Was ist ein Stoma? Bedeutung, Formen und deren Anwendung

Als Stoma bezeichnet man eine chirurgisch geschaffene Verbindung zwischen einem Hohlorgan und der Haut. Es wird zwischen verschiedenen Stoma-Arten unterschieden, je nachdem, um welchen Körperbereich bzw. um welches Organ es sich handelt. Als Stomaträger gilt es, einige spezielle Hinweise zu beachten. Informieren Sie sich über Bedeutung, Formen und Anwendung eines Stomas.

Von Jens Hirseland

Stoma - die künstliche Körperöffnung: Funktion

Der Begriff "Stoma" stammt aus dem Griechischen und bedeutet soviel wie "Öffnung" oder "Mündung". In der Medizin ist damit eine künstliche Körperöffnung nach außen gemeint, die durch einen operativen Eingriff geschaffen wird.

Auf diese Weise verbindet man ein bestimmtes Organ mit der Oberfläche des Körpers, wie:

Anwendungsgebiete: Wann wird ein Stoma angelegt?

Das Anlegen eines Stomas kann aus verschiedenen Gründen erforderlich sein. Hauptgrund ist der Verschluss des betreffenden Organs, sodass Stuhl, Urin, Nahrung oder Luft nicht mehr auf natürliche Weise aus dem Körper bzw. in den Körper gelangen können.

Ohne die Schaffung einer Verbindung nach außen droht eine erhebliche Verschlechterung des Gesundheitszustands des Patienten.

Stoma-Arten

Die Unterscheidung der Stomaarten ist auf unterschiedliche Art und Weise möglich.

Endständiges und doppelläufiges Stoma

Bei einem endständigen Stoma kommt es zur Entfernung eines Darmstücks. Es kann vorübergehend oder auch dauerhaft angelegt werden.

Ein doppelläufiges Stoma bezeichnet man auch als Schlingenkolostomie. Man verwendet eine Schlinge, die zur Entstehung von zwei Öffnungen an zwei verschiedenen Darmteilen: ein zum Stoma hinführender und ein von ihm wegführender Teil.

Je nach Organ unterscheiden Mediziner zwischen unterschiedlichen Stoma-Arten. Dazu gehören:

  • das Tracheostoma
  • das Urostoma
  • das Ileostoma bzw. Kolostoma
  • die perkutane endoskopische Gastrostomie (PEG)

Im Folgenden stellen wir Ihnen die unterschiedlichen Stoma-Arten im Detail vor.

Tracheostoma

Bei einem Tracheostoma handelt es sich um eine chirurgisch angelegte Verbindung zwischen der Luftröhre (Trachea) und der Haut. Diese Öffnung entsteht bei einem Luftröhrenschnitt (Tracheotomie).

Unterschieden wird bei einem Tracheostoma zwischen einem vorübergehenden (passageren) und einem endgültigen (definitiven) Tracheostoma.

  • Ein vorübergehendes Tracheostoma legt man in den meisten Fällen über der Schilddrüse an,
  • während ein endgültiges Tracheostoma, dessen Öffnung größer ist, unterhalb der Schilddrüse geschaffen wird.

Unterschiedliche Operationsverfahren beim Anlegen eines Tracheostomas

Zum Anlegen eines Tracheostomas kommen verschiedene Operationsverfahren infrage, wie:

  1. die chirurgische Tracheotomie
  2. die perkutane Punktions- und Dilatationstracheotomie
  3. die Tracheostomie bei Laryngektomie

Während man bei der chirurgischen Tracheotomie die Luftröhre durch einen Hautschnitt eröffnet, erfolgt bei der perkutanen Punktions- und Dilatationstracheotomie das Punktieren der Luftröhre mit einer Hohlnadel. Anschließend schiebt man von außen einen Führungsdraht vor.

Mithilfe von Plastikdilatatoren weitet man dann den Zugang auf, sodass eine Atemkanüle eingesetzt werden kann. Dieses Verfahren kommt vor allem bei einem vorübergehenden Tracheostoma zur Anwendung.

Bei einer Tracheostomie wird der gesamte Kehlkopf entfernt, was man auch als Laryngektomie bezeichnet. Dabei trennt der Operateur die Luftröhre unter dem Kehlkopf ab und verlagert sie dauerhaft nach außen, indem er sie mit der Halshaut vernäht. Dieser Eingriff lässt sich nicht mehr rückgängig machen.

