Landmenschen bleiben ruhiger als Städter: Geistige Gesundheit in Großstädten eher gefährdet

Menschen, die in ländlichen Regionen leben, scheinen eine höhere Stresstoleranz zu haben als Stadtmenschen

Von Cornelia Scherpe
10. Dezember 2015

Mehrere Studien zum Thema

haben Hinweise darauf gefunden, dass Menschen mit Wohnsitz in einer Stadt eher gefährdet sind als all jene, die in ländlichen Regionen leben. Offenbar sinkt die Stresstoleranz beim Leben in der Stadt deutlich und die Betroffenen verlieren schneller die innere Ruhe.

Cortisolspiegel ist bei Stadtmenschen höher und steigt in Stresssituation stärker an

Ein Blick auf die Statistiken zeigt bereits seit längerer Zeit, dass Menschen im Großstadtleben eher eine seelische Krankheit entwickeln. Viele Ärzte zweifeln aber daran, dass es einen unmittelbaren Zusammenhang zwischen der Wohnregion und dem Risiko der Erkrankung gibt. Die Zahl dieser Kritiker ist allerdings rückläufig, da immer mehr Studien deutliche Hinweise darauf finden, dass es den Zusammenhang doch gibt.

Studien mit Versuchsgruppen zeigen beispielsweise, dass bei Stadtmenschen der Cortisolspiegel im Schnitt höher ist und in einer akuten Stresssituation auch deutlich stärker als bei Menschen ländlicher Gebiete steigt. Cortison ist ein Hormon, das die Ärzte leicht im Speichel nachweisen können und das deutliche Angaben darüber macht, wie gestresst die betreffende Person gerade ist.

Psychosozialer Stress führt bei Stadtmenschen zu Versagen der Selbstkontrolle - bei Landmenschen nicht

Auch die jüngste Untersuchung mit 32 gesunden Teilnehmern ist eindeutig. Bei allen wurden MRTs des Gehirns durchgeführt, während sie unter Zeitdruck diverse Matheaufgaben lösen sollten. Als zusätzlichen Stressfaktor zeigte man den Probanden, wie anwesende "Experten" ihre Leistung zeitnah bewerteten.

Dieser psychosoziale Stress führte bei den Städtern zu einer starken Aktivität in der rechten Amygdala. Hier versagt die Selbstkontrolle, die trotz negativer Stimmung die Amygdala sonst vergleichsweise ruhig hält. Da die Amygdala auch in Verbindung mit Depressionen und Angststörungen steht, sehen die Forscher hier ein deutliches Zeichen, dass Stadtmenschen schneller erkranken.

Bei Landmenschen viel die Amygdala-Aktivierung schwächer aus, denn ihre Selbstkontrolle blieb stark. Interessant war, dass die Aktivität dann am schwächsten war, wenn ein Proband auch in ländlichen Regionen geboren war und nicht etwa als ehemaliger Städter später aufs Land gezogen war.