Krafttraining im Kindesalter - Gesundheitsrisiken und bessere Alternativen

Kräftige Kinder sind im Allgemeinen gesünder als schwache. Dies betrifft nicht nur die körperlichen Befindlichkeiten des Kindes, sondern auch seinen psychischen Reifeprozess. Dennoch ist ein übermäßiges Krafttraining nicht dazu geeignet, das Kind umfassend zu stärken. Informieren Sie sich über die Gesundheitsrisiken des Krafttrainings für Kinder, und holen Sie sich Tipps für bessere Alternativen.

Maria Perez
Von Maria Perez

Unterschiedliche Thesen

Dass Sport die körperliche und geistige Entwicklung von Kindern unterstützt, ist inzwischen hinreichend bekannt. Aktivität trägt zu mehr Beweglichkeit bei, das Zusammenspiel in der Gruppe fördert den Teamgeist und die Konzentrationsfähigkeit.

Regelmäßiges Krafttraining fördert bei Erwachsenen das Muskelwachstum und balanciert die Wirbelsäule. Ob es auch für Kinder geeignet ist, ist selbst unter Fachleuten immer noch strittig.

Fest steht, dass einige von Kritikern geäußerte Thesen falsch sind. Fest steht aber auch, dass ein übermäßiges Krafttraining Kindern eher schadet, als dass es nützt. Im einzelnen konnten bislang folgende Schlüsse gezogen werden:

Kein zusätzlicher Muskelzuwachs

In der Vergangenheit wurde behauptet, dass das Krafttraining bei Kindern überflüssig sei, da es zu keinem zusätzlichen Muskelzuwachs kommen würde. Diese Behauptung ist falsch.

Selbstverständlich baut der kindliche Körper unter Belastung vermehrt Muskelmasse auf. Ganz risikolos ist das Krafttraining dennoch nicht.

Die beim Krafttraining gesetzten Trainingsreize zeigen nur dann eine positive Wirkung, wenn die Bewegungsabläufe gleichmäßig und bewusst ausgeführt werden. Kindern fehlt die Wahrnehmung für den eigenen Körper noch.

Sie neigen zu spontanen Bewegungen. Außerdem sind sie nicht selbst in der Lage, optimale Belastungsreize zu setzen. Kinder über- oder unterschätzen ihr Leistungsniveau.

Beeinflussung des Wachstums

Eine weitere Behauptung lautete, dass das Krafttraining das Wachstum der Kinder beeinflussen würde. Krafttrainierte Kinder wären kleiner als Gleichaltrige.

Auch diese These ist falsch, da das Größenwachstum hauptsächlich von genetischen Faktoren bestimmt wird. Das gezielte Training mit Gewichten kann bei richtiger Anwendung sogar für ein vermehrtes Knochenwachstum sorgen und die Knochendichte erhöhen.

Allerdings sorgt ein falsch ausgeführtes oder übermäßiges Krafttraining dafür, dass sich die noch weichen Knochen von Kindern verformen können. Auch der Haltungsapparat kann Schaden nehmen, so dass falsch trainierte Kinder am Ende aufgrund von Haltungsschäden teilweise kleiner wirken als untrainierte Kinder.

Sportverletzungen

Auch wurde davon ausgegangen, dass das Krafttraining bei Kindern grundsätzlich zu Sportverletzungen führen würde. Auch diese Behauptung lässt sich nicht verallgemeinern. Richtig ist, dass Kinder ein erhöhtes Risiko für Sehnen- und Knorpelverletzungen aufweisen. Dennoch treten diese Verletzungen nicht bei allen Kindern auf.

Fazit

Schlussfolgernd ist festzustellen, dass das Krafttraining für Kinder nicht grundsätzlich gefährlich ist. Allerdings darf es weder zu Überforderungen noch zu Fehlbelastungen kommen. Und nicht zuletzt sollte die Sportart dem Kind viel Abwechslung bieten, damit seine Motivation nicht verloren geht.

Kinder besitzen einen hohen Bewegungsdrang. Im Kraftsport werden sie diesen nicht vollständig ausleben können, da die meisten Übungen in der sitzenden, liegenden oder stehenden Position ausgeführt werden.

Kleiner Junge macht Gymnastikübungen auf einer gelben Yogamatte und lacht

Trainingshinweise und mögliche Alternativen

Die bessere Alternative zum gewohnten Krafttraining sind für Kinder aus diesem Grunde Übungen, welche die Kraft und die Ausdauer fördern und welche spielerisch gestaltet sind. Als Belastungsreiz reicht Kindern das eigene Körpergewicht aus.

Durch ein kindgerechtes Krafttraining können Kinder ihre Koordination deutlich verbessern. Aufgrund des erhöhten Potentials an Kraft ist es ihne möglich, auch Bewegungen, die dynamischere Krafteinsätze fordern, auszuführen.

Häufig kommt es besonders in Spielsportarten zu einseitigen Bewegungen, die wiederum in muskulären Dysbalancen enden. Wer hier auf begleitendes Krafttraining setzt, kann vorbeugen.

Ziel sollte es aber immer sein, dem Bewegungsdrang des Kindes entgegen zu kommen, und nicht, einen kleinen Bodybuilder aus ihm zu machen. Es sollten maximal acht Übungen durchgeführt werden; ebenso sollte man zwei bis drei Sätze nicht überschreiten.

Zwei Übungseinheiten pro Woche sind völlig ausreichend. Wichtig sind langsame und kontrollierte Bewegungen. Bauch- und Rückenmuskeln sollten an erster Stelle stehen; Arme, Beine und Schultern trainiert man anschließend. Auch auf mindestens einen Tag Pause zwischen den Workouts ist zu achten.

Wer sich an diese Regeln hält, kann seinem Nachwuchs dabei helfen,

  • die Körperzusammensetzung zu verbessern
  • Fettgewebe abzubauen
  • Muskelmasse aufzubauen und
  • das Herz-Kreislauf-System zu stärken.

Doch natürlich sind auch andere Möglichkeiten dafür geeignet, an der Fitness und Kraft des Kindes zu arbeiten. Spielerisch lässt sich letztere beispielsweise durch Ringen oder Armdrücken fördern. Es ist sinnvoll, sich in den örtlichen Sportvereinen nach Angeboten speziell für Kinder und Kraftzunahme zu erkundigen.

Die wichtigsten Regeln auf einen Blick

Da es sehr wichtig ist, die Gesundheit des Kindes im Blick zu behalten, sind im Folgenden die wichtigsten Regeln in Sachen Krafttraining im Kindesalter noch mal aufgeführt:

  • An erster Stelle sollte die Motivationsförderung stehen
  • Bauch- und Rückenmuskeln sollten im Vordergrund stehen, da sie die Halte- und Stützmuskulatur bilden
  • Die Übungen sollten kindgerecht ausfallen und sicher durchgeführt werden
  • Die Förderung der Koordination zählt zu den wichtigsten Aspekten
  • Auf Maximalkraftinhalte muss unbedingt verzichtet werden
  • Die Pausen sollten länger als im Jugend- und Erwachsenenalter ausfallen