor.

Grundsätzlich wurden von der Gotik keine neuen Bautypen geschaffen. Allerdings verstand man im Laufe der Jahre gotische Bauwerke als Einheit.

So war jedes einzelne Teil von der Gesamtheit abhängig. Außerdem entwickelte die Gotik ihr eigenes Architektursystem und brachte neue Architekturelemente hervor.

Typische Bauwerke

Die wichtigsten Bauwerke des Mittelalters waren die Kirchen, da sie die Macht der Geistlichkeit und der herrschenden Klasse symbolisierten. So handelte es sich bei dem ersten gotischen Bauwerk um die Abteikirche von Saint-Denis im französischen Paris, die um 1140 entstand.

Bei diesem Bau kombinierte man zum ersten Mal einen burgundischen Spitzbogen mit einem normannischen Kreuzrippengewölbe. Auf diese Weise ließ sich die Gewölbelast auf Strebepfeiler ableiten.

Eine massive, statische Wand war dadurch nicht mehr nötig, sodass mehr Licht in die Kirche gelang. Zudem bekam diese ein deutlich zarteres Asusehen.

In den folgenden Jahren kam es zu einer rasanten Entwicklung der Frühgotik. So wurden zahlreiche Kathedralen und Emporenbasiliken errichtet. Das wohl berühmteste Bauwerk der Gotik ist die Kathedrale Notre Dame in Paris, deren Bau 1163 begann.

Zum Erfolgsrezept des gotischen Stils gehörte das Zusammenfassen des bereits Erreichten sowie die gleichzeitige Grundlagenbildung für spätere Bauten. Im Laufe der Zeit verbreitete sich der gotische Stil auch außerhalb von Frankreich. In Deutschland entstanden im 13. Jahrhundert rein gotische Bauten wie

  • die Liebfrauenkirche in Trier
  • die Elisabethkirche in Marburg sowie
  • der berühmte Kölner Dom, der den Anschluss an die französische Hochgotik bildete.

Neben den Sakralbauten, zu denen auch Hallenkirchen und Zentralbauten zählten, ging man auch den Profanbau mit

  • Brunnen
  • Rathäusern
  • Bürgerhäusern und
  • Stadttoren

an.

Baustil: typische Merkmale

Zu den wichtigsten Merkmalen der Gotik zählte das Durchbrechen der Außenwandflächen durch das Anlegen von Fenstern. Darüber hinaus wurden die Gewölbemasse und die Wandstärke auf ein Minimum reduziert. Zu diesem Zweck entwickelten die Baumeister Konstruktionselemente aus der Romanik wie

  • Spitzbögen
  • Rippengewölbe und
  • Strebepfeiler

zu einem neuen System weiter, wodurch sich statische und gestalterische Faktoren miteinander verbinden ließen. Letztlich wurde das Prinzip der antiken Baukunst von der Gotik deutlich verbessert.

Eine bedeutende Neuheit der Gotik war das weitgehende Verlagern der tragenden Elemente der Konstruktion in den Außenbau. Auf diese Weise ließen sich die Wände entlasten und durchbrechen.

Die durchbrochenen Wandstellen füllte man mit Fenstern aus Glas auf. Darüber hinaus ließen sich durch den gotischen Stil auch höhere Bauten errichten. Zu den weiterne Kennzeichen der gotischen Architektur zählen:

  • Bündelpfeiler
  • eine dreigeschossige Hochschiffwand
  • eine rechteckige Grundform
  • reichhaltige Verzierungen
  • eine Zweiturm-, bzw. Einturmfassade
  • Fenstermalerei

Gotische Baumeister

Die Baumeister oder Werkmeister der Gotik kamen meist aus dem Steinmetzhandwerk. Wichtige Rollen beim Bau der Gebäude spielten

  • der Maurermeister
  • der Steinmetzmeister und
  • der Sculptor.

Wegen der langen Bauzeiten der Bauwerke fand häufig ein Wechsel der Baumeister statt. Zu den bekanntesten Baumeistern der Gotik zählten

  • Wilhelm von Sens
  • Meister Gerhard
  • Michael Knab
  • Pierre de Montreuil sowie
  • die Baumeisterfamilie Parler.