Die Geschichte der Kindermode

Textilien für Mädchen und Jungen unterscheiden sich heute kaum noch von denen der Erwachsenen. Gelegentlich sind sie etwas verspielter oder bunter, ansonsten nur kleiner. Bis vor gut 50 Jahren war das noch ganz anders, Kindermode unterschied sich früher deutlich in Schnitt, Form und Farbe von der Kleidung für Erwachsene.

Von Anita Nieper

Kinderbekleidung

Als Kinderbekleidung bezeichnet man heute Textilien für Kinder im Alter zwischen sechs Jahren bis höchstens 16 Jahre. Ansonsten gibt es Kleidung für Neugeborene bis zu einem Jahr und Mode für Kleinkinder bis fünf oder sechs Jahre, je nach Körpergröße. Mode für Jugendliche ab 15 oder 16 Jahren wird als Jugendmode bezeichnet, sie wird bis zum Erwachsenenalter getragen.

Während früher deutliche Unterschiede zwischen dem Alter des Kindes und der zu tragenden Kleidung gemacht wurden, sind die Übergänge heute fließend.

Vom 16. bis ins 20. Jahrhundert

Zwischen dem 16. und 19. Jahrhundert trugen alle adeligen und gutbürgerlichen Kinder zwischen dem fünften oder sechsten Lebensjahr ein Kleid mit Schürze, ganz egal, ob Junge oder Mädchen. Darunter mussten sie ein Schnürmieder aus Walfischbeinen tragen, um dem Prestigedenken der Eltern zu entsprechen.

Die Kinderkörper sollten durch das Mieder besonders gerade wachsen, sie schadeten ihnen jedoch und wurden zum Ende des 18. Jahrhunderts für Kinder abgeschafft.

Aufklärung

Insbesondere den Pädagogen der Aufklärung ist die Abschaffung der Mieder, Perücken und Krinoline zu verdanken. Den Kindern der Unterschicht blieb diese Tortur erspart, sie trugen einfache Kleider. Die männliche Hose durfte erst nach dem fünften Lebensjahr getragen werden, während sich die Mädchen weitestgehend nach der Mode der Erwachsenen anzogen.

18. Jahrhundert

Für größere Kinder gab es im 18. Jahrhundert kindgerechtere Kleidung. Aus England kam der einteilige Knabenanzug für die Jungen und die Mädchen trugen um 1780 die ganz einfachen Hängerkleider ohne Mieder oder Korsett. 1783 wurde das Tragen eines Mieders in Wiener Mädchen-Erziehungsanstalten sogar von Kaiser Joseph II verboten.

Schuluniformen wurden eingeführt und die Knaben der Oberschicht erkannte man an den Kadettenuniformen.

Biedermeierzeit

Auf die kindlichen Bedürfnisse wurde erst im Biedermeier eingegangen, Kinderkleidung stellte nun nicht mehr das Abbild von Erwachsenenkleidung dar. Die Jungen trugen erstmals Hosen, darüber kam ein Kleid. In dieser Zeit wurde der Matrosenanzug sehr modern, Mitte des 19. Jahrhunderts wurde er zur typischen Kleidung für Knaben aus begüterten Kreisen.

Ab 1880 trugen auch die Mädchen den Matrosenlook, sie wurden ausgestattet mit einer Matrosenbluse und einem blauen Faltenrock. Die Kleider der Mädchen waren kürzer geschnitten als die für Frauen und etwas weiter. Sogenannte Beinkleider verzierten die Beine, ähnlich einer Hose, nur mit Spitzen und Rüschen verziert. Sehr häufig trugen Mädchen eine Schürze über ihren Kleidern.

20. Jahrhundert

Während Knaben um 1900 bequeme Kniebundhosen und Rock tragen durften, quetschte man Mädchen wieder in ein Korsett. Während des Krieges und in den schweren Jahren der Nachkriegszeit wurde nicht so sehr auf Mode geachtet.

Die Kindermode war sehr spartanisch, mit dem Wirtschaftswachstum in den 20er Jahren entwickelte sich die Mode für Kinder neu.

Mädchen trugen Hängerkleidchen sowie kniefreie Kleider mit tief sitzender Taille und die Jungen vermehrt kurze Hosen. Ab 1920/30 wurde es üblich Mädchen in Rosa und Jungen in Blau zu kleiden.

Der Uniformzwang in der Zeit des Nationalsozialismus machte auch nicht vor den Kindern halt. Im Zweiten Weltkrieg und danach wurde Kinderkleidung aus Stoffreste oder alter Kleidung genäht. Der wirtschaftliche Aufschwung brachte auch neue Mode für Kinder mit, es wurde viel mit Farben und Formen experimentiert.

Nun begann auch die Zeit, in der Frauen und Mädchen erstmals Hosen trugen und auch die Petticoats, Jeans und Lederhosen eroberten den Markt.

Die heutige Kinderbekleidung

Die Kindermode richtet sich heute nach dem, was die Erwachsenen in ihrer Freizeit tragen. Es wird sehr viel Wert auf bequeme, lässige, freche und sichere Kleidung gelegt. Mit Teddys auf dem Shirt lockt man heute kein Kind mehr an, coole Applikationen und Sprüche sind "in".

Renommierte Modelabels bieten auch für Kinder teure Designermode an, es gibt aber auch sehr günstige Kinderkleidung.