Tubus beim Trachestoma

Zur Aufrechterhaltung der Verbindung zwischen Haut und Luftröhre dient ein Tubus, ein starres Röhrchen aus Kunststoff. Wird der Tubus später entfernt, kommt es im Laufe der Zeit wieder zum Verschluss der Öffnung.

Ursachen für ein Tracheostoma

Mögliche Gründe für das Anlegen eines Tracheostomas sind:

Künstlicher Blasenausgang(Urostoma)

Bei einem Urostoma handelt es sich um einen künstlichen Blasenausgang. Er dient dazu, den Urin vorübergehend oder auch dauerhaft aus dem Körper auszuleiten. Das Anlegen bezeichnet man als Urostomie.

Zu den Auslösern, die dazu führen, dass der Urin vom harnableitenden System nicht mehr anch außen abgegeben werden kann, zählen beispielsweise Schädigungen oder die Entfernung der Harnwege aufgrund von Blasenkrebs, Prostatakrebs oder Harnwegsstenosen. Lesen Sie hier alles Wissenswerte über das Urostoma.

Künstlicher Darmausgang (Enterostoma)

Ein künstlicher Darmausgang wird auch als Enterostoma oder Anus praeter bezeichnet. Er kann an unterschiedlichen Abschnitten des Darms gelegt werden, was ihm verschiedene Bezeichnungen bringt.

Als häufigste Stomaform gilt das Ileostoma. Es wird nach operativer Entfernung des Dickdarms oder schweren Erkrankungen angewandt. Hier haben wir alles Wissenswerte über den künstlichen Darmausgang für Sie zusammengestellt.

PEG-Sonde

Das Anlegen einer PEG-Sonde bezeichnet man auch als perkutane endoskopische Gastrostomie. Man führt dabei von außen eine Sonde in den Magen; zur Fixierung dienen Halteplatten.

Besonders ältere Menschen, die nicht mehr selbstständig essen oder trinken können, erhalten eine PEG-Sonde.  Als großer Vorteil gegenüber der Nasensonde erweist sich die Tatsache, dass dieses Variante angenehmer ist. Alles Wissenswerte zur PEG-Sonde können Sie hier nachlesen.

Ernährung, Schwimmgürtel und Co.: Leben mit einem Stoma und mögliche Einschränkungen

Nach dem Anlegen eines Stomas muss mit gewissen Einschränkungen gerechnet werden.

Generelle Stoma-Komplikationen und Tipps zum richtigen Umgang

  • Bei sämtlichen Stomaarten besteht das Risiko, dass sich das jeweilige Hohlorgan zurückzieht, was eine Verkleinerung der Stomaöffnung zur Folge hat. Mitunter muss dann eine weitere Operation erfolgen.

  • Außerdem können Entzündungen des Stomabereichs oder allergische Reaktionen auftreten.

  • Ebenfalls unangenehm sind übelriechende oder undichte Beutelsysteme. Dieses eher seltene Problem entsteht meist durch eine unsachgemäße Bedienung.

  • Bei einigen Patienten kommt es auch aufgrund eines künstlichen Darm- oder Blasenausgangs zu psychischen Problemen. Unterstützung findet man in solchen Fällen häufig bei Selbsthilfegruppen.

Sport als Stomaträger

Grundsätzlich sollten Träger eines Urostomas oder Enterostomas darauf achten, nicht zu schwer zu heben, damit es nicht zu einer Hernie kommt. Ebenso gilt es, aggressive Sportarten zu vermeiden, um das Stoma nicht zu beeinträchtigen.

Generell ist Sport als Stomaträger jedoch möglich. Zum Schwimmen lässt sich beispielsweise ein besonderer Schwimmgürtel tragen.

Essen und Trinken als Stomaträger

Als Stomaträger - zumindest bei einer Kolostomie oder Ileostomie - stellt sich die Frage, was in Sachen Ernährung beachtet werden muss. Generell gilt, dass man Essen und Getränke, die zuvor gut vertragen worden sind, auch nach dem Eingriff zu sich nehmen kann.

Doch besonders unmittelbar nach der Stoma-Anlage sollten einige Punkte beachtet werden. Wichtige Informationen erhalten Sie hier.

