Aufgaben, Ausbildung und Weiterbildung eines Rechtsmediziners

Rechtsmediziner haben ein vielfältiges Aufgabengebiet. Meist sind diese Fachärzte als angestellte Ärzte tätig. Das Studium der Rechtsmedizin dauert fünf Jahre, danach kann man umfassende Weiterbildungen absolvieren.

Von Claudia Haut

Tätigkeitsgebiete

Rechtsmediziner werden auf Anordnung eines Gerichtes, der Polizei oder anderer Behörden tätig, um bei einem Verstorbenen festzustellen, wann dieser verstorben ist, was die Todesursache war, ob der Mensch eines natürlichen Todes gestorben ist oder nicht und wer der Verstorbene ist (sofern dies nicht bekannt ist).

Bei dieser Tätigkeit darf der Rechtsmediziner nicht mit einem Pathologen verwechselt werden. Dieser führt zwar auch Obduktionen durch, jedoch nicht im Auftrag eines Gerichtes.

Zu den Tätigkeitsgebieten eines Rechtsmediziners gehören somit unter anderem:

  • Obduktion und Einbalsamierung
  • Thanatologie
  • der Einsatz bei möglichen Behandlungsfehlern und
  • Personenanalyse.

Arbeitsplatz

Meist arbeiten Rechtsmediziner

  • als angestellte Ärzte in rechtsmedizinischen Instituten,

die häufig großen Krankenhäusern angeschlossen sind. Auch

können Rechtsmediziner arbeiten.

Aufgaben

Obduktion und Einbalsamierung

Während einer Obduktion untersucht der Rechtsmediziner

Dazu werden auch Proben entnommen und unter einem Mikroskop untersucht. Nach der Obduktion balsamiert der Rechtsmediziner den Verstorbenen ein, wenn zum Beispiel ein Weitertransport ins Ausland geplant ist. Der Rechtsmediziner

  • erstellt ein ausführliches Gutachten über seine Tätigkeit und
  • leitet dieses an den Auftraggeber (zum Beispiel die Staatsanwaltschaft) weiter.

Thanatologie

Auch bei ungewöhnlichen Todesfällen kann es vorkommen, dass ein Rechtsmediziner hinzu gerufen wird. Diese Tätigkeit gehört zum Bereich Thanatologie. Der Rechtsmediziner

  • begutachtet dazu teilweise auch den Tatort, an dem der Mensch verstorben ist

und kann so feststellen, ob Fundort und Sterbeort identisch sind. Zusätzlich kann der Rechtsmediziner dann auch leichter analysieren, wie einzelne Verletzungen entstanden sind.

Einsatz bei möglichen Behandlungsfehlern

Ist ein Patient oder seine Angehörigen der Meinung, dass der behandelnde Arzt einen gravierenden Fehler begangen hat, so ist es auch die Aufgabe des Rechtsmediziners,

  • den möglichen Behandlungsfehler zu überprüfen.

Der Rechtsmediziner erstellt über seine Arbeit dann ein Gutachten. Der Rechtsmediziner kennt sich jedoch auch im Bereich von Drogen und Alkohol aus und kann feststellen, welche Auswirkungen diese Stoffe auf den menschlichen Körper haben.

Missbrauch und Gewalt

Rechtsmediziner werden auch dann aufgesucht, wenn ein möglicher Kindesmissbrauch vorliegt. Auch Gewalteinwirkungen vom Partner oder anderen Personen können der Grund für die Untersuchung durch einen Rechtsmediziner sein.

Neben diesen Tätigkeiten werden Rechtsmediziner auch dann konsultiert, wenn eine Reisefähigkeit oder Vernehmungsfähigkeit (zum Beispiel bei Gefangenen) geprüft werden muss.

Ausgrabungen

Werden im Rahmen zum Beispiel von Ausgrabungen Knochen gefunden, so können hinzu gerufene Rechtsmediziner untersuchen,

  • ob die Knochen von einem menschlichen oder tierischen Skelett stammen
  • wie lange das Lebewesen bereits verstorben ist
  • wie und warum es gestorben ist
  • welches Geschlecht es hatte usw.

