Fissurenversiegelung - Wirkung, Anwendungsgebiete und Durchführung
Als Fissurenversiegelung bezeichnet man ein zahnmedizinisches Verfahren. Es dient zur Vorbeugung von Karies.
Definition Fissuren
Bei Fissuren handelt es sich um Furchen und Rillen in den Kauflächen der Backen- und Mahlzähne. Normalerweise gibt es bei den Seitenzähnen eine Hauptfissur, die man als Längsfissur bezeichnet, weil sie in Längsrichtung verläuft. Dagegen werden Fissuren, die einen Querverlauf haben, Querfissuren genannt.
Karies durch Fissuren
Das Problem bei Zähnen mit stark zerklüfteter Oberfläche besteht darin, dass sich in den Vertiefungen kariogene Bakterien ansammeln, weil sie dort gute Bedingungen vorfinden. Außerdem lassen sich sehr tief liegende Fissuren nur schwer reinigen.
Im Laufe der Zeit greifen die Bakterien, die in die Fissuren eingedrungen sind, den Zahnschmelz an, der an dieser Stelle nur dünn ist, was schließlich zu Fissurenkaries führt. Da sich diese Kariesform von außen oft nicht erkennen lässt, kann sie nur schwer festgestellt werden. So ist es sogar möglich, dass die Oberfläche des Zahnschmelzes noch vollkommen intakt ist.
Selbst mit Röntgenbildern lässt sich nicht immer eine genaue Diagnose erstellen, denn der Schmelzmantel der Zahnkrone überschattet kleinere Kariesschäden oftmals. Damit es gar nicht erst zu Fissurenkaries kommt, kann vom Zahnarzt eine Fissurenversiegelung durchgeführt werden. Da vor allem Kinder anfällig für Fissurenkaries sind, sollte bei ihnen möglichst frühzeitig eine Fissurenversiegelung erfolgen.
Indikation für eine Fissurenversiegelung
Die Fissurenversiegelung wird, wie bereits erwähnt, an den Backenzähnen vorgenommen. Besonders, wenn
- ein erhöhtes Kariesrisiko besteht,
- erschwerte Möglichkeiten der Mundhygiene (z.B. aufgrund von Zahnspangen, Mundtrockenheit, einer sozial schwierigen Lebenssituation oder Behinderungen) vorliegen,
- Fissuren tiefes und zerklüftetes Relief aufweisen,
- eine oberflächliche Schmelzkaries diagnostiziert wird, oder
- eine bestehende Fissur repariert werden muss,
wird diese Behandlung durchgeführt.
Durchführung einer Fissurenversiegelung
Bevor eine Fissurenversiegelung durchgeführt wird, muss der Zahnarzt entscheiden, ob dieser Schritt auch Sinn macht. So ist zum Beispiel eine Versiegelung von flachen Fissuren nicht erforderlich, weil diese sich leichter reinigen lassen.
Bei einer Fissurenversiegelung verschließt man die Zahnvertiefung mit speziellem Material. Auf diese Weise lässt sich das Eindringen der schädlichen Bakterien verhindern.
Erster Schritt der Behandlung ist eine gründliche Reinigung der Zahnoberfläche. Danach wird der Zahn sozusagen trockengelegt. Das heißt, dass er mit einem Kofferdam aus Gummi oder Watteröllchen vor dem Speichel geschützt wird.
Nächster Schritt ist die Vorbehandlung der Fissur mit einer schwachen Säure, was man in der Zahnmedizin als Anätzen bezeichnet. Auf diese Weise kommt es zu einer rauen Oberfläche, wodurch das Versiegelungsmaterial besser haften bleibt. Sind die Vorbereitungen abgeschlossen und der Zahn trocken, kann das Versiegelungsmaterial mit einer biegsamen Spritze auf die Fissur aufgetragen werden.
Bei dem Material handelt es sich zumeist um speziellen Kunststoff. Nach dem Auftragen des Materials ist dessen Aushärtung erforderlich. Dazu kann auch UV-Licht zur Anwendung kommen, das direkt auf den behandelten Zahn gerichtet wird.
Nach der Aushärtung des Versiegelungsmaterials ist die Kaufläche für einige Jahre vor Karies geschützt. Falls Unebenheiten auf der Kaufläche bestehen, poliert sie der Zahnarzt, um sie auszugleichen.
Eine Fissurenversiegelung nimmt nur etwa 15 bis 30 Minuten in Anspruch. Schmerzen sind durch die Behandlung nicht zu befürchten.
Behandlung von Fissurenkaries
Für den Fall, dass eine Fissur bereits kariös ist, muss vor der Behandlung eine gründliche Reinigung durchgeführt werden. Mitunter ist auch eine Erweiterung durch Beschleifen erforderlich, was man als erweiterte oder invasive Fissurenversiegelung bezeichnet.
Materialien
Als Versiegelungsmaterial für eine Fissurenversiegelung verwenden Zahnärzte in der Regel Kunststoff auf Dimethacrylatbasis. In einigen Kunststoffen sind zusätzlich Fluoride für einen effektiveren Zahnschutz enthalten.
In manchen Fällen kommt bei einer Fissurenversiegelung auch Glasionomerzement zum Einsatz. Der Zement hat den Vorteil, mehr Fluorid abzugeben.
Ein Nachteil besteht allerdings darin, dass seine Haltbarkeit geringer ist als die von Kunststoff. Außerdem besteht das Risiko, dass er sich ablöst.
Nebenwirkungen
Zu Nebenwirkungen kommt es bei einer Fissurenversiegelung nur äußerst selten. So sind bislang lediglich zwei Fälle von allergischen Reaktionen bekannt.
Mitunter wird vor dem Einsatz von Kunststoffen gewarnt. So könnten diese Formaldehyd und Monomere freisetzen. Nach Ansicht der DGZMK (Deutsche Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde) sind die freigesetzten Mengen jedoch derart gering, dass bei korrekter Anwendung keine Gefahr für die Gesundheit besteht.
Kontrolluntersuchungen
In der Regel halten Fissurenversiegelungen aus Kunststoff 7 bis 10 Jahre. Allerdings müssen sie auch intakt sein, um einen umfassenden Schutz vor Karies gewährleisten zu können. Aus diesem Grund ist es wichtig, regelmäßig Kontrolluntersuchungen durchführen zu lassen, um die Fissurenversiegelung zu überprüfen.
So besteht die Gefahr, dass die Versiegelung teilweise oder sogar vollkommen abplatzt. Das passiert zumeist 4 bis 6 Monate nach der Behandlung.
Aus diesem Grund ist es ratsam, eine Nachuntersuchung rechtzeitig durchzuführen. Dabei lassen sich abgelöste Versiegelungsteile problemlos ergänzen.