Zyanose (Blausucht) - Ursachen und Behandlung

Bei einer Zyanose kommt es zu einer deutlich sichtbaren blau-violetten Verfärbung der Haut oder Schleimhaut. Betroffen sind besonders häufig die Fingerspitzen oder Lippen. Das Symptom wird durch eine zu geringe Sauerstoffsättigung im Blut ausgelöst, die zum Beispiel die Folge einer Lungen- oder Herzerkrankung sein kann. Die Blaufärbung kann aber auch auf eine zu lange Kälteeinwirkung zurückgehen, die sich nach kurzer Zeit von alleine wieder legt. Mehr zu den möglichen Ursachen und alles Wissenswerte zur Zyanose, lesen Sie in diesem Artikel.

Von Jens Hirseland
Klassifikation nach ICD-10: R23.0
ICD-10 ist ein weltweit verwendetes Klassifikationssystem für medizinische Diagnosen. Der sogenannte ICD-Code ist zum Beispiel auf einem ärztlichen Attest zu finden.

Von einer Zyanose oder Blausucht ist die Rede, wenn sich Haut und Schleimhaut des Menschen bläulich-violett verfärben. Mitunter tritt die Verfärbung auch an Fingernägeln und Lippen auf. Dabei zeigt sie sich aber nicht zur gleichen Zeit an allen Stellen. Sind ausschließlich Akren wie Nase, Zehen oder Finger verfärbt, ist von einer Akrozyanose die Rede.

Hervorgerufen wird die Blausucht durch eine unzureichende Sauerstoffsättigung des Blutes bzw. des Hämoglobins, das als Blutfarbstoff dient. Hämoglobin, das arm an Sauerstoff ist, weist eine dunkelrote Färbung auf. Sichtbar wird eine Zyanose aber normalerweise erst dann, wenn die Konzentration von desoxygeneriertem Hämoglobin einen Wert von ca. 5g/dl erreicht.

Zyanose-Formen

Es wird zwischen einer peripheren und einer zentralen Zyanose unterschieden.

Periphere Zyanose

Die periphere Zyanose entsteht durch das verstärkte Ausschöpfen von Sauerstoff in den Randbereichen des Körpers. Als typische Auslöser gelten unter anderem ein Schock oder eine verringerte Herzleistung.

Manchmal kommt die periphere Zyanose auch örtlich begrenzt an einzelnen Gliedmaßen vor wie bei Morbus Raynaud oder einer Thrombose.

Zentrale Zyanose

Eine zentrale Zyanose zeigt sich im Falle einer unzureichenden Oxygenierung des Blutes in den Lungenalveolen wie bei COPD oder einem Lungenemphysem. Als weiterer Auslöser kommt das Vermischen von oxygeniertem Blut bei Anastomosen wie einem Rechts-Links-Shunt infrage.

Unterscheidung

Um die zentrale von der peripheren Zyanose zu unterscheiden, werden die Ohrläppchen des Patienten kräftig gerieben. Liegt eine zentrale Zyanose vor, weist das Ohrläppchen stabil eine blaue Verfärbung auf. Besteht dagegen eine periphere Zyanose, rötet es sich durch das Reiben wieder. Auch die Farbe der Zunge spielt eine wichtige Rolle. Sie zeigt sich zumeist nur bei einer zentralen Zyanose verfärbt.

Ursachen einer Zyanose

Die Ursachen für eine Zyanose fallen unterschiedlich aus. Nicht immer sind ausgeprägte Gesundheitsstörungen für das Entstehen der Verfärbung verantwortlich. Treten zum Beispiel nur vorübergehend blaue Lippen oder Fingernägel durch Kälteeinwirkung auf, wird dies in der Regel durch eine verminderte Durchblutung ausgelöst. Besonders Frauen leiden durch intensive Kälte häufig unter einer neuralen Akrozyanose, in deren Verlauf sich Fingerspitzen, Nase und Ohrläppchen blau verfärben.

Ursachen für eine periphere Zyanose

Grundsätzlich läuft der Blutfluss bei einer peripheren Zyanose verlangsamt ab. Dabei ziehen sich die Gefäße durch den Kälteeinfluss zusammen. Auch Verengungen der Blutbahn oder Veränderungen des Blutes können dafür verantwortlich sein.

Durchblutungsstörung

Neben der Kälte kann auch eine Durchblutungsstörung die Ursache für eine periphere Zyanose sein. Durch ein Blutgerinnsel ist eine Venenthrombose in den Beinen möglich. Das Blut, das verbraucht wird, ist nicht mehr in der Lage, über die Venenengstellen abzufließen. Oft zeigen sich Beschwerden wie Schmerzen sowie erwärmte oder geschwollene Beine. Ein ärztliches Eingreifen ist unbedingt erforderlich, weil im weiteren Verlauf eine lebensbedrohliche Lungenembolie droht.

Krampfadern

Eine weitere Ursache für eine periphere Zyanose sind Krampfadern. Bei dieser Venenschwäche sackt das Blut in den oberflächlichen oder tiefen Beinvenen ab. Dieser Vorgang ruft wiederum eine Zyanose hervor.

Veränderungen des Blutes

In einigen Fällen wird eine periphere Zyanose durch einen Anstieg der Methämoglobinkonzentration verursacht. Der Blutfarbstoff Hämoglobin wandelt sich in funktionsloses Methämoglobin um, sodass er für den Transport des Sauerstoffs nicht mehr verfügbar ist.

Ursachen für eine zentrale Zyanose

Pulmonale Zyanose

Eine zentrale Zyanose entsteht häufig durch bestimmte Krankheiten wie Lungenerkrankungen. In der Medizin ist dann von einer pulmonalen Zyanose die Rede. Ihre Auslöser sind:

  • Asthma bronchiale
  • COPD (chronisch obstruktive Lungenerkrankung)
  • eine chronische Bronchitis
  • Bronchiektasen
  • eine Lungenentzündung
  • ein Lungenemphysem
  • ein Pneumothorax, der durch Verletzungen von Lungenspalt oder Brustkorb hervorgerufen wird

Kardiale Zyanose

Aber auch Herzerkrankungen kommen für das Auftreten einer zentralen Zyanose in Betracht. Sie wird als kardiale Zyanose bezeichnet. Häufige Auslöser sind:

Vergiftungen

Mitunter sind auch Vergiftungen für eine zentrale Zyanose ursächlich. Dabei handelt es vor allem um Vergiftungen mit Kohlendioxid, Pestiziden, Opiaten oder bestimmten Arzneimitteln wie Salicylsäure oder Antiarrhythmika.

Wann zum Arzt?

Nicht immer muss bei einer Zyanose sofort ein Arzt eingeschaltet werden. Gerade bei Kindern, die längere Zeit im kühlen Wasser bleiben, ist eine bläuliche Verfärbung der Lippen nicht weiter ungewöhnlich und geht von selbst wieder zurück.

Anders sieht es jedoch aus, wenn die Zyanose längere Zeit anhält und nicht durch Kälteeinwirkung entsteht. Wird die Verfärbung von Beschwerden wie Atemnot, Husten und rascher Müdigkeit begleitet, ist ein Arztbesuch unumgänglich.

Kommt es zu ausgeprägten Atemproblemen, ist umgehend ein Notarzt zu verständigen.

Diagnose einer Zyanose

Der Arzt befasst sich bei der Untersuchung zunächst mit der Krankengeschichte des Patienten. Dabei erkundigt er sich danach, seit wann die Verfärbungen auftreten und ob der Betroffene unter Herz- oder Lungenerkrankungen wie einer koronaren Herzkrankheit oder Asthma leidet. Von Interesse ist außerdem, ob der Patient bestimmte Medikamente zu sich nimmt.

Körperliche Untersuchung

Im Rahmen der körperlichen Untersuchung ist die Blickdiagnose von Bedeutung. Der Mediziner achtet auf bläuliche Verfärbungen der Ohrläppchen, Lippen, Fingernägel sowie der Nasenspitze. Erhärtet sich der Verdacht, wird die Zunge in Augenschein genommen, um durch ihre Färbung zwischen einer zentralen und einer peripheren Diagnose zu unterscheiden.

Bildgebende Verfahren

Zur Anwendung können auch bildgebende Verfahren gelangen, wie eine Röntgenuntersuchung. Bei dieser Methode werden Röntgenaufnahmen angefertigt, um den Zustand des Brustkorbs genauer unter die Lupe zu nehmen.

Zeigt sich die Zyanose aufgrund einer Lungen- oder Herzerkrankung erneut, macht eine Echokardiographie (Ultraschalluntersuchung des Herzens) Sinn.

Weitere Untersuchungen

Je nach Befund können noch weitere Untersuchungen stattfinden:

  • eine Lungenfunktionskontrolle
  • ein EKG (Elektrokardiogramm) zur Diagnose von Herzschäden
  • eine Computertomographie (CT)
  • eine Magnetresonanztomographie (MRT)
  • eine Angiokardiographie, um die Herzinnenräume und Herzgefäße darzustellen
  • eine Herzkatheteruntersuchung zum Darstellen der Herzkranzgefäße
  • eine Szintigraphie
  • eine Pulsoximetrie zum Festellen der Sauerstoffsättigung im Blut
  • ein Blutbild mit Blutgasanalyse

Behandlung einer Zyanose

Die Behandlung der Zyanose richtet sich nach deren auslösender Ursache. So muss die Grunderkrankung wie eine Herz- oder Lungenkrankheit entsprechend therapiert werden, damit sich die Blausucht zurückbildet.

Die Behandlungsmöglichkeiten der Zyanose sind mannigfaltig und reichen von simpler Bettruhe über die Darreichung von Medikamenten bis hin zu chirurgischen Eingriffen.

Einatmen von Sauerstoff

Parallel zur Therapie der Grunderkrankung atmen die Patienten oft Sauerstoff ein. Dieser kann zum Beispiel durch eine Nasensonde zugeführt werden. Auf diese Weise lässt sich ein Ausgleich des Sauerstoffmangels, der die Blausucht hervorruft, erzielen.

Prognose bei einer Zyanose

Die Prognose hängt von der Grunderkrankung ab, die die Zyanose verursacht, und ob die Therapie frühzeitig begonnen wird. Gelingt eine erfolgreiche Behandlung des Leidens, nimmt die Zyanose meist einen positiven Verlauf. Ohne eine fachgerechte Therapie drohen mitunter jedoch gravierende Folgeerscheinungen wie Gehirnschäden oder eine Lungenembolie.

Vorbeugung einer Zyanose

Spezielle Präventionsmaßnahmen gegen eine Zyanose sind nicht bekannt. Generell wird eine gesunde Lebensweise mit reichlich Bewegung empfohlen, um Herzerkrankungen, die eine Zyanose verursachen können, vorzubeugen. Außerdem sollte wenigstens einmal im Jahr eine ärztliche Untersuchung stattfinden, damit der Arzt frühzeitig Veränderungen von Lunge oder Herz feststellen kann.

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