Orthorexie - Ursachen, Symptome und Behandlung

Die Orthorexie ist eine Essstörung, von der vor allem junge Frauen betroffen sind. Anders als bei der Anorexie (Magersucht), bei der die Menge der Nahrungsmittel das entscheidende Kriterium ist, entscheidet bei der Orthorexie die Qualität darüber, ob ein Nahrungsmittel verzehrt wird. Typisch ist eine einseitige und reduzierte Nahrungsaufnahme, die zu Mangelerscheinungen führt. Mitunter ist eine psychotherapeutische Behandlung nötig. Lesen Sie über die Ursachen, Symptome und Behandlung einer Orthorexie.

Maria Perez
Von Maria Perez

Ursachen

Es gibt Menschen, die sehen die Orthorexie als eine Zwangserkrankung an. Andere wiederum sehen in der Orthorexie eine Vorstufe zur Magersucht (Anorexie). Und in der Tat hat die Orthorexie Merkmale beider Krankheiten.

Die Orthorexie nervosa, wie die Erkrankung in Fachkreisen heißt, ist derzeit noch nicht als eigenständige Krankheit anerkannt, vor allem, weil man sich in Fachkreisen nicht darüber einig ist, ob es sich hierbei nun um eine echte Essstörung oder um eine Zwangserkrankung handelt.

Das Kontrollbedürfnis wird als mögliche Ursache angesehen. Diese Kontrolle der Nahrungsaufnahme ersetzt jene, die der oder die Betroffene in vielen anderen Bereichen des Lebens verloren hat.

Ein minderwertiges Selbstwertgefühl oder diverse Ängste lassen sich auf diese Weise kompensieren. Häufig ist die Orthorexie die Folge einer erfolgreichen Gewichtsreduktion im Rahmen einer Diät oder eines Gewichtsverlustes aufgrund einer chronischen Erkrankung.

Symptome und Folgen

Der Ausgangspunkt für die Orthorexie ist jedoch meist eine simple Diät. Im Zuge einer Diät wird zunächst vor allem die Menge der aufgenommenen Nahrungsmittel reduziert. Darüber hinaus wird auch zunehmend auf die Qualität der Nahrungsmittel geachtet.

Im Verlauf der Diät verbringen die Betroffenen dann immer mehr Zeit damit, sich über den "Wert" der aufgenommenen Lebensmittel Gedanken zu machen. Daraus kann sich ein zwanghaftes Verhalten entwickeln.

Dieses zwanghafte Verhalten wiederum trägt bei manchen fatalerweise zu einem gesteigerten Selbstwertgefühl bei, da die Nahrungsaufnahme, anders als viele andere Dinge im Leben, kontrolliert werden kann. Hier befinden sich auch die Parallelen zur Magersucht.

Beide Erkrankungen betreffen vor allem junge Frauen, die aus der Möglichkeit ihre Nahrungsaufnahme zu kontrollieren, neues Selbstwertgefühl schöpfen. Der Vitamin- und Nährstoffgehalt sämtlicher Lebensmittel wird genau erforscht.

Das Ganze gipfelt dann häufig darin, dass sich die Betroffenen nur noch von frischem Bio-Obst und Bio-Gemüse ernähren. Um immer "gesündere" und "wertigere" Lebensmittel zu bekommen, wird zunehmend auch das Internet als Bezugsquelle genutzt.

Selbst ferne Länder kommen so als Lebensmittelieferanten infrage. "Ungesunde" Ernährung wird vollständig aus dem persönlichen Speiseplan verbannt.

Als mögliche Anhaltspunkte, dass es sich tatsächlich um eine Orthorexie handelt, gelten:

  • negatvie Auswirkungen auf das Sozialleben
  • eine bereits längere Dauer der genannten Verhaltensweisen
  • Schuldgefühle im Falle einer Abweichung des Speiseplans
  • ständige Gedanken um das Essen
  • ein Gefühl der Überlegenheit
  • schwere Gesundheitsschäden, die bis zum Tode führen können

Auswirkungen auf das Sozialleben

Da die absolute Kontrolle über die verzehrten Nahrungsmittel nur im häuslichen Rahmen möglich ist, grenzen sich die Betroffenen meist zunehmend ab. Soziale Kontakte werden zunehmen seltener.

Ein zwangloses Treffen zum Essen mit Freunden ist zum Beispiel für Betroffene ein Ding der Unmöglichkeit. Auch das Mittagessen in der Kantine fällt für die Betroffenen aus.

Und sollten sie sich doch auf ein gemeinsames Essen mit anderen einlassen, dann versuchen sie die anderen meist auch von einer gesünderen Ernährung zu überzeugen. Als Argument dienen dann beispielsweise auch die Lebensmittelskandale ("Gammelfleisch", Acrylamid oder BSE), die immer öfter in den Medien publik gemacht werden.

Auch dieses Verhalten im Umgang mit anderen Menschen, kann auf Dauer zu einer sozialen Ausgrenzung führen. Doch eine zunehmende soziale Abgrenzung ist nicht die einzige Folge einer Orthorexie.

Mangelerscheinungen

Durch die meist sehr einseitige und reduzierte Nahrungsaufnahme kommt es natürlich auch zu Mangelerscheinungen. Diese Mangelerscheinungen äußern sich bei den Betroffenen zum Beispiel in

Und natürlich sind die Betroffenen meist auch stark untergewichtig.

Behandlung

Da es sich bei der Orthorexie um eine Essstörung handelt, wird sie auch als solche behandelt. Das bedeutet, dass der Betroffene mit einer Therapie wieder an ein normales Essverhalten herangeführt werden soll. Die Betroffenen müssen im Zuge dieser Therapie zum Beispiel wieder lernen, Nahrung aufzunehmen, ohne vorher die Nährwerttabellen über den "Wert" der jeweiligen Lebensmittel zu durchsuchen.

Es muss wieder erlernt werden, die Lebensmittel zu genießen und sich auch mal etwas Schmackhaftes zu gönnen. Auch das Essen in Gesellschaft ist ein wichtiger Punkt.

Psychotherapie

Liegt der Erkrankung nicht nur das Streben nach einer gesunden Lebensweise zugrunde, dann ist auch eine begleitende psychotherapeutische Behandlung nötig. Geht es den Betroffenen zum Beispiel vorrangig darum, durch die Kontrolle über ihre Ernährung Unzulänglichkeiten in anderen Lebensbereichen zu kompensieren, so muss die Therapie genau hier ansetzen. Eine Psychotherapie ist vor allem für Betroffene, die durch ihre Erkrankung stark an Gewicht verloren haben, unverzichtbar.

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