Wundheilungsstörungen - Merkmale und Anwendungsgebiete der sekundären Wundbehandlung

Normalerweise wird eine Wunde nach einer Operation verschlossen. In manchen Fällen kann jedoch eine sekundäre Wundbehandlung erforderlich sein.

Von Jens Hirseland
Klassifikation nach ICD-10: T79 T81 T89
ICD-10 ist ein weltweit verwendetes Klassifikationssystem für medizinische Diagnosen. Der sogenannte ICD-Code ist zum Beispiel auf einem ärztlichen Attest zu finden.

Von einer sekundären oder offenen Wundbehandlung oder Wundheilung spricht man, wenn eine Wunde offen gelassen und nicht vernäht wird.

Mögliche Gründe für eine offene Wundbehandlung

Unter normalen Umständen wird eine Wunde nach einem operativen Eingriff verschlossen, was man als primäre Wundbehandlung bezeichnet. Bestimmte Umstände, wie zum Beispiel Entzündungen oder Wundheilungsstörungen können jedoch eine sekundäre Wundbehandlung nötig machen.

Eine sekundäre Wundheilung nennt man in der Medizin "per secundam intentionem". Der Defekt im Gewebe wird dabei durch Granulationsgewebe aufgefüllt.

Im weiteren Verlauf bildet sich über der Wunde neue Haut. Ein möglicher Grund für eine offene Wundbehandlung kann eine eitrige Infektion an einer bereits vernähten Wunde sein.

Besteht vor dem Eingriff das Risiko, dass es zu einer Infektion kommt, lässt man die Wunde auch manchmal direkt offen. Dies ist vor allem bei

der Fall. Auch bei Wunden, die stark verschmutzt sind, kann eine sekundäre Wundbehandlung sinnvoll sein. Da der Eiter und die Wundflüssigkeit durch die Öffnung aus der Wunde treten, kommt es auf diese Weise zu einer selbstständigen Säuberung. Weitere Gründe sind klaffende Wunden oder solche, die länger als acht Stunden offen sind.

Symptome einer Wundinfektion

Typische Symptome einer Wundinfektion sind

Im schlimmsten Fall kann es auch zu einer lebensgefährlichen Blutvergiftung (Sepsis) oder Gewebeentzündung kommen.

Behandlungsdurchführung

Um die sekundäre Wundheilung zu unterstützen, führt man oftmals Spülungen durch oder trägt Desinfektionslösungen auf die Wunde auf. Nachdem die Wunde bei der offenen Wundbehandlung nicht mehr eitert, ist es möglich, sie mit einer Sekundärnaht zu schließen.

Vor dem Vernähen ist es jedoch üblich, zunächst einmal Gewebereste, die abgestorben sind, chirurgisch zu entfernen, um die Heilung der Wunde zu unterstützen. Darüber hinaus ist es erforderlich, tiefer liegende und eiternde Wundbereiche zu reinigen.

Gelegentlich muss die Außenhaut vom übrigen Gewebe getrennt werden, damit die Wunde ohne Verziehungen verschlossen werden kann. In manchen Fällen verknotet man die Nähte erst ein paar Tage später, damit die sekundäre Wundbehandlung noch fortgesetzt werden kann.

Darüber hinaus legt man eine Drainage zum Wundabfluss ein, die nach einigen Tagen wieder entfernt wird. Dazu kann es nötig sein, weitere Einschnitte vorzunehmen.

Besteht während des Eingriffs weiterhin eine Entzündung, muss die sekundäre Wundbehandlung meist fortgesetzt werden. In diesem Fall erfolgt die Sekundärnaht erst zu einem späteren Zeitpunkt.

Normalerweise erfordert eine sekundäre Wundheilung mehr Zeit als eine primäre Wundheilung. Die Narben, die zurückbleiben, sind nicht glatt, sondern relativ auffällig. In manchen Fällen kann auch eine Funktionseinschränkung der betroffenen Körperstelle auftreten.