Die geschichtliche Entwicklung der Zahnarztpraxen

In der heutigen Zeit sind wir den modernen Komfort einer Zahnarztpraxis gewohnt. Bis dahin war es jedoch ein weiter Weg.

Von Jens Hirseland

Die Zahnheilkunde kann auf eine lange Geschichte zurückblicken. So wurde schon in der Frühzeit versucht, verloren gegangene Zähne durch Materialien wie

  • Tierzähne
  • Elfenbein oder
  • Holz

zu ersetzen. Diese "Ersatzzähne", die man an den gesunden Zähnen befestigte, eigneten sich allerdings nicht zum Kauen und riefen oft schmerzhafte Entzündungen hervor.

16. Jahrhundert v. Chr.

Aus dem 16. Jahrhundert v. Chr. stammt der ägyptische Papyrus Ebers, in dem auch Anweisungen zu Zahnbehandlungen enthalten sind. Bereits in der Antike galten schöne Zähne als Zeichen von Attraktivität, weswegen schon damals auf die Zahnpflege großen Wert gelegt wurde. Diese führte man mit

  • den Fingern
  • Kauhölzern und
  • Pflanzenextrakten

durch. Die ersten Zahnärzte waren schon im 5. Jahrhundert v. Chr. aktiv. So sind in den literarischen Werken von antiken griechischen Ärzten und Philosophen Abhandlungen über Zähne, Zahnfleisch und deren Behandlung enthalten.

Für die Therapie von Zahnschmerzen gab es jedoch seinerzeit nur die unangenehme Möglichkeit, den schmerzenden Zahn von einem so genannten Zahnbrecher ziehen zu lassen.

9. Jahrhundert

Die arabische Medizin unternahm im 9. Jahrhundert n. Chr. erste Schritte zu professionellen Zahnbehandlungen. Dazu gehörte unter anderem die Kauterisation des Zahnnervs mithilfe von glühenden Nadeln oder heißem Öl.

Die Europäer verwendeten zu diesem Zweck kleine heiße Häkchen aus Eisen. Auf diese Weise tötete man den Nerv des betroffenen Zahns ab, wodurch die Schmerzen beendet wurden. Das Loch blieb allerdings weiter vorhanden.

Mittelalter

Als Urheber der Karieslöcher vermutete man im Mittelalter einen Wurm, der sich in den Zahn hineinfraß. Um den Wurm und die Schmerzen zu vertreiben, mussten die Patienten verbrannte Bilsenkrautsamen inhalieren.

Zahnarztpraxen wie in der heutigen Zeit gab es im Mittelalter noch nicht. Stattdessen ließ man seine Zahnprobleme vom

behandeln. Diese verfügten über geeignete Instrumente wie

die sie in warmem Seifenwasser reinigten. Die Behandlungen waren für die Betroffenen meist sehr schmerzhaft.

18. Jahrhundert

Im 18. Jahrhundert machte die Zahnmedizin dank des französischen Mediziners Pierre Fauchard (1678-1761) endlich Fortschritte. So verfasste Fauchard im Jahr 1728 das erste wissenschaftliche vollständige Werk zur Zahnheilkunde.

1725 wurde erstmals der Begriff "Zahnarzt" offiziell verwendet. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts fertigte man auch die ersten Teil- und Vollzahnprothesen an.

19. Jahrhundert

Im 19. Jahrhundert brachten zahlreiche neue medizinische Erkenntnisse die Zahnheilkunde entscheidend voran. So konnte ab 1845 mit dem Äther endlich ein wirksames Betäubungsmittel angewandt werden. Außerdem stieg die Zahnmedizin zu einer ernstzunehmenden Profession auf, sodass immer mehr Zahnarztpraxen entstanden.

In den 70er Jahren des 19. Jahrhundert kam schließlich auch der erste elektrische Zahnbohrer zum Einsatz. Die heute gebräuchliche Bohrtechnik mit Direkt- oder Luftantrieb gibt es allerdings erst seit Ende der 50er Jahre des 20. Jahrhunderts.