Anwendung und Ablauf der Augeninnendruckmessung (Tonometrie zur Glaukom-Früherkennung)

Als Augeninnendruckmessung oder Tonometrie bezeichnet man in der Medizin die Messung des Augeninnendrucks. Mit Hilfe dieser Messung können Augenkrankheiten, vor allem der Grüne Star festgestellt werden. Es gibt unterschiedliche Methoden zur Messung des Augeninnendrucks. Lesen Sie über die Anwendung und den Ablauf der Augeninnendruckmessung.

Von Jens Hirseland

Der Augeninnendruck

Ziel und Zweck der Augeninnendruckmessung oder auch Tonometrie ist die Überprüfung des Augeninnendrucks. Der Augeninnendruck oder auch Augendruck herrscht im Inneren des Augapfels. Er wird erzeugt durch eine wässrige Flüssigkeit, das sogenannte Kammerwasser.

Das Kammerwasser versorgt die Hornhaut des Auges mit Nährstoffen und sorgt zudem für ihre Formerhaltung. Es bildet sich im Ziliarkörper im Inneren des Auges, fließt dann in die vordere Augenkammer und gelangt schließlich wieder aus dem Auge in die Blutbahn.

Da sich im Normalfall Erzeugung und Abfluss des Kammerwassers die Waage halten, kann der Innendruck des Auges als Hinweis für Funktionsstörungen gelten. Zustande kommt dieser intraokulare Druck durch das Kammerwasser, welches in der Hinterkammer durch den Ziliarkörper entsteht. Über die Öffnung der Pupille gelangt das Kammerwasser in die Vorderkammer.

Von dort aus fließt es in den Schlemm-Kanal und weiter in die Venen ab. Dieser beständige Fluss ermöglicht den Aufbau eines normalen Augeninnendrucks.

Normalwerte des Augeninnendrucks

  • Als Normalwert für den Augeninnendruck gelten 10 bis 21 Millimeter-Quecksilbersäule (mm/Hg).

  • Darüber liegende Werte sind ein Hinweis auf ein Glaukom (Grüner Star). Diese schwerwiegende Augenerkrankung kann eine Schädigung des Sehnervs und sogar Erblindung zur Folge haben.

  • Ist der Augeninnendruck zu niedrig, weist dies auf das Austreten von Kammerwasser durch ein Leck oder eine Uveitis hin.

Ziel und Zweck der Augeninnendruckmessung

Besonders häufig wird eine Augeninnendruckmessung vorgenommen, wenn Verdacht auf ein Glaukom (Grüner Star) besteht. Im Falle eines Grünen Stars ist das Gleichgewicht zwischen Erzeugung und Abfluss des Kammerwassers einer Störung ausgesetzt. Das Kammerwasser kann nicht ungehindert abfließen und staut sich. Dadurch erfolgt ein Anstieg des Augeninnendrucks.

Mit Hilfe einer Augeninnendruckmessung kann diese tückische Augenkrankheit bereits in einem frühen Stadium erkannt und rechtzeitig durch eine drucksenkende Therapie behandelt werden.

Wer sollte die Augeninnendruckmessung durchführen lassen?

Augenärzte empfehlen daher eine Augeninnendruckmessung ab dem 40. Lebensjahr, um so einen Grünen Star rechtzeitig feststellen zu können. Besonders Menschen, die an Herzkrankheiten oder unter Diabetes Mellitus leiden, sowie Personen, in deren Familie oftmals ein Glaukom vorkommt, sollten sich einer Augeninnendruckmessung unterziehen.

Ebenso bei Verletzungen des Auges sollte eine gewisse Zeit lang eine Tonometrie vorgenommen werden, da sich Sekundärglaukome bilden können. Auch für Menschen, die häufig kortisonhaltigen Medikamenten oder Augentropfen ausgesetzt sind, empfiehlt sich eine Messung des Augeninnendrucks.

Ablauf einer Augeninnendruckmessung

Besteht bei einem Patienten der Verdacht auf ein Glaukom, erfolgt die Messung des Augeninnendrucks. Für die Durchführung der Tonometrie gibt es dabei verschiedene Möglichkeiten.

