SARS - Ansteckung, Merkmale und Behandlung

Die Abkürzung SARS steht für die englische Bezeichnung "severe acute respiratory syndrome" und bedeutet in deutscher Übersetzung "Schweres akutes respiratorisches Syndrom" oder "Schweres akutes Atemwegssyndrom". SARS wird durch Betacoronaviren ausgelöst und ist erst seit November 2002 bekannt, als die Erkrankung erstmals in der chinesischen Provinz Guangdong auftrat. Das Krankheitsbild von SARS entspricht einer atypischen Lungenentzündung. Bislang kam es nur zu einem einzigen größeren Ausbruch der Infektionskrankheit, der 2002/03 aber einige hundert Todesopfer forderte. Lesen Sie hier alles Wichtige zur Infektion mit dem SARS-assoziierten Coronavirus.

Von Jens Hirseland
Klassifikation nach ICD-10: J17 U04
ICD-10 ist ein weltweit verwendetes Klassifikationssystem für medizinische Diagnosen. Der sogenannte ICD-Code ist zum Beispiel auf einem ärztlichen Attest zu finden.

Verbreitung

Von der WHO (Weltgesundheitsorganisation) wurde SARS im Jahr 2003 als weltweite Bedrohung eingestuft. Während der Epidemie erkrankten etwa 8000 Menschen, von denen 744 verstarben. Von China aus konnte sich die Erkrankung auf fast allen anderen Kontinenten verbreiten. Insgesamt kam SARS in 29 verschiedenen Ländern vor. Besonders betroffen waren neben dem chinesischen Festland auch Hong Kong und Taiwan.

Bei Verdacht auf SARS besteht Meldepflicht. Nach 2003 zeigte sich die Krankheit jedoch nur noch selten. Meist traten die Krankheitsfälle in Laboratorien auf, die Forschungen an dem Virus betrieben.

Die Bezeichnung SARS

Wie bereits erwähnt, steht SARS als Abkürzung für severe acute respiratory syndrom. "Severe" bedeutet schwerer Verlauf. Mit "acute" ist ein abruptes Einsetzen der Krankheitssymptome gemeint, die ansonsten bei chronischen Atemwegserkrankungen eher langsam beginnen. "Respiratory" bedeutet, dass vor allem die Lunge von der Erkrankung betroffen ist. Mit der Bezeichnung "syndrom" werden unterschiedliche Symptome zusammengefasst.

Ursachen und Übertragung

Verursacht wird SARS von Viren, genauer gesagt von einem Virus, das der Coronafamilie entstammt. Mit Corona ist die Hülle dieser Virenart gemeint. Unter einem Mikroskop hat das SARS-Virus das Aussehen eines Kranzes. Es wurde zuvor beim Menschen nicht beobachtet. Die Erbinformationen des Erregers konnten mittlerweile komplett entschlüsselt werden. Das Virus trägt inzwischen die Bezeichnung SARS-assoziiertes Coronavirus (SARS-CoV).

Von Tieren aus können die Viren auf den Menschen übertragen werden. Das geschieht in erster Linie in Regionen, in denen Menschen und Tiere eng zusammenleben. Einige Wissenschaftler vertreten die Ansicht, dass bestimmte Fledermausarten als natürliches Reservoir der SARS-Viren dienen.

Ansteckung von Mensch zu Mensch

SARS kann auch von Mensch zu Mensch übertragen werden, was durch Tröpfcheninfektion erfolgt. Die Infektion findet jedoch erst dann statt, wenn die ersten Symptome bei einem infizierten Menschen aufgetreten sind. Häufig zeigten sich die Krankheitsfälle bei Personen, die im gleichen Haus lebten. Es gilt sogar als wahrscheinlich, dass sich die Keime über Abstände von bis zu einem Meter, Fäkalien, Trinkwasser und Klimaanlagen verbreiten können.

Nach der Infektion werden die Atemtraktzellen von den SARS-Viren befallen. In den Zellen des Flimmerepithels, das sonst die Atemwege reinigt, können sich die Keime vermehren und die Zilienbewegungen des Epithels lähmen. Dies hat wiederum zur Folge, dass die Abwehr von Krankheitserregern, Schleim und schädlichen Stoffen nicht mehr richtig funktioniert. Ebenso kommt es zur Störung der Abgabe von Kohlendioxid und dem Aufnehmen von Sauerstoff. So werden auch die Lungenbläschen, die für den Austausch von Gasen zuständig sind, in Mitleidenschaft gezogen.

Unter normalen Bedingungen beträgt die Überlebenszeit der SARS-Viren außerhalb des menschlichen Körpers etwa 24 Stunden. Mehr als einen Monat nach der Infektion ist das Virus immer noch nachweisbar, wie zum Beispiel im Kot der betroffenen Person. Durch die Temperaturen von mehr als 56 Grad Celsius sowie übliche Desinfektionsmittel lassen sich die Viren jedoch inaktivieren.

Risikogruppen

Prinzipiell ist eine Ansteckung mit SARS bei jedem Menschen denkbar. Einige Personengruppen gelten jedoch als besonders gefährdet. So erkrankten 2002/03 nur selten Kinder an der Infektion. Unter den Todesopfern waren vor allem Männer, bei denen bereits chronische Erkrankungen bestanden.

Bei Schwangeren, die sich mit SARS infizierten, verstarb in den ersten Monaten oft das ungeborene Kind. In der späteren Schwangerschaft war in erster Linie die Mutter gefährdet.

Inkubationszeit

Die Inkubationszeit, also der Zeitraum zwischen Ansteckung und Ausbruch der Erkrankung, dauert bei SARS ungefähr zwei bis zehn Tage. Der Durchschnitt beträgt fünf Tage.

