Fremdverliebt - im Chaos der Gefühlswelt

Liebe ist nicht greifbar und schon gar nicht steuerbar. Es gibt keinen Knopf zum Ein- oder Ausschalten und auch keinen Kalender, in dem man eintragen kann, wann der passende Zeitpunkt zum Verlieben ist. Ein unter Umständen schwerer Konflikt der Gefühle, wenn man in einer Partnerschaft lebt und plötzlich ein anderer Mensch die eigene Gefühlswelt in die Schieflage bringt. Waren Sie schon mal fremdverliebt? Wüssten Sie, wie Sie reagieren sollten, wenn Sie glauben würden, zwei Menschen gleichzeitig zu lieben? Wir geben hilfreiche Tipps.

Von Viola Reinhardt

Wenn in der heilen Welt Chaos herrscht

Man ist sich sicher, dass man den Partner heiß und innig liebt und niemals verlieren möchte.

prägen den Alltag und selbst in schweren Zeiten steht man zueinander. Dass es einmal anders werden könnte, sprengt den eigenen Horizont, denn allein der Gedanke, dass man einmal nicht mehr zusammen ist, ist schon unvorstellbar. Doch dann tritt unverhofft ein Mensch in das eigene und beschauliche Leben und wirbelt all diese Gedanken und Gefühle kräftig durcheinander.

Wie Sie reagieren sollten

Die Schmetterlinge im Bauch wechseln sich ab mit dem schlechten Gewissen im Kopf. Im ersten Moment der Erkenntnis den Kopf dann zu verlieren und dem Partner sofort reinen Wein einzuschenken, wäre allerdings nicht der richtige Weg.

würden sich hier erst einmal breitmachen und für viel Wirbel sorgen, der vielleicht überhaupt nicht nötig ist. Besser ist es zunächst mit einer Freundin oder einem Freund über das fremde Verliebtsein zu sprechen, um den ersten Druck lozuwerden.

Hinterfragen Sie Ihre Partnerschaft

Ehrlich sein gegenüber sich selbst, ist in dieser ersten Phase des Fremdverliebens ein wichtiger Aspekt, denn kaum ein Mensch verliebt sich in einen anderen, wenn die bestehende Partnerschaft tatsächlich so intakt wäre, wie man es die ganze Zeit über angenommen hat:

  • Fehlt es an gemeinsamer Zeit?

  • Kommen weder liebe Worte noch Anerkennung?

  • Fühlt man sich in der Beziehung einsam?

Hier sollte man sich selbst und die Beziehung hinterfragen, denn in den meisten Fällen verliebt man sich trotz bestehender Partnerschaft dann, wenn es unterschwellige Defizite und Konflikte gibt.

Horchen Sie in sich hinein

Zumeist bietet der oder die Neue genau das, was einem persönlich von dem eigenen Partner fehlt:

Klarheit gewinnt man nicht, indem man nun die "alte" Beziehung sofort zur Seite wirft und sich in eine neue Partnerschaft begibt, sondern zunächst einmal, in dem man sich zurückzieht und intensiv in sich selbst hineinhört und Fragen nach dem "Vermissen, Sehnsucht und auch Wünsche" beantwortet.

Ist der andere Partner wirklich besser oder nur aufregend neu?

Bei all den Überlegungen sollte man jedoch nicht vergessen, die berühmte rosarote Brille abzunehmen, den auch ein neuer Partner wird seine Macken haben und die Beziehung mit der Zeit dem Alltagstrott unterliegen:

  • Lohnt es sich tatsächlich, die bewährte und vertraute Beziehung aufzugeben und in ein neues Ungewisses zu gehen?

  • Oder könnte man nicht versuchen, aufgrund der chaotischen Gefühlswelt, reinen Tisch mit dem eigenen Partner zu machen?

  • Sollte man nicht besser über vermisste Gefühle sprechen und die gegenseitigen Wünsche und Erwartungen offen ansprechen?

Nehmen Sie sich Zeit zum Reflektieren und treffen Sie eine Entscheidung

Abstand nehmen und sich selbst Zeit geben, all diese Fragen für sich zu beantworten, kann zu einer Entscheidung führen, die aus dem Inneren kommt und schlussendlich die richtige sein wird. Entscheidet man sich für den bisherigen Partner, dann heißt es allerdings, Abschied nehmen von dem "Schwarm" und eine neue Beziehungsarbeit zu leisten.

Stellt man allerdings fest, dass die Gefühle für den Schwarm deutlich überwiegen, dann sollte man klar Schiff machen und dem Partner das Ende der Beziehung auf eine ruhige Art und Weise beibringen. Fairness und Ehrlichkeit, auch wenn beides wehtut, sind das Mindeste, was man seinem Lebenspartner entgegenbringen sollte, denn bei all den neuen Gefühlen darf man nicht vergessen, dass genau diese Gefühle zu Beginn ebenfalls existiert und die Schmetterlinge im Bauch zum Fliegen gebracht haben.

Alte Liebe, neue Chancen

Wer sich für den Lebenspartner und gegen den neuen Schwarm entscheidet, erzählt seinem Freund bzw. seiner Freundin häufig nicht davon. Alleine probiert man dann, sich von den verwirrenden Gefühlen zu trennen und sich auf seine bestehende Beziehung zu konzentrieren.

Dies ist nicht immer der beste Weg. Denn fehlt etwas in der Partnerschaft - der Grund, warum man sich überhaupt erst auf etwas Neues eingelassen hat - dann sollten beide daran arbeiten, es zu ändern. Wer seinem Partner erzählt, dass er sich fremdverliebt hat, aber diesen Menschen nicht mehr wiedersehen will und sich für seinen Partner bzw. seine Partnerin entscheidet, läuft natürlich Gefahr, dass er/sie ihn trotzdem stehen lässt.

Es kann aber auch sein, dass durch diese Situation neue Chancen aufkommen - Chancen, die alte Beziehung noch zu retten. Für einige Paare mag so ein "Vorfall" der nötige Auslöser sein, etwas an der Partnerschaft zu verändern. Sie werden sozusagen gezwungen, sich ihren Problemen zu stellen und Lösungen zu finden - natürlich ist dies nur möglich, wenn auch der Partner bzw. die Partnerin dazu bereit ist.

Es ist auf diese Weise möglich, die Beziehung von einem anderen Blickwinkel aus zu beleuchten. Findet man Lösungen, kommt es zu Veränderungen, die sich gut anfühlen, stellt man häufig fest, dass die Liebe zu der anderen Person vielleicht doch nur eine Schwärmerei war, ein Gefühl, welches mit neuen Reizen gelockt hat.

Wenn keine Entscheidung getroffen werden kann

Wer sich nicht entscheiden kann, in welche Richtung er gehen möchte, sollte sich vorübergehend von beiden distanzieren. Mal ein Wochenende rauszufahren, um einen klaren Kopf zu bekommen, kann sehr hilfreich sein. Auch wenn die Entscheidung schwer fällt - man kann und sollte die beiden Menschen, um die es geht, nicht lange warten lassen; möglich ist auch, dass man beide irgendwann verliert.