Zahnwurzelentzündung - Ursachen, Symptome und Behandlung

Eine Zahnwurzelentzündung wird in den meisten Fällen durch unbehandeltes Karies verursacht. Je weiter die Entzündung fortgeschritten ist, desto höher das Risiko, dass die Schäden nicht mehr behoben werden können. Im schlimmsten Fall kommt es zur Zerstörung der Zahnnerven und dem Absterben des Zahns. Lesen Sie über die Ursachen, Symptome und Behandlung einer Zahnwurzelentzündung.

Gracia Sacher
Von Gracia Sacher
Klassifikation nach ICD-10: K04
ICD-10 ist ein weltweit verwendetes Klassifikationssystem für medizinische Diagnosen. Der sogenannte ICD-Code ist zum Beispiel auf einem ärztlichen Attest zu finden.

Zahnwurzelentzündung - Merkmale und Symptome

Zahnschmerzen werden in vielen Fällen durch eine entzündete Zahnwurzel ausgelöst. Tatsächlich ist es aber das Zahnmark, welches bei einer Zahnwurzelentzündung betroffen ist; Mediziner sprechen von einer Pulpitis. Die Entzündung spielt sich oft auch im Bereich der Zahnwurzel ab, weshalb die entsprechende Bezeichnung ebenfalls gängig ist.

Besonders auch Wurzelmark mit den Nerven, die darin verlaufen, zählen zu den betroffenen Bereichen. Bei der Entzündung dringt diese durch die unterschiedlichen Zahnschichten bis in die Wurzelspitze.

Je weiter fortgeschritten, desto geringer die Chance, die Schäden zu beheben. So kommt es im weiteren Verlauf zu Nervenschäden; schlimmstenfalls stirbt der Zahn ab.

Druckgefühl und Schmerzen im betroffenen Bereich zählen zu den typischen Symptomen einer Zahnwurzelentzündung. Es erfolgt zunächst eine unbemerkte Bakterienausbreitung am sowie im Zahn; je näher die Entzündung am Wurzelbereich, desto deutlicher werden die Schmerzen: zunächst kommt es zum Aufbiss- oder Perkussionsschmerz, gefolgt von einem starken pochenden Dauerschmerz. Es ist möglich, dass die Beschwerden sich auf andere Zähne sowie auch andere Stellen im Gesicht ausbreiten.

Ebenso typisch sind Schäden am Zahnfleisch, beispielsweise in Form von Zahnfleischbluten, denn das Zahnfleisch ist durch die Entzündung sehr empfindlich. Es kann sich zudem zurückziehen, sodass es zu freiliegenden Zahnhälsen kommt.

Möglich ist zudem die Absonderung von Sekret oder Eiter aus den Zahnfleischtaschen. Mundgeruch entsteht als Folge; schließlich können die Zähne an Halt verlieren. Auch eine hohe Empfindlichkeit auf Kälte, Hitze und Druck sind vorhanden

Symptome eines toten Zahns bei einer Zahnwurzelentzündung

Wenn ein Zahn abstirbt, kommt es zur Ansiedlung von Bakterien in der Zahnwurzel. Die Wurzelspitze ist besonders gefährdet.

Die Abwehrzellen wandern zu der entzündeten Stelle, und sofern diese in der Überzahl sind, kann sich die Entzündung nur langsam ausbreiten - in diesem Stadium wird die Erkrankung oft nicht erkannt.

Ist der Zahn tot, verfärbt er sich grau bis dunkel; zudem lässt der Glanz nach. Es kommt zu einer instabilen Zahnsubstanz, sodass auch Stücke abbrechen können.

Beim Beißen auf den Zahn entstehen Schmerzen. Entzündet er sich, kommt es zu Schwellungen.

Zahnwurzelentzündung ohne Schmerzen: plötzliches Nachlassen des Schmerzes als Warnzeichen

Als gefährliches Warnsignal gilt ein plötzliches Nachlassen des Schmerzes. In diesem Fall liegt eine so massive Schädigung vor, dass der Zahnnerv abgestorben ist.

Komplette Schmerzfreiheit ist bei fortgeschrittenen Schäden der Nerven ebenfalls möglich. Der absterbende Zahn kann dann zu einer chronischen Entzündung führen, die sich mit Abszessen und Fistelbildung ausbreitet. Zu den weiteren Anzeichen einer fortgeschrittenen Entzündung zählen

  • eine geschwollene Wange
  • ein geschwollenes Kinn
  • Schmerzen im Gesicht- und Kopfbereich

Zahnwurzelentzündung: sonstige Symptome im Körper

Nicht nur im erkrankten Zahnbereich kann es zu Beschwerden kommen. Zahnkrankheiten können sich auch auf andere körperliche Bereiche auswirken; außerdem geht man in der Naturheilkunde davon aus, dass bei jedem Zahn die Verbindung zu einem bestimmten Organ besteht.