Anzeichen und Merkmale

Zu den ersten Anzeichen von SARS gehören hohes Fieber, das rasch auf über 38 Grad Celsius ansteigt, Kopf- und Muskelschmerzen sowie ein allgemeines Unwohlsein. Die eigentliche Phase der Erkrankung setzt nach ca. drei bis sieben Tagen ein. Dabei kommt es zu Beschwerden wie:

  • Schüttelfrost
  • Halsschmerzen
  • starkem Husten
  • Kurzatmigkeit
  • Atemproblemen

Weitere mögliche Symptome sind:

  • Appetitlosigkeit
  • Ausschläge auf der Haut
  • wässriger Durchfall bei 10 bis 20 Prozent aller Patienten
  • Verwirrtheit
  • Muskelsteife

Bei zahlreichen Betroffenen kommt es außerdem zu einer schweren Lungenentzündung, für deren Behandlung ein Krankenhausaufenthalt erforderlich ist.

Diagnose

Besteht Verdacht auf SARS, muss so schnell wie möglich eine medizinische Untersuchung stattfinden. Der Arzt befragt den Patienten zunächst danach, seit wann die Beschwerden bestehen, ob der Patient unter Atembeschwerden leidet und ob Fieber auftritt. Von Interesse sind zudem mögliche Auslandsaufenthalte in letzter Zeit.

Bei der körperlichen Untersuchung hört der Mediziner die Lunge ab und kontrolliert die Körpertemperatur des Patienten. Die Diagnose stellt er in der Regel anhand der Symptome.

Hilfreich kann auch eine Röntgenuntersuchung des Brustkorbs sein. So ist auf den Röntgenaufnahmen der Lunge eine atypische virusbedingte Lungenentzündung erkennbar. Obwohl die Symptome stark ausgeprägt sind, fallen auf den Röntgenbildern aber nur leichte Veränderungen auf. Besser können die Veränderungen durch eine Computertomographie mit hoher Auflösung (high resolution CT) identifiziert werden.

Differentialdiagnose

Allerdings besteht auch die Möglichkeit, dass andere Erkrankungen, deren Symptome SARS ähneln, für die Beschwerden verantwortlich sind. So kann es sich zum Beispiel um eine schwere Grippe (Influenza) handeln.

Um eine zweifelsfreie Diagnose zu stellen, wird in einem Labor eine Blutprobe des Patienten untersucht. Mithilfe eines speziellen Verfahrens lässt sich das Erbgut der SARS-Viren zweifelsfrei nachweisen. Außerdem können spezielle Antikörper im Blut, die vom Abwehrsystem zum Kampf gegen die Keime gebildet werden, Hinweise auf SARS liefern.

Behandlung von SARS

Bislang steht keine gezielte Therapie zur Behandlung von SARS zur Verfügung, mit der sich die auslösenden Viren zerstören ließen. Daher sind auch keine Medikamente gegen die Infektion vorhanden, die gegen die Erreger vorgehen. Aus diesem Grund beschränkt sich die Behandlung auf das Lindern der Krankheitssymptome.

Gegen die Atemnot, die durch SARS entsteht, werden den Patienten Atemmasken angelegt, die sich lindernd auswirken. Manchmal kann sogar eine künstliche Beatmung erforderlich sein. Gegen das Fieber erhält der Patient bewährte Mittel wie Ibuprofen oder Paracetamol. Bei starkem Durchfall lassen sich außerdem Infusionen verabreichen, die zur Stabilisierung des Wasserhaushaltes dienen. Oftmals ist eine Behandlung von SARS auf einer Intensivstation notwendig, wenn sich der Verdacht auf die Erkrankung bestätigt hat.

Als hilfreich für den Heilungsprozess wird die Gabe von Interferon Alpha eingestuft. Die Interferon-Eiweiße bildet der Organismus zum Teil auch selbst. Sie helfen dem Körper beim Kampf gegen die Viren.

Zu den wichtigsten Therapiemaßnahmen gehört es, eine Ausbreitung der Virusinfektion in der Bevölkerung zu verhindern. Aus diesem Grund findet die Behandlung von SARS-Patienten in einer speziellen Isolierstation statt. Ärzte und Pflegepersonal müssen während der Betreuung der Patienten Kittel und Mundschutz anlegen. Auch die Hände sind nach dem Kontakt gründlich zu desinfizieren.

Prognose bei SARS

Nach Einschätzungen der WHO verläuft SARS bei etwa elf Prozent aller Patienten tödlich. Es gibt aber auch milde Verlaufsformen, bei denen kaum Symptome auftreten. In den meisten Fällen heilte die Erkrankung ohne Folgen wieder ab.

Prävention

In den letzten Jahren trat SARS nur noch lokal begrenzt in asiatischen Ländern auf. Für Reisende besteht derzeit keine konkrete Gefahr. Sofern SARS erneut ausbricht, ist auf entsprechende Meldungen der lokalen Behörden und der Weltgesundheitsorganisation zu achten.

Vor einer Reise in eine betroffene Region sollten Touristen Informationen über die aktuelle Lage des Reiselandes sammeln. Als Schutzmaßnahme im Falle einer SARS-Epidemie kann ein Mund- und Nasenschutz der Klasse FFP 3 angelegt werden. Außerdem sollten die Hände gründlich mit einem Desinfektionsmittel gewaschen werden. Von größeren Menschenansammlungen ist Abstand zu halten.

Ein Impfstoff zum Schutz vor SARS steht bislang nicht zur Verfügung.

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  • Malte Ludwig Repetitorium für die Facharztprüfung Innere Medizin: Mit Zugang zur Medizinwelt, Urban & Fischer Verlag/Elsevier GmbH, 2017, ISBN 3437233165

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