Delfintherapie - Anwendung, Ablauf und Behandlung

Unter einer Delfintherapie versteht man eine spezielle tiergestützte Behandlungsmethode, die körperlich und geistig behinderten Kindern zugute kommen soll. Diese können den Delfinen vom Beckenrand aus zuschauen oder mit ihnen schwimmen. Die Therapie ist unter Wissenschaftlern jedoch stark umstritten.

Von Jens Hirseland

Ziel und Zweck

Bei der Delfintherapie handelt es sich um eine alternative Behandlungsmethode, die als Unterstützung zu konservativen Therapien angeboten wird. Durch die tiergestützte Therapie soll der Effekt von herkömmlichen Behandlungsmethoden verstärkt werden, indem sie bei geistig und körperlich behinderten Kindern Ängste abbaut und sie zu weiteren Behandlungen motiviert.

Den Delfinen, die bei der alternativen Therapie zum Einsatz kommen, spricht man in Bezug auf Kinder hohe therapeutische Fähigkeiten zu. Es wird den Tieren nachgesagt, dass sie über ein besonderes Gespür für den Umgang mit behinderten Kindern verfügen.

Im Rahmen einer Delfintherapie baut man die Delfine in ein herkömmliches Therapiekonzept wie zum Beispiel eine Physiotherapie mit ein.

  • Die Begegnung mit den Delfinen gilt für das zu behandelnde Kind als besondere Motivation. In den meisten Fällen reagieren die behinderten Kinder sehr positiv auf die Delfine und bauen eine Beziehung zu ihnen auf.

  • Ebenfalls positiv wirken sich der Aufenthalt am Wasser und das milde Klima auf die Kinder aus. So werden durch die erhöhte Aufmerksamkeit bessere Lernresultate erzielt.

Anwendungsgebiete

Zur Anwendung kommt die Delfintherapie in erster Linie bei körperlichen oder geistigen Behinderungen. Dazu gehören vor allem:

Vorzüge

Die Befürworter der Delfintherapie vertreten die Ansicht, dass die ungewöhnliche Behandlungsmethode die Aufnahmefähigkeit und die Konzentration der Kinder verbessert.

  • So sind die Kinder im Anschluss entspannter und
  • können sich besser mitteilen als vor der Therapie.
  • Darüber hinaus werden auch Verbesserungen bei der Motorik erzielt.

Wichtig für den Erfolg der Delfintherapie ist jedoch die Kontrolle durch den behandelnden Arzt. Dieser stellt das Behandlungskonzept zusammen und kümmert sich um dessen Umsetzung. Des Weiteren legt er fest, welche Übungen zur Anwendung kommen und achtet darauf, dass die Fähigkeiten des Patienten individuell gefördert werden.

Umstrittene Wirkung

Entwickelt wurde die Delfintherapie von dem amerikanischen Verhaltensforscher und Psychologen David E. Nathanson, der in den USA die Therapieprogramme der Dolphin-Human-Therapy leitet. Unter Wissenschaftlern ist die Wirksamkeit der Delfintherapie trotz positiver Erfahrungen jedoch umstritten.

  • So konnten Studien keine messbaren oder nachhaltigen Verbesserungen feststellen und schrieben die positiven Effekte der subjektiven Wahrnehmung der Eltern zu, sodass ein wissenschaftlicher Wirksamkeitsnachweis bisher fehlt.

  • Auch viele Tierschützer und Biologen stehen der Delfintherapie ablehnend gegenüber und befürchten Gefahren für die Kinder, da die Meeressäuger unberechenbar sind. So gab es in den USA einige Verletzungsfälle durch Delfine.

Angebote und Bestandteile

Die meisten Delfintherapien werden in den Vereinigten Staaten von Amerika und Israel angeboten. Dort leben die Delfine in separaten Meeresbuchten.

In Deutschland bietet man die Therapie an der Würzburger Universität im Rahmen eines Forschungsprogramms an. Die Kinder dürfen dabei jedoch erst am letzten Behandlungstag in das Delfinbecken. Bis dahin finden die Sitzungen am Beckenrand statt.

Kosten

Da die Delfintherapie von den Krankenkassen aufgrund der fehlenden wissenschaftlichen Anerkennung nicht bezahlt wird, müssen die Eltern der Kinder für die Behandlungskosten aufkommen. Diese können bis zu 20.000 Euro betragen, wenn die Therapie im Ausland stattfindet. Darüber hinaus gibt es lange Wartelisten für einen Therapieplatz.

Vorbereitung

Kleines Mädchen schwimmt im Wasser
Der Delfin soll den kommunikativen Kontakt des Kindes positiv beeinflussen und so helfen Störungen zu beseitigen

Zu Beginn der Delfintherapie bereitet man zunächst einmal das Kind auf die Behandlung vor, indem man bei ihm die Freude und die Motivation an dem Umgang mit den Meeressäugern weckt. In den meisten Fällen verschwindet die Scheu der Kinder bereits nach dem ersten Kontakt.

Durchführung

Dann geht man dazu über, das Kind und das Tier zusammenzuführen. Zu diesem Zweck befindet sich im Wasser eine Plattform, die fest verankert ist. Von dieser Plattform aus haben Patient und Therapeut Zugang zum Delfin.

Während der Therapie werden verschiedene Übungen durchgeführt, die das Kind zu bewältigen hat. Als Belohnung für erfolgreich absolvierte Übungen darf das Kind den Delfin dann berühren, mit ihm spielen oder mit ihm schwimmen.

Die Reaktion des Delfins führt dazu, dass das Kind zu einem kommunikativen Kontakt angeregt wird. Auf diese Weise findet sowohl ein psychischer als auch motorischer Umgang zwischen Kind und Delfin statt, wobei der Therapeut, der die Behandlung stets überwacht, Hilfestellung leistet. Allerdings dient er lediglich als Vermittler zwischen Kind und Delfin.

Schrittweise Annäherung

Je nachdem, wie die individuellen Fähigkeiten und Behandlungserfolge ausgeprägt sind, bringt man das Kind Schritt für Schritt mehr mit dem Delfin zusammen. Schon durch die Freude, den Delfin wiederzusehen, wird es motiviert, seine therapeutischen Aufgaben zu absolvieren.

Zunächst darf das Kind den Delfin berühren und streicheln, und später dann auch mit ihm schwimmen. Die Belohnungen regen das Kind dazu an, sich auf die Therapieerfolge zu freuen, weil es dadurch dem Delfin wieder näher kommt.

Wirkung

Nach der eigentlichen Delfintherapie führt das Kind verschiedene Heimübungen mit seinen Eltern durch, um den Erfolg der Behandlung zu festigen. Dabei profitieren auch die Eltern von den Resultaten der Behandlung, indem sie neue Möglichkeiten erhalten, mit ihrem Kind zu kommunizieren und zu interagieren. Zu einem späteren Zeitpunkt kann die Delfintherapie wiederholt werden.