Risiken: Einschränkungen beim Tragen eines Tracheostomas

Bei Trägern eines Tracheostomas besteht der Nachteil, dass sie nur noch begrenzt schmecken und riechen können. Das liegt daran, dass die Atemluft nicht mehr an den Riechzellen vorbeigeht. Außerdem wird zum Sprechen eine spezielle Sprachkanüle benötigt.

Ein weiteres Problem bei einem Tracheostoma ist, dass die Bronchien infektanfälliger reagieren, da die oberen Atemwege von dem künstlichen Ausgang umgangen werden. Diese sind jedoch wichtig zum Anfeuchten und Reinigen der Luft.

Stoma wechseln und reinigen: Hinweise zur Stoma-Pflege

Bei der Reinigung und Pflege eines Stomas muss sehr gründlich vorgegangen werden. Für den Wechsel des Stomas zieht man Platte/Heftpflaster vorsichtig ab und wäscht Stoma sowie den Hautbereich mit warmem Wasser und Seife.

Der Beutel wird entfernt, die verbrauchte Ausrüstung entsorgt. Beim Wechsel des Beutels sollten immer Einmalhandschuhe getragen werden.

Die Haut um das Stoma herum sollte stets gut gepflegt und geschützt werden. Wichtig ist ein passgenaues Zuschneiden des Pflasters an die Form und Größe des Stomas. Sollte es zu Beschwerden - Hautreizungen etwa - kommen, die bestehen bleiben, sollte ein Arzt konsultiert werden.

In einigen Fällen kann das Anlegen eines Stomas wieder rückgängig gemacht werden...

Rückoperation: Wissenswertes zur Stoma-Rückverlegung (nach Hartmann-OP)

Oftmals stellt das Stoma lediglich eine vorübergehende Lösung dar. In solchen Fällen ist eine Rückoperation bzw. Stoma-Rückverlegung möglich.

Entscheidender Faktor ist dabei die Art der Grunderkrankung. Ob und wenn eine Rückverlegung möglich ist, bespricht man dies in der Regel bereits vor der Anlage. Hierbei ist jedoch auch zu beachten, dass eine geplante Rückoperation manchmal auch wieder verneint werden muss.

Ein temporäres Stoma wird meist in Form eines doppelläufigen Stomas angebracht. Wurde ein endständiges Stoma angelegt, ist eine Rückverlegung nur bei Anwendung der Operationstechnik nach Hartmann bei der Anlage möglich.

Wann wird ein temporäres Stoma angelegt?

Bei einigen Erkrankungen stellt eine vorübergehende Anlage des Stomas die gängige Lösung dar. Dies wäre beispielsweise bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen, z.B.

  • Divertikulitis
  • Colitis ulcerosa oder
  • Morbus Crohn

der Fall. Ebenso wird eine vorübergehende Anlage notwendig, um die Darmnähte nach einer Darmoperation zu schonen.

Zeitpunkt und Voraussetzungen: Wann ist eine Rückverlegung des temporären Stomas möglich?

Die Rückverlegung eines Stomas ist frühestens nach sechs bis 12 Wochen nach der Anlage möglich. Zudem sind einige Voraussetzungen zu erfüllen; dazu gehören

  • ein intakter Schließmuskel
  • eine beendete oder momentan nicht notwendige Begleittherapie (z.B. Strahlen- oder Chemotherapie)
  • eine vollständig abgeheilte Darmentzündung
  • verheilte Darmnähte

Eine ausführliche Beratung vor der Rückverlegung ist das A und O. Es ist wichtig zu wissen, dass es bis zu ein Jahr dauern kann, bis es zur Normalisierung des Stuhlverhaltens kommt.

Kolostoma und Ileostoma: Rückverlegung des Stomas in den Bauchraum

Bei einem Kolostoma sowie einem Ileostoma ist eine Rückverlegung in den Bauchraum möglich. Hierbei kommt es auch auf die Operationstechnik sowie die zugrunde liegende Erkrankung an.

Rückverlegung eines künstlichen Blasenausgangs (Urostoma)?

Eine Rückverlagerung des künstlichen Blasenausgangs ist nicht möglich. So handelt es sich beim Urostoma um eine dauerhafte Anlage.