Anwendung und Durchführung unterschiedlicher gelenkerhaltender Operationen an der Hüfte

Operative Eingriffe an der Hüfte sind keine Seltenheit. Man unterscheidet zwischen gelenkerhaltenden Operationen sowie dem Einsetzen eines künstlichen Hüftgelenks.

Von Jens Hirseland

Operationen am Hüftgelenk zählen zu den häufigsten chirurgischen Eingriffen in Deutschland. So erhalten Jahr für Jahr ca. 200.000 Bundesbürger eine Endoprothese (künstliches Hüftgelenk).

Hauptgrund für eine Hüftoperation ist eine Hüftarthrose. In vielen Fällen stellt ein operativer Eingriff an der Hüfte die letzte Möglichkeit dar, sie weiterhin beweglich zu halten.

Mediziner unterscheiden bei einer Hüftoperation zwischen

  • einer gelenkerhaltenden Operation und
  • der Implantation eines künstlichen Hüftgelenks.

Welche Methode zur Anwendung kommt, hängt von verschiedenen Faktoren und der Situation des Patienten ab. So müssen vor allem

  • die Ursachen der Hüftgelenksarthrose
  • der Krankheitsverlauf
  • das Alter des Patienten
  • dessen allgemeiner Gesundheitszustand
  • Aktivitätsgrad und
  • sozialer Status sowie
  • eventuelle Begleiterkrankungen

berücksichtigt werden.

Endoprothese

Bei einer Endoprothese handelt es sich um ein künstliches Hüftgelenk, welches das geschädigte Gelenk ersetzt. Künstliche Hüftgelenke werden seit den frühen 60er Jahren erfolgreich eingesetzt. In den letzten Jahren hat die Anzahl an Hüftgelenks-Implantationen immer mehr zugenommen, sodass sie mittlerweile zu den häufigsten orthopädischen Operationen zählen.

In der Medizin bezeichnet man ein künstliches Hüftgelenk als Totale Endoprothese (TEP). Bei diesem Verfahren wird nicht nur ein Teil des Hüftknochens, sondern auch ein Teil des Oberschenkels ersetzt, was praktisch eine komplette Gelenkerneuerung zur Folge hat. Durch den Eingriff lässt sich wieder eine weitgehend normale Funktion des Hüftgelenks erzielen.

In den meisten Fällen stellt das Einsetzen der neuen Hüftpfanne in den Hüftknochen kein Problem dar. Damit die Endoprothese jedoch auch stabil genug ist, muss der neue Hüftkopf mit einem langen Schaft in den Oberschenkelknochen eingebracht werden.

Während des Eingriffs trägt der Operateur den abgenutzten Hüftkopf ab und schafft im Zentrum des Oberschenkelknochens eine Höhle. Anschließend setzt er den Stiel des künstlichen Hüftkopfes in diese Höhle ein. Zum Befestigen der Endoprothese kommen drei Methoden infrage.

Ansicht einer Hüftgelenksprothese
Ansicht einer Hüftgelenksprothese

Methoden zur Befestigung

  • Bei der zementierten Implantationstechnik wird das künstliche Hüftgelenk mit Knochenzement fixiert.
  • Eine andere Möglichkeit bietet die zementfreie Implantationstechnik, bei der man auf den Zement verzichtet.
  • Die dritte Methode ist die Hybrid-Implantationstechnik, die eine Mischform darstellt.

So wird der Schaft einzementiert, während das Implantieren der Pfanne ohne Zement erfolgt. Der Haltbarkeit einer Endoprothese sind Grenzen gesetzt. So kommt es im Laufe der Jahre zur Lockerung des künstlichen Hüftgelenkes und infolgedessen wieder zu Beschwerden, was eine erneute Operation zur Folge hat.

Allerdings lässt sich eine totale Endoprothese nicht nach Belieben einsetzen, da es bei jedem Eingriff zu weiteren Knochenverlusten kommt. Die Haltbarkeitsdauer eines künstlichen Hüftgelenks beträgt zwischen 10 und 20 Jahre.

Gelenkerhaltende Operation

Ziel der gelenkerhaltenden Operation ist die Wiederherstellung der natürlichen Gelenkstellung. Auf diese Weise soll eine nachhaltige Verlangsamung des Knorpelverlustes erreicht werden.

Im Rahmen der Operation dreht der Chirurg den Hüftkopf in der Gelenkpfanne, um eine punktuelle Druckentlastung herbeizuführen. Indem die bisherige Belastung auf eine größere Fläche von Hüftkopf und Pfanne verteilt wird, lässt sich der schnelle Knorpelverlust verlangsamen.

