Achillessehnenriss - Diagnose, Krankheitsbild und Symptome

Achillessehnenriss oder auch Achillessehnenruptur (ASR) ist die Bezeichnung für die Durchtrennung der Achillessehne. Grund für diese Verletzung ist meist sportliche Überbelastung.

Von Jens Hirseland
Klassifikation nach ICD-10: S86
ICD-10 ist ein weltweit verwendetes Klassifikationssystem für medizinische Diagnosen. Der sogenannte ICD-Code ist zum Beispiel auf einem ärztlichen Attest zu finden.

Die Achillessehne

Die Achillessehne (Tendo Calcaneus) gilt als stärkste aller menschlichen Sehnen. Sie befindet sich am Fersenbeinhöcker und vereinigt die Endsehnen der drei Wadenmuskeln mit dem hinteren Fersenbein.

Die Länge der Sehne beträgt zehn bis zwölf Zentimeter. Sie ist für das Laufen und Gehen des Menschen von großer Wichtigkeit.

Durchrisse und Anrisse

Im Fall eines Achillessehnenrisses erfolgt die komplette Durchtrennung der Achillessehne. Betroffen sind in der Regel Menschen zwischen 30 und 50 Jahren.

Häufig tritt die Ruptur an der schmalsten Stelle der Sehne auf. Diese befindet sich ca. fünf bis sechs Zentimeter oberhalb des Fersenbeins im Übergangsbereich zwischen Sehne und Muskel.

Der Riss der Achillessehne kommt häufig im sportlichen Bereich vor. Einen Anriss der Achillessehne bezeichnet man als partielle Achillessehnenruptur.

Die Achillessehne als stärkste Sehne des Menschen
Die Achillessehne als stärkste Sehne des Menschen

Ursachen

Die größte Ursache für eine Achillessehnenruptur ist häufig im sportlichen Bereich anzutreffen. Durch eine plötzliche, hohe Sehnenbelastung bei einer sportlichen Aktivität kann die mechanische Belastbarkeit des Gewebes der Achillessehne überschritten werden und es kommt zu einem Riss.

Selten hingegen erfolgt ein Achillessehnenriss durch direkte Gewalteinwirkung wie durch einen scharfen Gegenstand wie ein zum Beispiel ein Messer.

Verschleißerscheinungen

Oftmals ist das Sehnengewebe bereits schon vorher in Mitleidenschaft gezogen worden und aus diesem Grund weniger belastbar. Dadurch steigt die Anfälligkeit für eine Ruptur der Sehne. Auch altersbedingte Verschleißerscheinungen können eine Ursache sein.

Verlauf

Der weitere Verlauf nach einer Achillessehnenruptur ist auch von der Behandlung abhängig. Wenn die Therapie fachgerecht durchgeführt wird, sind die Heilungsaussichten in der Regel gut. In fast allen Fällen ist es möglich, die volle körperliche Leistungsfähigkeit wiederherzustellen.

Für Spitzensportler hingegen kann ein Achillessehnenriss oftmals das Karriereaus bedeuten, weil auch trotz optimaler Therapie nicht die volle Kraft wiederhergestellt werden kann.

Mögliche Komplikationen

Komplikationen können auftreten, wenn die Ruptur der Sehne mit einer Operation behandelt wird. Dadurch kann es zu länger andauernden Schwellungen kommen.

Des Weiteren sind leichte Sensibilitätsstörungen in der Fersen- und Knöchelgegend möglich.

  • Mann mit Gipsbein liegt neben Krücken auf der Couch und telefoniert

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  • Frau mit Fersenschmerzen fasst sich an den linken Fuß

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  • Mann mit Gipsbein am Meer, Beinbruch im Urlaub, Auslands-Krankenversicherung

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Symptomatik

Ein typisches Symptom, das beim Riss der Achillessehne auftritt, ist ein lautstarkes Knallen, welches man auch als Peitschenknall bezeichnet. Es tritt bei plötzlicher, starker Belastung der Sehne, wie einem schnellen Auftritt des Fußes auf. Dabei kommt es zu einem kurzen, stechenden und starkem Schmerz, der sich wie ein Tritt gegen die betroffene Sehne anfühlt.

Da der überaus elastische Schlauch der Sehne beim Achillessehnenriss unversehrt bleibt, wird ein Einbluten in das angrenzende Gewebe verhindert, sodass sich meist nur eine geringe Schwellung bildet. Weitere Symptome der Ruptur können Blutungen oder Dellen im Verlauf der Sehne sein.

