Wirkung ohne Wirkstoff

Die Kraft des positiven Denkens ermöglicht Wirkung von Scheinmedikamenten

Von Ingo Krüger
28. Dezember 2010

Bisher waren Forscher davon ausgegangen, dass Placebos nur helfen, wenn Patienten glaubten, Sie bekämen ein wirksames Medikament - und nur dann. US-amerikanische und britische Wissenschaftler fanden nun heraus, dass ein Placebo sogar dann brauchbar ist, wenn die Behandelten wissen, dass sie nur eine wirkstofffreie Tablette bekommen.

Der Placebo-Effekt erfolgt durch die Macht des positiven Denkens: Ein Medikament wirkt, weil ein Kranker daran glaubt.

Die Kraft des positiven Denkens

Dieser Aspekt ist in der Medizin schon lange bekannt. Ärzte verschreiben daher bewusst Placebos - aber ohne das Wissen ihrer Patienten. Diese Vorgehensweise ist nicht nur fragwürdig, sondern möglicherweise überflüssig.

In einer Studie mit 80 Probanden, die über Reizdarmsymptome klagten, erhielt eine Gruppe überhaupt keine Behandlung, die andere sollte zweimal täglich Zuckerpillen einnehmen, so das Fachblatt "PLoS ONE". Die Forscher um Ted Kaptchuk von der Harvard Medical School hatten sogar zusätzlich das Wort "Placebo" auf die Medikamentenverpackung drucken lassen.

Obwohl sie den Patienten zusicherten, dass die Pillen keinerlei Wirkung zeigten, verbesserte sich das körperliche Befinden in der Placebo-Gruppe. Nach drei Wochen verzeichneten die Forscher doppelt so viele Heilungserfolge wie bei den unbehandelten Probanden.

Damit seien die Scheinmedikamente fast so effektiv gewesen wie "echte" Präparate, so die Bostoner Wissenschaftler. Verantwortlich für den positiven Nutzen machten sie das medizinische Ritual der Einnahme von Tabletten.

Ärzte könnten daher Placebos verschreiben, ohne die Behandelten im Unklaren über die Wirkung der Medikamente zu lassen.