Verfügt der Augenarzt über genügend Erfahrung, kann er den Augeninnendruck sogar schon durch das Abtasten des geschlossenen Auges abschätzen. Auch das Erkennen eines Glaukomanfalls, bei dem der Druck massiv ansteigt, ist auf diese Weise möglich. Für eine präzise Ermittlung der Druckwerte bedarf es jedoch anderer Methoden.

Die Applanationstonometrie nach Goldmann-Methode

Die am meisten verwendete Methode für eine Augeninnendruckmessung ist die Applanationstonometrie nach der Goldmann-Methode. Diese wurde von dem Ophtalmologen Hans Goldmann entwickelt. Die Applanationstonometrie gilt als verlässlichstes Verfahren, um den Augeninnendruck zu messen.

Dabei wird vor der Messung zunächst die Hornhaut mit speziellen Augentropfen betäubt. Zusätzlich enthält das Mittel Fluorescin, einen gelblichen Farbstoff.

Danach wird ein kleiner Sensor in einem Umfeld von drei Millimetern in die Rundung der Hornhaut eingesetzt. Dabei entspricht der dafür notwendige Druck genau dem Augeninnendruck.

Die Applanationstonometrie gilt als sehr präzise und lässt sich einfach durchführen. Durch die Berührung der Augen besteht allerdings die Gefahr, dass dabei Keime übertragen werden, wodurch es zu einer Bindehautentzündung kommen kann.

Nicht geeignet ist die Applanationstonometrie, wenn größere Veränderungen der Hornhautoberfläche bestehen.

Die Impressionstonometrie

Eine weitere, aber weniger genauere Messung des Augeninnendrucks ist die Impressionstonometrie. Die Hornhaut des Auges wird hierbei mit einem Stempel eingedrückt. Dann werden das Volumen und die Tiefe der Verformung herangezogen, um somit den Augeninnendruck bestimmen zu können.

Der Nachteil dieser Messmethode ist, dass sie mehrmals angewendet werden muss, um verlässliche Werte zu bekommen.

Die Non-Contact-Tonometrie

Die dritte Methode zur Augeninnendruckmessung ist die Non-Contact-Tonometrie (NCT). Bei dieser Methode kommt es, im Gegensatz zu den anderen Messungen, nicht zu einem Kontakt zwischen dem Messinstrument und dem Auge, da der Innendruck mithilfe eines Luftimpulses gemessen wird.

Durch diesen Luftstoß verformt sich die Hornhaut, wodurch das Gerät elektronisch den Augendruck ermitteln kann. Der Vorteil dieser Methode ist die geringere Verletzungsgefahr und eine angenehmere Untersuchung für den Patienten. Der Nachteil liegt jedoch darin, dass sie nicht so genau ist wie die Applanationstonometrie und deshalb mehrere Male vorgenommen werden muss.

Schlötz-Tonometrie

Als Alternative kommt auch die Schlötz-Tonometrie infrage, bei der die Messung mit einem Messstift, der an ein spezielles Gerät angeschlossen ist, erfolgt. Mit dem Stift drückt der Augenarzt die Hornhaut etwas ein.

Auf einer Skala kann er dann den Messwert ablesen. Zur Anwendung kommt dieses Verfahren zumeist, wenn starke Hornhautnarben bestehen oder der Patient im Bett liegen muss.

Palpation und Selbsttonometrie

Weitere Möglichkeiten sind die Palpation (Abtasten) des Augapfels durch den Augenarzt, um Verhärtungen des Augapfels, die auf Grünen Star hinweisen können, zu erkennen oder die Selbsttonometrie, die von dem Patienten nach Einweisung durch den Augenarzt auch zu Hause vorgenommen werden kann.

Tagesdruckprofil

Eine andere Möglichkeit, den Augeninnendruck zu ermitteln, ist das Erstellen eines Tagesdruckprofils. So kommt es im Tagesverlauf zu Schwankungen des Augeninnendrucks, weswegen man den Druck an verschiedenen Tageszeiten misst.

Die ermittelten Werte werden dabei in ein Diagramm eingetragen. Auf diese Weise lässt sich ein Glaukom sicher diagnostizieren.

Mögliche Komplikationen einer Augeninnendruckmessung

Im Normalfall ist eine Augeninnendruckmessung nur mit wenig Risiko verbunden. In seltenen Fällen kommt es durch den Sensorkontakt zu: