Künstliche Hand lässt Unfallopfer nach Amputation wieder zugreifen

Dieser neue Ansatz der Amputation könnte Unfallopfern zu einer verbesserten Lebensqualität verhelfen

Von Nicole Freialdenhoven
27. Februar 2015

Selbst wenn eine Hand nach einem schweren Unfall noch gerettet werden kann, erfüllt sie für den Betroffenen oft keine sinnvollen Aufgaben mehr. Ist das Nervengeflecht zwischen Rückenmark und Hand nämlich einmal zerstört, ist die Hand nicht mehr in Lage, ihre ursprünglichen Aufgaben auszuführen.

Medizinern gelang es bisher höchstens, die Nerven in Schulter und Arm so weit zu rekonstruieren, dass der Arm an sich wieder bewegt werden konnten; nicht jedoch die Hand.

Muskeltransplantation

Forscher der Universitäten in Wien und Göttingen gingen nun erstmals einen anderen Weg. Sie amputierten die unbrauchbar gewordene Hand und ersetzten sie durch eine künstliche (bionische) Hand, die über die wenigen noch vorhandenen Nervenbahnen im Arm mit dem Körper verbunden wurde.

Da bei zwei der drei Versuchspatienten die Armmuskulatur schon zu stark degeneriert war, wurden ihnen außerdem funktionsfähige Muskeln aus dem Oberschenkel in den Arm transplantiert. Über mehrere Monate hinweg lernen die Patienten dann zunächst die Muskeln und eine "Hybridhand" mit elektromyografischen Signalen zu steuern.

Amputation und Prothese

Schließlich wurde die nutzlose echte Hand amputiert und durch eine Prothese ersetzt, die dann ebenfalls auf diese Art gesteuert werden konnte. Schon drei Monate später konnten die Patienten mit ihren Kunsthänden zahlreiche Tätigkeiten wie Hemden zuknöpfen oder Gemüse klein schneiden ausführen. Phantomschmerzen aufgrund der Amputation verspürten sie keine.