Biopsie der Brust - Verfahren, Ablauf und Nutzen der Brustbiopsie

Die Biopsie der Brust dient der Untersuchung von Brustgewebe bei Verdacht auf eine Brusterkrankung wie Brustkrebs. Dabei wird eine Gewebeprobe aus der Brust entnommen, um diese im Labor mikroskopisch zu untersuchen. Bei der Brustbiopsie stehen verschiedene Verfahren zur Verfügung. Die Untersuchung der entnommenen Gewebeprobe kann Aufschluss darüber geben, ob zum Beispiel ein Tumor vorliegt und ob dieser gutartig oder bösartig ist. Lesen Sie in diesem Artikel alles Wissenswerte rund um die Biopsie der Brust.

Von Jens Hirseland

Ziel und Zweck der Brustbiopsie

Bei Verdacht auf Brustkrebs gehört die Biopsie der weiblichen Brust zu den wichtigsten Untersuchungsverfahren, um sicher festzustellen, ob ein Brusttumor entweder gutartig oder bösartig ist. Zwar lassen sich auch bei bildgebenden Verfahren wie einer Mammografie oder Mammosonografie genaue Ergebnisse zur Gesundheit der Brust ermitteln, doch kann bei auffälligen oder unklaren Befunden nur eine Entnahme von Brustgewebe letzte Aufschlüsse liefern und für Klarheit sorgen. So erfolgt eine Biopsie der Brust oft zur Absicherung der Diagnose. Zu diesem Zweck wird die entnommene Gewebeprobe unter einem Mikroskop genauestens untersucht.

In den meisten Fällen findet eine Brustbiopsie minimal-invasiv statt. Das heißt, dass keine offene Operation zur Entnahme des Gewebes notwendig ist. Auch die Gefahr, dass krankhafte Zellen verschleppt werden und es dadurch an anderen Körperstellen zu weiteren Tumorherden kommt, fällt niedrig aus. So stehen zahlreiche technische Sicherheitsmaßnahmen für eine Biopsie zur Verfügung.

Anatomie der weiblichen Brust
Anatomie der weiblichen Brust

Brustbiopsieverfahren

Die Entnahme einer Gewebeprobe kann auf unterschiedliche Weise erfolgen. So gibt es die Mammapunktion, die Stanzbiopsie, das stereotaktische (röntgengesteuerte) Biopsie-Verfahren sowie die offene Biopsie.

Mammapunktion

Die Mammapunktion ist auch als Feinnadelpunktion oder Feinnadelbiopsie (FNB) bekannt. Sie kommt vor allem dann zur Anwendung, wenn Verdacht auf eine Zyste in der Brust besteht.

Bei Zysten handelt es sich um gutartige Erweiterungen, die mit Flüssigkeit gefüllt sind. Sie gehen von den Milchgängen in der Brustdrüse aus. Bei umfangreichen Zysten besteht das Risiko von unangenehmen Schmerzen. Sogar eine Verformung der Brustdrüse ist möglich. Um gegen die Zysten vorzugehen, werden sie mit einer Nadel punktiert, um sie dadurch zu entleeren. Das Verfahren lässt sich mit dem Abnehmen einer Blutprobe vergleichen.

Die Mammapunktion ist in der Regel ohne eine örtliche Betäubung durchführbar. Der Arzt verwendet für das Verfahren eine Spritze sowie eine dünne Nadel (Kanüle).

Stanzbiopsie

Die Stanzbiopsie, auch Hochgeschwindigkeits-Stanze unter Ultraschallansicht genannt, eignet sich für sämtliche Verhärtungen an der Brust, die sich ertasten oder per Ultraschalluntersuchung gut einsehen lassen. Die Stanzbiopsie stellt die am häufigsten vorgenommene Biopsieform dar.

Unter der Ansicht von Ultraschall bringt der Arzt eine spezielle Nadel mit einem Umfang von 1,6 Millimetern direkt in den Tumor ein. Mit hohem Tempo erfolgt dann das "Einschießen" der Nadel in den Tumor. Auf diese Weise lässt sich eine Probe von größeren Zellverbänden entnehmen.

Schmerzen sind durch eine Stanzbiopsie kaum zu befürchten, da die Patientin im Vorfeld eine örtliche Betäubung erhält. Zu Komplikationen kommt es nur äußerst selten.

Die Stanzbiopsie weist den Vorteil auf, dass sie bei Kontrolle mit Ultraschall stattfindet. Dadurch lassen sich mehrere Stanzen entnehmen. Meist erfolgt die Entnahme von drei Gewebeproben. Dadurch gilt die Diagnose per Stanzbiopsie als sehr sicher. Bei einem gutartigen Befund braucht meist keine Operation vorgenommen zu werden.

Ablauf der Stanzbiopsie

Vor der Durchführung der Stanzbiopsie werden die Brust sowie die angrenzenden Körperbereiche gründlich desinfiziert. Nachdem die Patientin eine lokale Betäubung erhalten hat, schiebt der Arzt bei Kontrolle durch ein Ultraschallgerät eine feine Führungskanüle in die Haut des zu untersuchenden Brustbereichs ein. Mithilfe einer Biopsie-Pistole wird eine Nadel in das Gewebe geschossen. Anschließend lassen sich mehrere kleinere Gewebezylinder ausstanzen.

