Depressionen bei Jugendlichen: Antidepressiva ohne Nutzen aber mit Nebenwirkungen

Studie heizt die Debatte um den Einsatz chemischer Wirkstoffe gegen Depressionen weiter an

Von Cornelia Scherpe
14. Juni 2016

Die Verschreibung und Einnahme von Antidepressiva ist durchaus umstritten. Kritiker betonen, dass massiv in die Hirnchemie eingegriffen und damit teils mehr Schaden als Nutzen erzielt wird. Zudem sind Depressionen als Krankheitsbild noch längst nicht ausreichend erforscht, was den Eingriff mit chemischen Wirkstoffen zum Glücksspiel machen kann.

Eine aktuelle Studie bestätigt diese Bedenken zumindest bei Kindern und Jugendlichen. Leiden Heranwachsende an Depressionen, zeigt sich die Einnahme von Antidepressiva als nutzlos:

  • Im besten Fall geschieht keine positive Veränderung bei den Kindern,
  • im schlimmsten Fall sind Nebenwirkungen an der Tagesordnung.

Meta-Untersuchung mit besorgniserregendem Ergebnis

Die Studie war eine Meta-Untersuchung und wertete 34 klinische Analysen aus. Über 5.000 Patientendaten flossen dabei ein. Die Kinder und Jugendlichen waren zwischen neun und 18 Jahren und litten an Depressionen. Es waren je nach Studie und Teilgruppe verschiedene Antidepressiva zum Einsatz gekommen, doch von den insgesamt 14 Wirkstoffen war nur einer überhaupt mit einen positiven Effekt verknüpft gewesen.

Neben wirkungslosen Medikamenten kam es auch zu Fällen, in denen sich die Negativität der Kinder so weit steigerte, dass sich suizidale Tendenzen zeigten. Die Einnahme wurde abgebrochen und die Vergabe an Kinder als nicht sicher eingestuft.

Antidepressiva weiterhin umstritten

Für die Psychologie und Psychiatrie ist der Einsatz von Antidepressiva damit weiterhin eine wackelige Angelegenheit. Zu wenig eindeutige Studienergebnisse helfen bei der Entscheidung von Patient zu Patient.

Während Kritiker betonen, dass es lebensgefährlich sein kann, die Medikamente an Menschen zu geben, die sie nicht benötigen oder schlecht darauf ansprechen, weisen Befürworter auf das Gegenbeispiel hin: Schwer-Depressive, die keine medikamentöse Therapie bekommen, können schwerer behandelt werden und selbstverletzendes Verhalten bis hin zum Selbstmord sind wahrscheinlicher.