Diagnosemethoden

Die Diagnose bei einer Achillessehnenruptur ist meist schnell und eindeutig. Durch Ertastung der gebildeten Delle auf der Haut sowie Beschreibung der Symptome lässt sich ein Riss der Achillessehne eindeutig feststellen. Ein weiterer deutlicher Hinweis ist die Unfähigkeit des Betroffenen, die Ferse des verletzten Beines vom Boden abzuheben.

Thompson-Test

Eine wichtige Diagnosemöglichkeit bildet auch der Thompson-Test. Bei diesem Test werden die Wadenmuskeln bei frei hängendem Fuß und eingenommener Bauchlage zusammengedrückt. Ist die Achillessehne noch intakt, lassen sich die Zehen in Richtung der Fußsohle bewegen. Bei einer gerissenen Achillessehne geschieht dies nicht.

Röntgen und Ultraschall

Darüber hinaus erfolgen Röntgenuntersuchungen, um festzustellen, ob es zu einem knöchernen Anriss gekommen ist sowie Sonographien (Ultraschalluntersuchungen), um festzustellen wo sich die Rissstelle genau befindet. Außerdem wird ermittelt, wie weit die gerissenen Sehnenenden von einander entfernt liegen.

Behandlung und Therapie

Obwohl nach einem Achillessehnenriss die Schmerzen rasch nachlassen und es nur zur einer geringen Anschwellung der verletzten Region kommt, ist es von großer Wichtigkeit, rasch mit einer Therapie zu beginnen. Als Erste-Hilfe-Maßnahme wird das Kühlen der Fersenregion mit Eis empfohlen. Auftreten auf das verletzte Bein sollte möglichst vermieden werden.

Ziel der Therapie ist die Wiederherstellung der vollen Funktionsfähigkeit und Belastbarkeit der Sehne. Dazu kann eine konservative oder eine operative Behandlung zum Einsatz kommen.

Funktionelle Therapie

Während in früheren Jahren der betroffene Fuß mit einem Gips für mehrere Wochen ruhig gestellt wurde, benutzt man heute eher die funktionelle Therapie. Dafür verwendet man Spezialschuhe, die mit einer unbiegsamen Zunge sowie einer speziellen Fersenerhöhung versehen sind.

Dadurch kann der Patient den Fuß bereits wieder nach einigen Tagen voll belasten, ohne den Heilungsprozess zu stören. Die Dauer der Heilung beträgt im Normalfall mindestens sechs Wochen.

Konservative Therapie

Eine konservative Therapie sollte so schnell wie möglich beginnen, um einen optimalen Heilungsprozess zu ermöglichen. Zunächst erfolgt eine Ultraschalluntersuchung, um sicherzustellen, dass die Rissenden wieder Kontakt zueinander herstellen können. Ist dies der Fall, heilen die Rissenden wieder zusammen - ähnlich wie zusammenwachsende Haut nach einem Schnitt.

Dabei sind regelmäßige ärztliche Kontrollen erforderlich. Etwa sechs bis acht Wochen nach der Ruptur lässt sich der Fuß im Normalfall wieder ganz belasten.

Operative Therapie

Bei einer operativen Behandlung werden die gerissenen Sehnenenden wieder zusammengenäht. Dazu erfolgt ein sechs bis acht Zentimeter langer Schnitt über der Sehne und die Öffnung des Sehnenschlauchs. Mit speziellen Nahtmaterialien wird die Achillessehne zusätzlich durchflochten, damit die mechanische Festigkeit erhöht wird.

Frühfunktionelle Behandlung

Nach erfolgter Operation wird der betroffene Fuß ein paar Tage lang mit Gips ruhig gestellt. Wenn die Wunde verheilt ist, kann eine frühfunktionelle Behandlung begonnen werden. Diese Behandlung ist für die Rehabilitation besonders wichtig, damit die Belastbarkeit und die Funktionstüchtigkeit der Sehne wiedererlangt werden kann.

Krankengymnastische Behandlung

Bei normalem Heilungsverlauf erfolgt nach drei Wochen eine krankengymnastische Behandlung. Nach sechs bis acht Wochen kann auf Schienen oder Spezialschuhe verzichtet werden. Danach bedarf es eines speziellen Trainings, damit die Wadenmuskulatur wieder gestärkt wird.

Prävention

Um einem Achillessehnenriss vorzubeugen, empfiehlt es sich, extrem schnelle, unvermittelt starke Belastungen des Fußes zu vermeiden. Menschen, die bislang wenig Sport betrieben haben, sollten für regelmäßiges Training sorgen, da mangelnde Fitness einen Achillessehnenriss begünstigt.

Wichtig ist auch das ausreichende, sorgfältige Aufwärmen vor einer sportlichen Aktivität.