Zungendiagnostik - Wie funktioniert sie und welche Erkrankungen kann man erkennen?

Die Zungendiagnostik beschreibt das Erkennen von möglichen Beschwerden, Störungen oder Erkrankungen eines Menschen anhand dem Zustand seiner Zunge. Diese gibt mit Farbe, Belag, Form und Co. Auskunft über die Gesundheit des menschlichen Körpers. Die Zungendiagnostik ist ein Bereich aus der Traditionellen Chinesischen Medizin. Informieren Sie sich über die Funktionsweise der Zungendiagnostik und lesen Sie, welche Erkrankungen in diesem Zusammenhang erkannt werden können.

Gracia Sacher
Von Gracia Sacher

Zungendiagnostik - Prinzip und Untersuchungskriterien

In Ländern wie China und Indien ist die ausführliche Untersuchung der Zunge eine gängige Methode. In westlichen Ländern greifen Schulmediziner dagegen nur noch selten auf diese Form der Diagnostik zurück. Lediglich Heilpraktiker nutzen sie häufig, um Verdauungsstörungen zu erkennen.

Grundlage der Zungendiagnostik ist die Annahme, dass zwischen

  • der Zunge
  • der Lebensenergie Qi
  • den Meridianen
  • dem Blut
  • den Körperflüssigkeiten und
  • den Organen

eine Verbindung besteht. Durch die sorgfältige Untersuchung der Zunge sollen sich Belastungen der inneren Organe schon vor dem Ausbruch von Krankheiten feststellen lassen.

Was verrät die Zunge über die Gesundheit eines Menschen?

Über die Zunge soll der Gesundheitszustand des ganzen Körpers erfasst werden können. So ist es beispielsweise möglich zu erkennen, wie voll oder gefüllt die Hohl- und Speicherorgane sind. Auch die Körpersäfte und Blutfunktion können analysiert werden.

Ebenfalls soll ein Blick auf den Schweregrad einer Erkrankung sowie die Art der Störung möglich sein. Vor allem der weitere Verlauf soll ersichtlich sein.

Dem Arzt ist es möglich, seine Therapie auf die Ursachen einer Erkrankung abzustimmen. Außerdem wird an Veränderungen der Zunge ermittelt, ob eine Behandlung erfolgreich verläuft. Bei der Untersuchung der Zunge konzentriert sich der Arzt auf bestimmte Kriterien.

  • Dazu gehört unter anderem die Zungenfarbe. Diese liefert Hinweise auf die Durchblutung im Inneren des Körpers.
  • Auch die Farbe und die Beschaffenheit des Zungenbelags werden untersucht, um Prozesse an der Oberfläche des Körpers zu erkennen.
  • Ebenfalls von Bedeutung für die Diagnose ist die Größe der Zunge. Diese weist auf den Gesamtzustand der Körperstruktur hin.
  • Ferner werden die topologischen Besonderheiten der Zunge untersucht. So lassen sich durch bestimmte Veränderungen Rückschlüsse über einzelne Funktionskreise ziehen.

Mögliche Veränderungen der Zunge

Folgende Veränderungen können an der Zunge auftreten:

  • die Farbe des Zungenkörpers kann hell/weiß, rot, dunkelrot oder grün-violett ausfallen
  • die Farbe des Zungenbelags kann weiß, grau, gelb oder schwarz sein
  • der Charakter des Zungenbelags kann feucht oder trocken, dünn oder dick, locker oder klebrig oder ausgespart sein oder fehlen
  • der Zustand der Zunge kann unruhig, schief, verkürzt, zitternd, weich und kraftlos sowie hart und starr ausfallen
  • die Form der Zunge kann stachelig und körnig, rissig, geschwollen, klein und dünn, faltig und grob sein oder Zahnabdrücke am Zungenrand aufweisen

Als gesund gilt eine Zunge, wenn sie

  • eine normale Größe
  • eine gleichmäßige glatte Oberfläche sowie
  • eine hellrote Farbe

aufweist. Außerdem sollte der Zungenbelag

  • feucht
  • weißlich und
  • dünn

sein.

Ablauf und Organzuordnung - Welche Beschwerden lassen sich anhand der Zunge diagnostizieren?

Bei dieser Diagnostikmethode wird die locker herausgestreckte Zunge betrachtet. Der Befund sollte natürlich nicht verfälscht werden, so dass man zuvor nichts essen oder trinken sollte; ebenso kann das Zähneputzen ein möglicher Störfaktor sein.

Durch bestimmte Lebensmittel werden Zungenbelag und -farbe beeinflusst. Gleiches gilt bei Tabakkonsum.

Der Zunge zugeordnet werden verschiedene Organe, die man bei der Untersuchung räumlich einteilt. Auf diese Weise dient die Zunge gewissermaßen als Landkarte des Körpers.

So ordnet man das Herz in der Traditionellen Chinesischen Medizin der Zungenspitze zu, während im Bereich dahinter die Lunge angesiedelt wird. Leber und Gallenblase befinden sich am Zungenrand, Magen und Milz in der Zungenmitte und die Nieren am Zungengrund.

Eine wichtige Rolle spielen auch Witterungseinflüsse wie

  • Kälte
  • Hitze
  • Feuchtigkeit
  • Trockenheit und
  • Wind.

Mögliche Beschwerden und Störungen

  • So ist eine rote Färbung der Zunge ein Hinweis auf Hitze,
  • während eine blasse Zunge eher auf Kälte hindeutet.
  • Bei dicken weißen Zungenbelag liegen oft Magen-Darm-Beschwerden oder eine Erkältung vor
  • Im Falle einer bräunlichen Verfärbung bestehen meist allgemeine Verdauungsstörungen.
  • Eine trockene Zunge, die gemeinsam mit eingerissenen Mundwinkeln auftritt, kann ein Indiz für die Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus) sein,
  • während tiefe Furchen und Rinnen meist durch eine Bauchspeicheldrüsenerkrankung entstehen.
  • Geschwollene Seitenränder der Zunge deuten dagegen auf Störungen der Leber oder der Schilddrüse hin.
  • Weist die Zunge eine gräuliche Verfärbung auf, liegt oftmals Blutarmut vor.
  • Sogar Vitaminmangel lässt sich durch die Zungendiagnostik feststellen: So ist die Zungenoberfläche bei einem Mangel an Vitamin B erdbeerartig verändert.

Kritik: Die Schulmedizin lehnt die Zungendiagnostik weitgehend ab, da sie von dem allgemeinen Wissensstand der Medizin abweicht. Außerdem gibt es keinen wissenschaftlichen Beweis für die Validität dieser Diagnosemethode.