Wer gesunde Zähne hat, kann sich demnach über einen gesunden Organismus freuen, während schlechte Zähne und Erkrankungen sich negativ auf andere Körperstellen auswirken können. So kommt esim Blasen-, Schilddrüsen- und Nierenbereich zu Erkrankungen, wenn man Probleme mit den Schneidezähnen hat, während Eckzähne in Verbindung zu Augen, Galle und Leber stehen.

Die Gesundheit der Backenzähne wirkt sich auf die Magen- und Darmgesundheit aus. Und Dünndarm und Herz werden von den Weisheitszähnen beeinflusst.

Kopfschmerzen bei Zahnwurzelentzündung

Kommt es zu Zahnerkrankungen, können bestehende Schmerzen auch in den Kopfbereich ausstrahlen. Die Schmerzen sind mit denen zu vergleichen, die beim Wachsen eines Weisheitszahns auftreten - der Zahn drückt auf einen Nerv oder es bilden sich Abszesse. Durch das Ziehen des Zahns verschwinden in der Regel auch die Kopfschmerzen schnell wieder.

Ursachen und Risikofaktoren

Die häufiste Ursache für die Erkrankung sind Kariesbakterien. Werden diese nämlich nicht rechtzeitig behandelt, wird der Zahn schichtweise bis zur Wurzelspitze zerstört.

So breiten sie sich im Zahnmark aus und gelangen von dort aus in die Wurzel. Erfolgt eine Ausbreitung der Entzündung auf den Zahnwurzelbereich, ist auch die Rede von einer periradikulären Parodontitis.

In selteren Fällen spielen mechanische Auslöser eine Rolle, wie etwa das Zähneknirschen. Auch Zahnfehlstellungen (genauer gesagt Fehlstellungen der Weisheitszähne) können zu einer Entzündung führen. Selten sind auch weit zurückliegende Verletzungen die Ursache, wie ein abgebrochener Zahn durch einen Sturz oder ein Schlag auf den Kieferknochen. Zu den Erkrankungen, die bei Nichtbehandlung eine Zahnwurzelentzündung auslösen können, zählt auch die Parodontitis.

Hinzu kommen einige Risikofaktoren, darunter

Diagnose

Zahnuntersuchung

Der Zahnarzt untersucht den schmerzenden Zahn. Bei der Zahnuntersuchung wird vor allem auf

  • Vitalität
  • Verfärbungen
  • Risse oder
  • Brüche

geachtet.

Befragung und Reaktionstests

Anschließend befragt der Arzt den Patienten über Art, Dauer, Intensität der Schmerzen. Es werden Reaktionstests auf Kälte und elektrische Reize durchgeführt.

Es folgt die Schmerzreaktion: ist der Schmerz des betroffenen Bereichs dauerhaft, ist von einem umkehrbaren Schaden des Zahnmarks auszugehen. Bei Schmerzen lediglich beim Abklopfen oder Beißen besteht noch Hoffnung, dass sich die Schäden zurückbilden.

Beim Kältetest gilt: wenn eine Empfindlichkeit besteht, ist der Nerv noch nicht zu stark geschädigt oder gar abgestorben, und der Zahn somit vital. Es handelt sich somit um ein gutes Zeichen. Geprüft wird zum Beispiel mit

  • Kohlensäureschnee
  • Ethylenchlorid oder
  • Dichloridfluormethan.

Röntgenbild bei einer Zahnwurzelentzündung

Auch das Röntgen gehört zu den gängigen Untersuchungsmethoden. Durch die Röntgenuntersuchung kann man einen Blick auf die knöchernen Mund- und Zahnstrukturen werfen.

Dabei vergleicht man diese mit früheren Aufnahmen. Möglich ist zudem eine Laboruntersuchung, bei der Gerinnungs- oder Entzündungsparameter eine Rolle spielen.

Die Entzündung lässt sich im Röntgenbild anhand eines kleinen Schattens am entsprechenden Zahn erkennen. Dieser befindet sich an der Wurzel; zudem sieht man eine Spalterweiterung zwischen Wurzel sowie dem Zahnfach im Bereich des Kieferknochens.

Probebohrung

Bleiben noch Unsicherheiten, kann eine Probetrepanation, eine kleine Bohrung, Klarheit bringen. Bei einem abgestorbenen Zahn wird der Patient keinen Schmerz empfinden.

Behandlung

Eingesetzte Medikamente bei einer Zahnwurzelbehandlung

Bei einer starken Entzündung wird oft zuerst ein Antibiotikum eingesetzt - dieses kann das Entzündungsausmaß verringern, was schließlich zu einer weniger schmerzhaften Wurzelbehandlung führt. Diese ist jedoch notwendig, um die Ursache der Entzündung beseitigen zu können.

