Würmer in der Darmtherapie: Bei Autoimmunkrankheiten nicht nur hilfreich, sondern auch gefährlich

Wurmkur nicht bei allen Darmerkrankungen wirksam und sinnvoll

Von Cornelia Scherpe
13. Dezember 2017

Die Vorstellung ist für viele Patienten nicht gerade appetitlich, doch Menschen mit entzündlichen Darmkrankheiten profitierten bereits in einigen Studien von einer Wurmkur. Dabei kommen beispielsweise Band- oder Fadenwürmer zum Einsatz, um das verlorene Gleichgewicht im Darm wiederherzustellen. Die Patienten schlucken aktive Eier der Würmer, die dann im Darm schlüpfen und sich dort ansiedeln.

Wirksamkeit der Wurmkur bei Darmentzündungen bewiesen

Der Fadenwurm Trichuris suis ova. konnte 2005 zeigen, dass sowohl Patienten mit Colitis Ulzerosa als auch Menschen mit Morbus Crohn nach der Wurmtherapie weniger Beschwerden hatten. Allerdings wurden vergleichbare Ergebnisse auch mit konventionellen Therapien erzielt, weshalb die Wurmkur sich nicht als neuer Standard durchsetzte.

Mehr Aufmerksamkeit bekam eine Tierstudie aus dem Jahr 2012, denn damals konnten die Forscher zeigen, dass der Fadenwurm Heligmosomoides polygyrus und der Bandwurm Hymenolepis diminut bei Mäusen mit starker Colitis schnell gegen Entzündungen halfen.

Einsatz von Würmern in der Darmtherapie nicht ohne Risiko

Die Freude über den Nutzen bei Autoimmunkrankheiten wird allerdings überschattet. Deutsche Forscher konnten in einer aktuellen Untersuchung zeigen, dass längst nicht alle Würmer so hilfreich sind. Sie arbeiteten mit Heligmosomo­ides polygyrus und ließen Versuchsmäuse die Eier des Wurms schlucken. Im Körper der Tiere zeigte sich, dass vorhandene Entzündungen nicht geheilt wurden, sondern sich sogar verschlechterten. Darauf reagierten die Immunzellen der Abwehrkräfte besonders hart, was zu bösartigen Zellmutationen führte. Waren bereits Krebszellen in Körper aktiv, verstärkten die Würmer das Tumorwachstum.

Es kristallisiert sich also heraus, dass Würmer in der Darmtherapie nicht nur eine Chance darstellen, sondern auch als Risiko wahrgenommen werden müssen. International sprechen sich Forscher dafür aus, die Therapiemöglichkeiten noch weiter zu untersuchen. Es kommt darauf an, Arten zu finden, die sich gezielt und sicher einsetzen lassen. Auf keinen Fall sollten Würmer zum Einsatz kommen, die das Immunsystem zum Krebszellenwachstum anregen.