Stereotaktische Biopsie

Das stereotaktische Biopsie-Verfahren ist auch als Stereotaxie bekannt. Dabei dient der Begriff Stereotaxie als Sammelbezeichnung für sämtliche Biopsieverfahren, die bei Röntgenkontrolle durchführbar sind, wie zum Beispiel die Vakuumbiopsie. Dabei gelangen jedoch unterschiedliche medizinische Instrumente zum Einsatz. Mediziner unterscheiden zwischen dem Durchmesser der Nadeln sowie der Anzahl der entnommenen Proben.

Die Art der Stereotaxie richtet sich nach dem Umfang der zu untersuchenden Tumorherde. Hauptsächlich zum Einsatz kommt die stereotaktische Biopsie im Falle von Mikroverkalkungen der Brust. Diese Kalkablagerungen lassen sich im Rahmen einer Ultraschalluntersuchung nicht erkennen. Sie sind aber bei einer Mammografie feststellbar.

Vakuumbiopsie

Noch mehr Gewebe kann im Rahmen einer Vakuumbiopsie, die zu den stereotaktischen Biopsieverfahren zählt, entnommen werden. Sie gilt auch als genauere Biopsieform.

Während der Untersuchung legt sich die Patientin mit dem Bauch auf einen speziellen Tisch, der mit einer etwa 25 Zentimeter großen Aussparung ausgestattet ist. Die zu untersuchende Brust zeigt dabei in die untere Richtung. Unter dem Tisch angebracht sind eine bewegliche Röntgenausstattung sowie das Biopsie-Instrument. Der Arzt nimmt seinen Platz an der Seite des Tisches ein.

Verdächtige Veränderungen des Gewebes lassen sich zuvor per Röntgenaufnahmen oder durch eine Magnetresonanztomographie (MRT) lokalisieren. Mithilfe eines Computers findet das Auswerten der Bilder statt. Außerdem kann der Einstichwinkel genauestens berechnet werden. Mit Druck wird die Biopsienadel dann in das Gewebe eingeschossen. Anschließend entsteht ein Vakuum, mit dem sich das ausgeschnittene Gewebe aus der Biopsienadel saugen lässt.

Nach der Biopsie wird die Gewebeprobe in einem Labor unter dem Mikroskop untersucht. Nach dem Befund richten sich die weiteren Behandlungsmaßnahmen.

Offene Biopsie

Unter einer offenen Biopsie (auch chirurgische Biopsie) wird die Entnahme von Gewebe durch eine Operation (Exstirpation) verstanden. Sie findet statt, wenn die minimal-invasiven Biopsien nicht in der Lage sind, auffällige Befunde zu klären. Die Patientin erhält vor dem chirurgischen Eingriff eine Vollnarkose. Anschließend operiert der Chirurg den verdächtigen Herd aus der Brust heraus.

Eine weitere Indikation für eine offene Biopsie ist der Austritt von blutiger oder unblutiger Flüssigkeit aus der Brustdrüse. Sie dient zur endgültigen Klärung der Ursache. Um eine bessere Lokalisation während der Operation zu gewährleisten, wird im Vorfeld des Eingriffes eine gewisse Menge an blauer Farblösung in den zu untersuchenden Milchgang gefüllt.

Ebenfalls sinnvoll ist eine offene Biopsie, wenn sich durch eine Stanzbiopsie oder Feinnadelbiopsie eine Krebsvorstufe oder ein bösartiger Prozess ergibt.

Dauer einer Brustbiopsie

Eine Biopsie der Brust nimmt ungefähr 30 bis 45 Minuten in Anspruch. In der Regel kommen die Stanzbiopsie oder die Vakuumbiopsie zur Anwendung. Während bei der Stanzbiopsie 6 bis 10 Gewebeproben entnommen werden, sind bei der Vakuumbiopsie sogar zwischen 15 und 36 Gewebeproben möglich. Nur wenn diese Proben nicht ausreichen, muss eine offene Biopsie stattfinden.

Risiken einer Brustbiopsie

Durch eine Stanz- oder Vakuumbiopsie sind nur geringe Risiken und Nebenwirkungen zu befürchten. Sie zeigen sich bei maximal zwei Prozent aller Patientinnen.

Nach der Biopsie der Brust

Durch den Stichkanal der Nadel kommt es an der Brust zu einer Wunde, die jedoch nicht vernäht werden muss und von selbst wieder verheilt. Manchmal zeigen sich leichte Blutungen oder Hämatome, die jedoch in der Regel von selbst wieder zurückgehen. Nach einer Vakuumbiopsie besteht die Möglichkeit, dass eine Narbe zurückbleibt, weil die dabei verwendete Nadel einen dickeren Umfang hat.

In der ersten Zeit nach der Gewebeentnahme reagiert die Brustdrüse etwas empfindlich auf Druck. Mit dem Abheilen der Wunde lassen die Schmerzen jedoch zunehmend nach. Infektionen am Stichkanal treten nur sehr selten auf. Beim Waschen darf die Wunde nicht mit Wasser oder Reinigungsmitteln in Kontakt geraten.