Zahnwurzelbehandlung

Der Entzündungsherd muss jedoch auf jeden Fall entfernt und der Wurzelkanal bakteriendicht verschlossen werden. Die Zahnoberfläche wird geglättet und gereinigt. Plaque und Zahnstein werden auf diese Weise entfernt.

Üblich ist zudem eine Spülung mit antibakteriell wirkender Lösung. Entscheidend ist dann die Kariesentfernung.

Typisch ist eine Wurzelbehandlung, bei der der Zahn aufgebohrt und entzündetes Gewebe entfernt wird. Die Wurzelkanäle werden gereinigt und desinfiziert und schließlich mit einer Wurzelfüllpaste wieder versiegelt.

Ein abschließendes Röntgenbild dient zur Sicherstellung einer kompletten Füllung. Schließlich erfolgt eine provisorische Füllung, die bei keinerlei weiteren Beschwerden durch eine endgültige ersetzt wird.

Wurzelspitzenresektion

Wenn die Entzündung allerdings schnell wiederkehrt bzw. nicht erfolgreich behandelt werden konnte, erfolgt eine kleine Operation, die so genannte Wurzelspitzenresektion. Hierbei entfernt der Zahnmediziner einen kleinen Teil der Wurzelspitze sowie das entzündete Gewebe. Ist auch diese Maßnahme nicht erfolgreich, muss der Zahn gezogen werden.

Nach der Behandlung

Wurde ein lokales Betäubungsmittel eingesetzt, sollte man keine Nahrung zu sich nehmen, solange die Wirkung noch anhält. Zudem sind 24 Stunden lang auf schwarzen Tee, Kaffee und Rauchen zu verzichten.

Zahnwurzelentzündung kühlen

Hilfreich ist es, die betroffene Stelle zu kühlen; so können Schwellungen und Schmerzen reduziert werden. Hinzu kommt eine strenge Mundhygiene nach Anweisung des Zahnarztes.

Kommt es zu sehr starken Schwellungen oder Schmerzen, sollte man sich an den Arzt wenden. Von großer Bedeutung ist die Nachsorge.

Zahnwurzelentzündung selbst heilen

In der Regel kommt man bei einer Zahnwurzelentzündung ohne zahnärztliche Behandlung nicht aus. Es gibt dennoch ein paar Möglichkeiten der Selbsttherapie, um zumindest die Beschwerden wie Schmerzen zu lindern. Generell wird jedoch stets davon abgeraten, eine solche Erkrankung ohne ärztliche Hilfe zu behandeln.

Naturheilmittel bei einer Zahnwurzelentzündung

Um die Symptome der Zahnwurzelentzündung zu bekämpfen, stellt beispielsweise die echte Ratanhia ein geeignetes Naturheilmittel dar, da es blutungsstillend und abschwellend wirkt. Auch die Ringelblume zählt zu den passenden Helferlein: sie wird bei vielen Verletzungen und Wundheilungsstörungen eingesetzt.

Borax bzw. Natriumtetraborat bekämpft Mundbläschen und Zahnfleischgeschwüre. Ebenso die Wiesen-Küchenschelle wird häufig erwähnt.

Globuli: Homöopathische Mittel bei einer Zahnwurzelentzündung

Ebenfalls zur Schmerzlinderung und Entzündungshemmung sind einige homöopathische Mittel geeignet. Auch hier erneut der Hinweis, dass diese Mittel eine zahnärztliche Behandlung nicht ersetzen können. Eingesetzte Homöopathika sind etwa

  • Arnica montana bei Schmerzen
  • Belladonna bei plötzlich auftretenden stechenden Schmerzen
  • Apis mellifica bei Schmerzen und Schwellungen
  • Mercurius solubilis bei Mundgeruch, Eiter und Schwellungen
  • Lachesis bei strahlenden Schmerzen und Schwellungen

Hausmittel wie z.B. Nelkenöl bei einer Zahnwurzelentzündung

Und wie bei nahezu allen Beschwerden finden sich auch einige Hausmittel, die gegen Schwellungen, Schmerzen und Entzündungen helfen können. Im Bereich der Zahnwurzelentzündung wäre Nelkenöl ein solches Mittel: man tropft es auf einen Wattebausch und legt diesen an die entsprechende Stelle.

Auch das Kauen von Rosmarinblättern bietet sich an. Zu den weiteren hilfreichen Hausmitteln zählen

  • Teebaumöl
  • das Tragen von Bernstein
  • eine Propolistinktur
  • das Abkochen von Wirsingblättern

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  • Kurt Tepperwein Die Botschaft deines Körpers: Die Sprache der Organe, mvg Verlag, 2004, ISBN 9783868822311
  • Kurt Tepperwein Was Dir Deine Krankheit sagen will: Aktiviere die Heilkraft deiner Seele, mvg Verlag, 2005, ISBN 9783636070968
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