Rinderwahn - Infektion, Krankheitsverlauf und Nachweis der Rinderseuche (BSE)

Bei BSE handelt es sich um eine Nervensystemerkrankung bei Rindern, die auch auf den Menschen übertragbar ist. Man kennt sie vor allem unter der Bezeichnung Rinderwahn. Verursacht wird die Infektionskrankheit durch Prionen (PrPSc), fehlgeformte Eiweiße, die im Hirn zu schweren Schäden führen können - auch für den Menschen ist die Erkrankung von Bedeutung. Informieren Sie sich über Infektion, Krankheitsverlauf und Nachweis der Rinderseuche.

Von Jens Hirseland

Spricht man von Rinderwahn, ist damit BSE gemeint. BSE steht für bovine spongiforme Enzephalopathie. Diese Erkrankung des zentralen Nervensystems kommt in erster Linie bei Rindern vor, kann aber auch auf den Menschen übertragen werden.

Experten vermuten, dass die tödliche Creutzfeldt-Jakob-Krankheit durch den Verzehr von Fleisch verursacht wird, das mit BSE infiziert ist. Bemerkbar macht sich die gefährliche Krankheit unter anderem durch Verhaltensstörungen.

Geschichte

Der erste Todesfall aufgrund von BSE bei einer Kuh ereignete sich im Jahr 1985. Im Laufe der nächsten Jahre kam es zu weiteren Erkrankungen, die die Tierärzte dazu veranlassten, sich die toten Körper der Tiere genauer zu untersuchen.

Es zeigte sich ein massives Absterben von Zellen im Hirn, was unter dem Mikroskop als Hohlräume, ähnlich wie die eines Schwammes, zu erkennen war. Dies brachte der Erkrankung die Bezeichnung "schwammartige Hirnerkrankung des Rinds" - also bovine spongiforme Enzephalopathie. Die typischen Krankheitssymptome führten schließlich zu der Bezeichnung "Rinderwahn".

Ursachen

Verursacht wird BSE durch Prionen (PrPSc). Dabei handelt es sich um fehlgeformte Eiweiße, die im Gehirn zu schweren Schäden führen.

Als Ursprung des Rinderwahns gilt Scrapie, auch als Traberkrankheit bekannt. Diese Prionenerkrankung tritt bei Ziegen und Schafen auf.

Experten vermuten, dass sich die Traberkrankheit in den 80er Jahren in Großbritannien durch das Verfüttern von Schafsmehl auf Rinder ausweitete. Dadurch übertrugen infizierte Kühe ihrerseits die Krankheit wahrscheinlich schon im Mutterleib auf die ungeborenen Kälber.

Weil die Tiere zumeist bereits vor dem Ausbruch der Krankheitssymptome geschlachtet wurden, blieb die Infektion unentdeckt, sodass man das Fleisch bedenkenlos zum Verzehr freigab. Mittlerweile besteht jedoch ein Verfütterungsverbot für Tiermehl, sodass es zu einem kontinuierlichen Rückgang der BSE-Fälle kam.

Wie lange die Inkubation bei BSE dauert, ist unklar. Es wird vermutet, dass sie zwischen 18 Monaten und mehreren Jahren liegt.

Symptome

Zu den ersten BSE-Symptomen kommt es bei Rindern zumeist im Alter zwischen 4 und 5 Jahren. Als typisches Merkmal der Krankheit gelten auffällige Verhaltensstörungen. So reagieren die betroffenen Rinder

  • ängstlich
  • aggressiv oder
  • empfindlich auf Berührungen.

Später haben sie keine Kontrolle mehr über ihre Gliedmaßen, sodass sie wie wahnsinnig hin und her torkeln, taumeln und schließlich stürzen. Die meisten Rinder versterben wenige Wochen oder Monate nach dem Auftreten der ersten Symptome.

Diagnose

Sicher feststellen lässt sich Rinderwahn erst nach dem Tod des erkrankten Tieres. Danach kann BSE durch eine genaue Untersuchung des Gehirngewebes nachgewiesen werden.

Dabei sind auch die charakteristischen Prionen zu finden, die eine sichere Diagnose ermöglichen. Weiterhin kommen im Gehirn des Rinds Löcher wie bei einem Schwamm vor.

Diese Erscheinung wird durch das Absterben der Astrozyten, der Stützzellen des Gehirns, hervorgerufen. Darüber hinaus sterben auch die Nervenzellen ab.

Solange das erkrankte Tier lebt, kann der Tierarzt diese Veränderungen jedoch nicht feststellen. Durch die Untersuchung von Blut oder Nervenwasser lassen sich aber andere Infektionskrankheiten ausschließen.

Schnelltest

Mittlerweile ist ein BSE-Schnelltest gebräuchlich. Dieser Test kommt bei notgeschlachteten Rindern zur Anwendung, deren Alter über 48 Monate beträgt. Dabei wird aus dem Gehirnstamm Gewebe entnommen.

Schon nach wenigen Tagen ist das Testresultat erhältlich. Ein Test an lebenden Tieren steht zwar schon seit 2005 zur Verfügung, wurde jedoch bis heute nicht zugelassen.

Therapie und Vorbeugung

Eine Therapie gegen BSE gibt es nicht. So endet die Krankheit stets mit dem Tod der betroffenen Rinder.

Zur Vorbeugung müsste ein infiziertes Tier von seiner Herde isoliert werden; da die Inkubationszeit aber so lange andauern kann, erweist sich dies als nahezu unmöglich. Das Verbot, Tiermehl an Rinder zu verfüttern, wäre ebenfalls als mögliche Vorbeugemaßnahme.

Bedeutung für den Menschen

BSE ist auch für den Menschen von Bedeutung, da die krankhaften Proteine durch den Verzehr von infiziertem Rindfleisch übertragen werden können. Im Gegensatz zu anderen Krankheitserregern sterben beim Erhitzen des Fleisches die Prionen nicht ab.

Im Falle einer Infektion kann es beim Menschen zur Creutzfeldt-Jakob-Krankheit (CJK) kommen. Diese seltene Erkrankung führt nach etwa zwei Jahren zu einer rasch voranschreitenden Demenz.

Da es auch andere Formen der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit gibt, bezeichnet man die Form, die durch BSE hervorgerufen wird, als nvCJD. Als typische Symptome gelten psychopathologische Veränderungen und erhebliche Störungen der Bewegungskoordination (Ataxie).

Ebenso wie BSE gilt auch die Creutzfeldt-Jakob-Krankheit als unheilbar. So führt sie in den meisten Fällen innerhalb von sechs Monaten bis einem Jahr zum Tod.

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