Personenanalyse

Eine weitere Aufgabe eines Rechtsmediziners besteht darin,

  • Fotos (zum Beispiel Radarfotos) mit Personen oder anderen Fotos zu vergleichen

und so herauszufinden, um welche Person es sich handelt. Dies ist neben

  • den Radarmessungen

zum Beispiel auch wichtig, wenn eine Straftat über eine Überwachungskamera gefilmt wurde und die Person nur schlecht zu erkennen ist.

DNA-Tests

Auch DNA-Tests werden von Rechtsmediziner durchgeführt. Dies geschieht zum Beispiel im Rahmen eines Vaterschaftstestes, bei dem der Rechtsmediziner durch Untersuchungen feststellen kann, ob der Einsender der Probe auch der genetische Vater des Kindes ist. Auf Anweisung zum Beispiel der Polizei können Rechtsmediziner an einem Tatort auch DNA-Spuren sichern.

Blutalkoholanalysen

Blutalkoholanalysen werden ebenfalls von Rechtsmediziner durchgeführt. Dies geschieht beispielsweise dann, wenn die Polizei einen zu hohen Alkoholspiegel im Blut feststellen konnte. Anschließend wird der betroffenen Person von einem Rechtsmediziner Blut abgenommen und nochmals differenziert auf die Menge des Alkohols im Blut untersucht.

Rechtsmediziner untersuchen demnach nicht nur verstorbene Personen, sondern auch lebende und sowohl junge als auch alte Menschen. Sie gehören jedoch nicht zu den Fachärzten, die eine Praxis haben und dort die Patienten behandeln oder auf Überweisung eines anderen Arztes tätig werden.

Viele rechtsmedizinische Institute bieten auch Schulungen für andere Fachärzte sowie auch für Polizisten an.

Ausbildung

Rechtsmediziner im Operationssaal
Nach dem Grundstudium folgt das Studium zum Facharzt für Rechtsmedizin

Jeder Arzt muss zuerst

abschließen, um ein Facharztstudium beginnen zu können. Das Grundstudium dauert zwölf Semester und drei Monate und endet mit einer Prüfung. Gilt die Prüfung als bestanden, so kann der Arzt seine Approbation erlangen und in einem Bereich der Medizin

  • sein Facharztstudium absolvieren.

Neben der Rechtsmedizin kann der Arzt zum Beispiel auch in den Bereichen Allgemeinmedizin, Augenheilkunde, Pathologie, Hals-Nasen-Ohrenheilkunde oder Chirurgie seinen Facharzt machen.

Das Studium zum Facharzt für Rechtsmedizin dauert nach dem Grundstudium fünf Jahre. In dieser Zeit muss der angehende Rechtsmediziner in verschiedenen medizinischen Bereichen wie zum Beispiel der Psychiatrie, der Pathologie oder der Allgemeinmedizin arbeiten. Die überwiegende Zeit wird jedoch in einem rechtsmedizinischen Institut absolviert. Auch dieses Facharztstudium endet mit einer Prüfung.

Voraussetzung für das Bestehen dieser Prüfung ist eine bestimmte Anzahl an selbstständig durchgeführten Obduktionen und erstellten Gutachten.

Die meisten Ärzte promovieren und erhalten dadurch ihren Doktortitel.

Weiterbildung

Im Rahmen von Weiterbildungen können Fachärzte verschiedene Zusatzbezeichnungen erreichen. Ein Facharzt für Rechtsmedizin kann die Zusatzbezeichnungen

  • Medizinische Genetik und
  • Sozialmedizin

erlangen. Für Rechtsmediziner gibt es auch diverse Fortbildungsveranstaltungen zum Beispiel zum Thema

  • häusliche Gewalt oder
  • Spurensicherung.