Osteotomie

Die Operationsmethode, die bei einer gelenkerhaltenden Hüftoperation zur Anwendung kommt, trägt die Bezeichnung Osteotomie. Bei diesem Verfahren trennt der Operateur ein keilförmiges Stück Knochen aus dem Oberschenkelknochen heraus. Auf diese Weise entsteht ein anderer Winkel von Hüftkopf zur Hüftpfanne.

Dadurch umschließt die Hüftpfanne den Hüftkopf besser. Die Drehung des Hüftkopfes kann je nach Notwendigkeit sowohl an der äußeren als auch an der inneren Knochenseite erfolgen. Man spricht je nach Stand des Hüftkopfs bzw. des Oberschenkelhalses von einer Varisierungs- oder einer Valgisierungsosteotomie..

  • Steht der Oberschenkelhals zu steil, spricht man von der Coxa valga. In diesem Fall erfolgt die Varisierung: der Keil wird herausgesägt, um die Position zu verbessern.
  • Steht der Oberschenkelhals zu flach (Coxa vara), erfolgt das Heraussägen des Keils durch die Valgisierung.

Die Osteotomie hat den Vorteil, dass sich der eigene Hüftkopf erhalten lässt. Außerdem ist das Komplikationsrisiko gering.

Es soll eine nachhaltige Verlangsamung des Knorpelverlustes erreicht werden
Es soll eine nachhaltige Verlangsamung des Knorpelverlustes erreicht werden

Kombination mit Beckenosteotomie

Bringt die alleinige Hüftkopfumstellung keinen Erfolg, wird sie mit der Beckenosteotomie kombiniert. Auf diese Weise kann die Hüftdysplasie diret am Ursprung, der Gelenkpfanne, behandelt werden.

  • Im Rahmen der Pfannendachplastik wird nahe des Darmbeins ein Knochenspan eingesetzt, welcher gespendet oder vom eigenen Beckenkamm entnommen wird.
  • Die 1-fach Beckenosteotomie oder auch Beckenosteotomie nach Salter beschreibt die vollständige Durchtrennung des Darmbeins und den Einsatz eines Knochenkeils.
  • Bei der 3-fach Beckenosteotomie oder auch Tripleosteotomie wird das Becken am Darm-, Scham- und Sitzbein durchtrennt und so gedreht, dass der Hüftkopf optimal in der Hüftpfanne sitzt.
  • Im Rahmen der periazetabulären Osteotomie nach Ganz, auch Berner periazetabuläre Beckenosteotomie (PAO) genannt, erfolgen die Durchtrennungen der 3-fach Beckenosteotomie in der Nähe der Pfanne; in vielen Fällen bleibt der Beckenring dabei enthalten,

Nachsorge

Bei der Osteotomie ist eine intensive Nachbehandlung erforderlich, um den Behandlungserfolg zu gewährleisten. Da es durch den Eingriff zu einer einseitigen künstlichen Beinverkürzung kommt, muss ein entsprechender Ausgleich erfolgen.

Bis es zu einer Verheilung des Knochens in seiner neuen Stellung kommt, können bis zu acht Wochen vergehen. Der Krankenhausaufenthalt beträgt in der Regel etwa eine Woche. Das Hüftgelenk bzw. das entsprechende Bein darf während der Heilungszeit nur wenig belastet werden; der Patient ist auf Unterarmgehstützen angewiesen.

Offset-Korrektur

Die Offset-Korrektur kommt vor allem beim Hüftimpingement zur Anwendung. Hierbei wird am so genannten Rollhügel, einer knöchernen Erhebung an der Außenseite des Oberschenkelknochens, durchgetrennt. Diese Durchtrennung befestigt man später mit zwei Schrauben.

An der Vertiefung des Schenkelhalses, dem so genannten Offset, ebenso am Pfannenrad, kann anschließend störndes Knochenmaterial abgetragen werden.

Angewandt wird eine gelenkerhaltende Hüftoperation vorwiegend bei jüngeren Menschen. Das liegt auch daran, dass ein künstliches Hüftgelenk lediglich eine Lebensdauer von ca. 15 Jahren hat. Aus diesem Grund wird versucht, eine Totaloperation so lange wie möglich zu vermeiden.

Rehabilitation

Um nach einer Hüftoperation schnellstmöglich und dabei schonend wieder in den Alltag zurück zu gelangen, ist eine Rehabilitation, die sich aus vielen unterschiedlichen Maßnahmen zusammensetzt, sehr wichtig.

  • Im Rahmen der physikalischen Therapie kommen Massagen, Wärmeanwendungen, Lymphdrainagen und die Elektrotherapie zur Anwendung
  • Bei der Physiotherapie werden ergonomische Bewegungsabläufe neu entwickelt und die Gelenke gestärkt
  • Die medizinische Trainingstherapie dient dazu, spezielle Muskelgruppen aufzubauen und zu kräftigen

Mitunter werden Übungen absolviert, die die Patienten auch zu Hause weiterhin durchführen.