Tipps zur Aufklärung des Adoptivkinds und Hinweise zur Suche nach den leiblichen Eltern

Für Adoptiveltern ist es ein heikles Thema, wie und wann sie ihren Adoptivkindern sagen, dass sie adoptiert sind. Für viele Kinder wird dann irgendwann das Wissen über die eigene Herkunft wichtig und sie machen sich auf die Suche nach den leiblichen Eltern. Beim Gespräch mit dem Kind sollte auf alle Fragen eingegangen werden. Holen Sie sich Tipps zur Aufklärung des Adoptivkinds und Hinweise zur Suche nach den leiblichen Eltern.

Von Claudia Rappold

Tipps zum Gespräch über die Herkunft des Kindes

Kinder sind das größte Glück eines jeden Menschen. Aber nicht jeder Person ist die eigene Schwangerschaft vergönnt. Lässt sich auf natürlichen wie künstlichen Wegen nicht nachhelfen, kann eine Adoption den Wunsch des lange ersehnten Nachwuchses erfüllen. Doch dabei stellt sich im Laufe der Jahre meist die Frage, wann die Tochter oder der Sohn über die Herkunft aufgeklärt werden soll.

Es geht auch ohne Geheimnisse

Meist ist es nicht entscheidend, wann das Kind nach seiner Abstammung fragt oder wann es die Eltern für richtig erachten, darüber bereitwillig etwas preiszugeben.

Wichtiger gestaltet sich bereits vom ersten Tag der Adoption an der optimale Umgang mit diesem nicht immer ganz einfachen Thema.

  • Dem Kind darf auch in jungen Jahren nicht erzählt werden, dass seine jetzigen Eltern auch die leiblichen Angehörigen sind.
  • Ebenso sollte dem noch nicht reifen Sohn oder der Tochter nicht erklärt werden, dass sie adoptiert wurden.

Es gilt, einen engen Spagat zu bewältigen. So darf die Wahrheit nicht verleugnet werden, aber auch nicht allzu offen auf den Tisch kommen.

Den richtigen Zeitpunkt abwarten

Wann aber ist der passende Moment gekommen, um in Gänze über die Herkunft des Kindes zu sprechen und die Gründe der Adoption offenzulegen? Hierbei ist weniger das Alter des Betroffenen entscheidend.

Vielmehr sollte dessen Reife als Kriterium herangezogen werden. Wenn ein Kind mit sechs oder sieben Jahren wissbegierig und klug ist, darf es die Umstände seines Zuzugs in die Familie sehr wohl erfahren. In anderen Fällen dagegen lohnt es sich, bis in die frühe Pubertät hinein zu warten und erst dann das Unvermeidliche zu thematisieren.

  • Wichtig ist es, dem Kind keine unzumutbare Belastung auf die Schultern zu legen, sondern sein Wohlergehen sogar bei der Aufklärung in den Mittelpunkt zu rücken.

Selbst die Initiative ergreifen

Ratsam gestaltet es sich bei der Wahl des Zeitpunkts indes, nicht erst dann zu reagieren, wenn die Tochter oder der Sohn bereits in der Schule durch Mitschüler mit dem vermeintlichen Vorwurf der Adoption konfrontiert wurde. Die Eltern müssen über ein sehr feines Gespür verfügen und selbst entscheiden, wann sie das Kind davon in Kenntnis setzen wollen.

Entscheidend ist es aber, dass sie allein der Überbringer der Botschaft sind und diese nicht hinter vorgehaltener Hand durch Freunde, Lehrer oder Verwandte zum Vorschein kommt. Ist es der Mutter und dem Vater nicht möglich, dieses Erfordernis einzuhalten, kann darin ein schwerer Vertrauensbruch gesehen werden.

Auf Fragen eingehen

Meist wird es übrigens der Nachwuchs selbst sein, der einer Vorahnung folgt und seine Eltern auf die Herkunft anspricht. Ausweichen gilt dann nicht mehr als zulässige Reaktion derselben.

Vielmehr muss jetzt offen und nüchtern angesprochen werden, was sich ohnehin nicht länger verbergen lässt. Hierbei macht der Ton die Musik: Vorwürfe, in welche Richtung auch immer, sollten unterbleiben.

Es wird ein sachliches Gespräch zwischen den Eltern und ihrem Kind geführt, das

  • zwar emotionale sowie persönliche Höhen und Tiefen einnehmen,
  • zu keiner Zeit aber verletzend, entehrend, unehrlich oder allzu konfrontierend absolviert werden

darf. Gerade durch diese Unterhaltung wird das enge Band zwischen beiden Seiten bestätigt.

