Sandflohbefall (Tungiasis) - Infektion, Symptome und Behandlung

Ein Parasitenbefall durch den Sandfloh Tunga penetrans wird durch den Biss und das anschließende Einbohren des Sandfloh-Weibchens in die Haut des Wirtes verursacht. Die auch als Tungiasis bezeichnete Infektion zeichnet sich durch starken Juckreiz aus, ist aber weitestgehend ungefährlich. Der Sandfloh Tunga penetrans ist vor allem in tropischen Reiseregionen beheimatet. An Stränden in Mitteleuropa besteht keine Gefahr, sich mit dem Sandfloh zu infizieren. Wie man einen Sandflohbefall bemerkt und wie sich die Tungiasis behandeln lässt, lesen Sie in diesem Artikel.

Von Jens Hirseland

Was ist eine Tungiasis?

Bei einer Tungiasis handelt es sich um eine Hautkrankheit, für den der Sandfloh Tunga penetrans verantwortlich ist. Im Verlauf der Erkrankung beißt sich der Sandfloh zunächst in der Haut seines Opfers fest. Anschließend dringt er weiter in den Körper vor.

Die Tungiasis wird auch als typische Armutskrankheit bezeichnet. So leiden in einigen Gebieten Brasiliens rund drei Viertel aller Kinder zwischen 5 und 9 Jahren unter einem Sandflohbefall.

Die Tungiasis ist zwar störend, gilt jedoch generell als harmlos. Es besteht aber das Risiko von Sekundärinfektionen.

Vorkommen des Sandflohs

Der Tunga penetrans gehört zu den Flöhen und entstammt der Familie der Sandflöhe (Tungidae). Ihren Ursprung haben die Sandflöhe in Brasilien.

Im 16. Jahrhundert gelang es den Parasiten, sich über ganz Südamerika, die Karibik und sogar bis nach Afrika südlich der Sahara zu verbreiten. Aufgrund der Klimaerwärmung sind die Sandflöhe sogar mittlerweile in der Lage, in Mittelmeerregionen zu überleben.

In Deutschland und Mitteleuropa kommt der Sandfloh hingegen nicht vor. In seltenen Fällen zeigen sich hierzulande allerdings Krankheitsfälle bei Touristen, die in Regionen, in denen der Sandfloh heimisch ist, zu Gast waren. Insbesondere in ländlichen Gebieten, in denen unzureichende Hygienebedingungen vorherrschen.

Merkmale und Lebensweise des Sandflohs

Floh in Nahaufnahme
Mikroskopische Ansicht eines Flohs

Der Sandfloh gehört zu den Parasiten und befällt Menschen und Säugetiere wie zum Beispiel Hunde, Schafe und Ziegen. Der Tunga penetrans erreicht eine Länge von ein bis zwei Millimetern. Sein Körper ist seitlich abgeflacht.

Seine Hinterbeine dienen als Sprungbeine, mit denen er vertikal bis zu 20 Zentimeter springen kann. Während das Sandfloh-Männchen es auf eine Größe zwischen 0,5 und 0,7 Millimeter bringt, erreicht das Weibchen einen Umfang zwischen 0,6 und 6,0 Millimeter, wenn es sich in einem vollgesogenen Zustand befindet.

Am liebsten hält sich der Tunga penetrans auf sandigem Untergrund wie zum Beispiel an Stränden auf. Als Parasit dient ihm das Blut von Menschen und verschiedenen Säugetieren als Nahrungsquelle.

Das Sandfloh-Weibchen ist in der Lage, sich in die Haut des Wirtes zu bohren. Dies geschieht beim Menschen bevorzugt an den Füßen sowie unterhalb der Zehennägel.

Nach 8 bis 10 Tagen erreicht der Sandfloh einen Durchmesser zwischen 4 und 12 Millimetern. Dabei kann der Tunga penetrans als papulo-noduläre Struktur ertastet werden. Manchmal ist auch eine kleine Öffnung zu erkennen.

Die Begattung der Sandflöhe findet erst im Wirtskörper statt. Bei diesem Vorgang bewegen sich die Männchen über dem Hautniveau.

Vom Sandfloh-Weibchen werden mehrere tausend Eier gelegt. Diese fallen auf den Boden und entwickeln sich innerhalb von ungefähr drei Wochen zunächst zu Larven und Puppen weiter, bis sie das Erwachsenenstadium erreichen. Das Sandfloh-Weibchen verbleibt im Wirtskörper, wo es schließlich verstirbt.

Infektion mit einem Sandfloh

Zu einer Tungiasis kommt es beim Menschen durch das Barfußgehen. So lauern die Parasiten im Erdboden und bohren sich am liebsten zwischen Zehen und Zehennägeln in den Körper.

Von den befallenen Personen wird das Eindringen des Sandflohs nur selten bemerkt. Ein mögliches Anzeichen ist ein kleiner roter Fleck auf der Haut.

Aus dem oberflächlichen Hautabschnitt wird das menschliche Blut vom Sandfloh aufgesogen. Der Fleck erweitert sich zu einer Art weißen Perle und weist eine zentrale Öffnung auf. Diese geht vom Enddarm bzw. Geschlechtsorgan des Parasiten aus. Dort scheidet der Tunga penetrans auch seine Exkremente und Eier aus.

Nach drei bis vier Wochen stirbt der Sandfloh, sodass ihn der Organismus abstößt. Dunkler Schorf bedeckt dann den Fleck. Nach dem Abheilen der Wunde verbleibt eine Narbe auf dem Körper.

Symptome eines Sandflohbefalls

Bemerkbar macht sich eine Tungiasis erst dann, wenn das Sandfloh-Weibchen eine Größe von ca. drei Millimetern erreicht hat. Dann kommt es zu intensivem Juckreiz, der drei bis vier Wochen andauert.

