Biedermeier und Jugendstil

In der Biedermeierzeit (1790 bis 1890) trug man griechische und römische Frisuren, die reich verziert wurden. Einfache und natürliche Frisuren waren in der Zeit des Jugendstils (1890 bis 1910) gefragt, hochgesteckte Frisuren gab es zu dieser Zeit fast gar nicht mehr.

Von Anita Nieper

Verschiedene Scheitelformen

Die unterschiedlich gezogenen Scheitel in

  • T-,
  • V-,
  • Y- oder
  • U-Form

machten die Frisurenmode der Biedermeierzeit ab 1804 aus. Auf dem Kopf wurde das Haar sehr flach und glatt gezogen, es wurden wieder

  • Diademe,
  • Kopfhauben und
  • Zierkämme

getragen.

Später waren die Frisuren durch einen breiten, am Hinterkopf aufgesteckten Knoten geprägt. Die Seitenpartien wurden mit Papilloten geschmückt.

Papilloten

Um 1830 wurden die Papilloten genutzt, um an den Seitenteilen große Lockengebilde zu kreieren, die die Ohren vollständig bedeckten. Gekordelte Zöpfe und Zopfgeflechte aus Eigenhaar oder angesteckte Korkenzieherlocken und Lockentuffs ließen die Seitenpartien noch voluminöser erscheinen. Die Zeit der Perücken war vorbei, es wurden nur noch einzelne Haarteile verwendet.

Im 18. Jahrhundert schlug die Geburtsstunde der Dauerwelle, wobei die Prozedur des Haarkräuselns zu der Zeit noch sehr umständlich und unangenehm war.

Pony und Koteletten

Einige junge Männer zeigten mit

ihre demokratische Grundhaltung. Da das Tragen von Bärten in diese Richtung zielte, durfte ab 1846 kein preußischer Postbeamter oder Referendar Bart tragen.

Schlichtheit überwiegt

In der Zeit des Jugendstils konnten es sich mehr Menschen leisten zum Friseur zu gehen als je zuvor. Die französischen Frisuren mit Mittelscheitel setzten sich anfangs stilmäßig durch. Für Schlagzeilen sorgte die österreichische Kaiserin Elisabeth (Sissi) mit ihren langen Haaren und dem Blumenschmuck darin.

verschwanden fast völlig - Schlichtheit war wieder modern.

Die richtige Haarfarbe wurde nun zur Frage aller Fragen. Das Rotfärben der Haare galt als ordinär, ansonsten wurde sehr viel ausprobiert, um die richtige Farbe zum Typ herauszufinden.

Entwicklung der Brennschere

Zwischen 1870 und 1890 wurden hochgesteckte Haare wieder modern, danach sollten die Frisuren wieder funktionell und schlicht sein.

Die Brennschere (Ondulation) wurde 1872 erfunden, mit ihr konnten die Haare in Wellen geformt werden. Hierfür wurde das Haar über ein heißes Eisen gelegt und in Form gepresst. Durch diese Technik entstanden Wellen, die sich sehr gut für eine Einschlagfrisur eigneten. Einschlagfrisuren waren lange Zeit in Mode.

Leicht gewelltes Haar trug man in den 1880er Jahren, es wurde über die Ohren zum Hinterkopf gekämmt und endete dort in einem Knoten oder Dutt. Zur Umrahmung des Gesichts wurden Ponyfransen oder Ringellöckchen in der Stirn getragen.

Während die Herrenfrisuren am Anfang des Jugendstils etwas länger und lockig waren, setzten sich gegen Ende des 19. Jahrhunderts Kurzhaarfrisuren durch.