Es bedarf keiner großen Vorbereitung

Oft sind sich die Eltern nicht sicher, wie sie reagieren sollen, wenn das Kind die Fragen seiner Vergangenheit erörtert. Sinnvoll ist es jedoch, sich die Antworten nicht vorab zurechtzulegen, sondern individuell und je nach Situation die Worte abzuwägen.

  • Warum kam es zur Adoption?
  • Wie haben sich die leiblichen Eltern zur Abgabe des eigenen Nachwuchses geäußert?
  • Warum fiel die Wahl der neuen Eltern gerade auf dieses Mädchen oder diesen Jungen?

Derartige Fragen werden stets thematisiert und müssen nach bestem Wissen und Gewissen besprochen werden können. Zudem darf bereits im Verlauf der Kindheit eine Art Tagebuch durch die Mutter oder den Vater angelegt werden, worin eigene Sichtweisen derselben rund um die Adoption Eingang finden.

Die Zukunft planen

Darüber hinaus bleibt die Einsicht, dass es alleine mit der Aufklärung nur schwerlich möglich sein wird, alle Fragen zu beantworten. Meist verlangt das Kind nach einem Besuch bei den leiblichen Eltern, bei seinem Wohnort oder anderen zentralen Punkten seines früheren Lebens.

Hierbei ist gemeinsam zu erörtern, wie diese Wünsche erfüllt werden können. Doch darin liegt stets auch eine besondere seelische Belastung für alle Beteiligten, sodass es sich zuweilen empfiehlt, einen Schul- oder Kinderpsychologen zurate zu ziehen und den zu bewältigenden Prozess unter professioneller Aufsicht anzugehen. Gelingt das Vorhaben, wird die Adoption das Vertrauen des Kindes zu seinen neuen Eltern nicht trüben, sondern eine frohe Zukunft einläuten.

Identitätskrise - die Suche nach den leiblichen Eltern

Gerade für Kinder, die aus dem Ausland adoptiert wurden, gestaltet sich die Suche nach den leiblichen Eltern meist schwierig, da es oft kaum Anhaltspunkte gibt. In Deutschland haben die Adoptivkinder ein Recht auf Akteneinsicht bei dem zuständigen Jugendamt.

Meist zum Ende der Pubertät beschäftigt die Adoptionskinder eine Identitätsfrage und sie suchen ihre eigenen Wurzeln. Dabei haben sie oft Angst davor, die Adoptiveltern zu verletzen, wenn sie die leiblichen Eltern suchen.

Mögliche Gründe

Wer sich auf die Suche macht, beschreitet meist einen langen und beschwerlichen Weg. Adoptivkinder wollen wissen, wer sie sind und Licht in die dunkle Vergangenheit bringen.

Es gibt viele Organisationen und Fachstellen, die den Kindern bei der Suche behilflich sein können. Adoptivkinder leiden darunter, dass sie weggegeben wurden und nicht gewollt waren. Deshalb ist es so wichtig, ein klärendes Gespräch mit der leiblichen Mutter zu haben und die Beweggründe zu erfahren.

Nachforschungen betreiben

Wer seinen Geburtsort kennt, braucht noch das Geburtsdatum und kann über das dortige Standesamt näheres erfahren, denn die Adoption wird als Randvermerk geschrieben und so kann man die Namen der leiblichen Eltern erfahren und wo sie zum Zeitpunkt der Adoption lebten.

Mit diesem Hinweis kann das Adoptivkind bei den Einwohnermeldeämtern weiter nachforschen. Manchmal können auch die Jugendämter helfen, oder die leiblichen Eltern suchen schon nach dem Kind und haben bei dem Jugendamt eine Nachricht hinterlegt. Im günstigsten Fall, wenn der Name nicht geändert wurde, kann eine gesuchte Person über eine Telefonbuch-CD ermittelt werden.

Rechtliche Grundlagen

Das so genannte Adoptionsgeheimnis schützt die Adoptivfamilie vor Nachforschungen, wenn sie nicht damit einverstanden sind. Adoptierte Kinder hingegen haben ein Grundrecht auf die Kenntnis der eigenen Abstammung.

Adoptierte Kinder können mit der Vollendung des 16. Lebensjahres auch ohne die Zustimmung ihrer Adoptiveltern eine Abstammungsurkunde erhalten oder aber Einsicht in den Geburtseintrag nehmen. So können sie die damaligen Personalien der leiblichen Eltern erhalten. Die Suche nach der eigenen Abstammung ist für die meisten Betroffenen eine Zeit starker psychischer Belastung.