Im Unterschied zu einem herkömmlichen Insektenstich fällt der Juckreiz durch einen Sandfloh deutlich intensiver aus. Die Bissstelle zeigt sich als weißlicher Knoten und erreicht ungefähr die Größe einer Erbse. Das Zentrum des weißen Knotens weist eine schwarze Stelle auf, bei der es sich um das Hinterteil des Sandfloh-Weibchens handelt.

Neben den Zehen gehören auch die Fußsohle sowie die Ferse zu den bevorzugten Bissstellen des Tunga penetrans. Am Spann kommt es dagegen nur selten zu einem Sandfloh-Befall.

Bei Reisenden sind nur vereinzelt mehr als ein oder zwei Bissstellen durch Sandflöhe zu verzeichnen. Bei Einheimischen, die zur armen Bevölkerung zählen, können dagegen bis zu einhundert Bissstellen gleichzeitig auftreten.

Komplikationen eines Sandflohbefalls

Der Sandflohbiss allein gilt medizinisch nicht als problematisch. So entsteht durch ihn lediglich eine kleine Wunde.

Es besteht jedoch das Risiko einer Superinfektion an der Bissstelle. Weil der Flohbiss starken Juckreiz verursacht, kommt es an der betroffenen Hautstelle durch das Aufkratzen der Wunde oft zu Hautverletzungen. Infolgedessen können Bakterien in die Haut vordringen und eine Infektion oder Geschwüre hervorrufen.

Ist der Betroffene nicht gegen Tetanus geimpft, droht außerdem eine lebensgefährliche Tetanusinfektion. Umso wichtiger ist eine frühzeitige Diagnose und entsprechende Therapie.

Diagnose einer Tungiasis

Um einen Sandflohbefall festzustellen, wird der betroffene Fuß mit einer Hautlupe inspiziert. Dabei achtet der Arzt auf Flecken oder Beulen an der Fußhaut.

Bestätigen lässt sich die Diagnose durch bräunliche Streifen von Exkrementen oder Eier in Nähe der zentralen Öffnung. Weiterer Untersuchungen bedarf es in der Regel nicht. Allerdings kann sich eine genaue Untersuchung über einen längeren Zeitraum erstrecken, weil das Krankheitsbild je nach Stadium unterschiedlich ausfällt.

Reisende, die aus dem Ausland zurückkehren, weisen selten mehr als ein Knötchen am Fuß auf. Außerdem kommt es in den meisten Fällen zu einer spontanen Abheilung der Tungiasis.

Anders sieht es jedoch in Risikogebieten aus. Dort werden mitunter mehr als 100 Knötchen diagnostiziert. Dabei leiden die Patienten häufig unter Begleiterscheinungen oder Komplikationen wie Nagelerkrankungen, Gangstörungen oder Deformationen.

Differentialdiagnose

Im Rahmen einer Differentialdiagnose ist zu überprüfen, ob die Symptome durch einen anderen Parasiten verursacht wurden, da diese ähnliche Beschwerden hervorrufen können. Mitunter kommt es auch zu einer Verwechslung zwischen einer Tungiasis oder einem Abszess oder einer Warze.

Behandlung einer Tungiasis

Für eine erfolgreiche Behandlung der Tungiasis ist die komplette Entfernung des Sandflohs erforderlich, die chirurgisch erfolgt. Zu diesem Zweck wird zunächst die Eintrittsstelle ein wenig vergrößert, um den Parasiten komplett entfernen zu können. Weil der Tunga penetrans sich fest in der Haut verankert, kann er nicht zur Seite aus der Haut gedrückt werden.

Das Entfernen des Flohs sollte stets durch einen erfahrenen Arzt erfolgen, weil sonst das Risiko besteht, dass sich die Entzündung weiter ausbreitet. So können Sekrete des Parasiten oder Bakterien durch die zerrissene Haut gelangen.

Nach der Entfernung

Ist die operative Entfernung des Sandflohs gelungen, schließt sich eine örtliche Behandlung mit Antibiotika an. Als wirksam gilt eine systemische Darreichung von Thiabendazol über fünf Tage oder in Form eines Salben-Okklusionsverbands.

Des Weiteren ist es wichtig, den Tetanusschutz zu überprüfen und bei Bedarf aufzufrischen, damit es nicht zu einer gefährlichen Infektion kommt. Zur Linderung des Juckreizes gelten Kühlungen sowie das Auftragen von Asiatischem Tigerbalsam als hilfreich.

Prognose beim Sandflohbefall

Bei den meisten Personen, die sich als Reisende in einem Risikogebiet aufhalten, zeigt sich die Tungiasis nur vorübergehend. Örtliche Infektionen lassen sich meist erfolgreich mit Antibiotika behandeln. Bei einheimischen Personen sind dagegen mitunter schwere Krankheitsverläufe möglich, bei denen im schlimmsten Fall der betroffene Zeh amputiert werden muss.

Vorbeugung eines Sandflohbefalls

Um einem Befall mit Sandflöhen vorzubeugen, ist in Risikoregionen das Tragen von festem, geschlossenem Schuhwerk empfehlenswert. Keinesfalls sollte dort barfuß im Sand gelaufen werden. Eine zusätzliche sinnvolle Schutzmaßnahme stellt das Auftragen von Insektenschutzmitteln wie Lotionen, Sprays oder Cremes auf Füße und Schuhe dar.

Als weiteres wirksames Schutzmittel gilt Kokosöl. So mögen die Sandflöhe die darin befindliche Laurinsäure nicht. Das hautfreundliche Kokosöl macht es den Parasiten schwerer, in die Haut einzudringen. Es muss jedoch regelmäßig erneut aufgetragen werden, was besonders nach dem Baden gilt.

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