Grübelzwang - Das zwanghafte und endlose Nachdenken und Überlegen

Beim Grübelzwang handelt es sich um Zwangsgedanken. Man zählt ihn zu den Zwangsstörungen.

Von Jens Hirseland

Spricht man vom Grübelzwang oder pathologischem Grübeln, handelt es sich um Zwangsgedanken. Dabei leiden die Betroffenen neben endlosem Nachdenken auch unter bildhaften Vorstellungen, zwanghaften Ideen oder Zwangsimpulsen.

Grübeln: eine Definition

Unter Grübeln versteht man eine Form des Nachdenkens. Beim Grübeln kreisen die Gedanken eines Menschen ständig um ein bestimmtes Problem oder Thema, ohne dass dies jedoch zu einer Lösung führt. Häufig wird das Grübeln von

begleitet. Gegrübelt wird oftmals über unkonkrete oder abstrakte Themen, wobei auch philosophische Fragen gestellt werden. Den Betroffenen fällt es meist schwer, zu einer Entscheidung zu gelangen, selbst wenn Lösungsansätze vorhanden sind. Am häufigsten wird über

  • Streitigkeiten
  • Entscheidungen
  • bestimmte Personen
  • die Vergangenheit
  • die Zukunft oder
  • den Sinn des Daseins

nachgedacht. Auch die eigene Person steht oft im Mittelpunkt des Grübelns.

Ursachen und Symptome des Grübelzwangs

In Stress- oder Konfliktsituationen ist es vollkommen normal, dass ein Mensch grübelt und sich Sorgen macht. Wird das Grübeln jedoch pathologisch, besteht die Gefahr, dass die betroffenen Menschen wie gelähmt sind und dadurch an Lebensqualität verlieren.

Mitunter haben die Betroffenen auch das Gefühl, durch den Grübelzwang verrückt zu werden. In vielen Fällen führt der Grübelzwang sogar zur Einschränkung von Gedächtnis und Konzentrationsfähigkeit.

Ursachen für einen Grübelzwang können

sein. So kreisen die Gedanken von depressiven Menschen ständig um negative Themen wie

  • Selbstvorwürf
  • Minderwertigkeit und
  • Hoffnungslosigkeit,

wodurch die normale Handlungsfähigkeit beeinträchtigt wird. Im Falle einer Angststörung grübeln die Betroffenen immer wieder sorgenvoll über

  • ihre eigene Gesundheit oder die von nahe stehenden Personen, um finanzielle Dinge
  • den Beruf oder
  • mögliche Katastrophen.

Bei einer Zwangsstörung kommt es häufig vor, dass sich der Grübelzwang mit Zwangshandlungen vermischt. Die Grübelnden empfinden die Zwangsgedanken oftmals als belastend, sind aber nicht in der Lage, mit dem Grübeln aufzuhören. Außerdem sind sie nicht mehr imstande, nötige Entscheidungen für den Alltag zu treffen.

Als Zwangsstörung gilt der Grübelzwang aber nur dann, wenn er außerhalb einer Depression auftritt, denn in den meisten Fällen besteht ein enger Zusammenhang zwischen dem Grübelzwang und einer Depression.

Behandlung

In einem gewissen Umfang ist es normal, dass man über verschiedene Dinge grübelt und solange dies nicht den Mittelpunkt des Alltags ausmacht, kann man versuchen, selbst aus den Grübeleien wieder heraus zu kommen. Zu diesem Zweck ist es beispielsweise hilfreich, regelmäßig Pausen einzulegen, in denen man sich bewusst auf die Atmung konzentriert und damit die Gedanken weiterziehen lässt.

Auch ein Betrachten der Situation von außen kann hilfreich sein. Man stellt sich vor, jemand anderes hätte das Problem, ständig über irgendetwas nachzudenken und dann versucht man, einen Rat zu geben und sich selbst daran zu halten.

Möglich ist auch, seine Gedanken einfach nieder zu schreiben; oftmals sind diese danach nicht mehr so belastend. Auch festgelegte Zeiten, die man zum Nachdenken nutzt, können einen weiterbringen.

Schränkt der Grübelzwang das tägliche Leben jedoch ein und wird für den Betroffenen zu einer Belastung, ist eine psychotherapeutische Behandlung erforderlich. Die Behandlung der Zwangsstörung besteht in der Regel aus einer Kombination aus Psychotherapie und einer medikamentösen Therapie, bei der Antidepressiva verabreicht werden. Weitere Behandlungsstrategien sind

  • ein Problemlösetraining
  • eine kognitive Umstrukturierung
  • Psychoedukation
  • die achtsamkeitsbasierte Stressreduktion (MBSR) sowie
  • eine Akzeptanz- und Commitmenttherapie,

bei der auch klassische verhaltenstherapeutische Techniken zur Anwendung kommen.

  • Reinhard Strametz Grundwissen Medizin: für Nichtmediziner in Studium und Praxis, UTB GmbH, 2017, ISBN 3825248860
  • Stefan Gesenhues, Anne Gesenhues, Birgitta Weltermann Praxisleitfaden Allgemeinmedizin: Mit Zugang zur Medizinwelt (Klinikleitfaden), Urban & Fischer Verlag/Elsevier GmbH, 2017, ISBN 3437224476
  • Uwe Beise, Uwe Beise, Werner Schwarz Gesundheits- und Krankheitslehre: Lehrbuch für die Gesundheits-, Kranken- und Altenpflege, Springer Medizin Verlag, 2013, ISBN 9783642369834
  • Susanne Andreae, Peter Avelini, Peter Avelini, Martin Hoffmann, Christine Grützner Medizinwissen von A-Z: Das Lexikon der 1000 wichtigsten Krankheiten und Untersuchungen, MVS Medizinverlage Stuttgart, 2008, ISBN 3830434545
  • Susanne Andreae, Peter Avelini, Melanie Berg, Ingo Blank, Annelie Burk Lexikon der Krankheiten und Untersuchungen, Thieme Verlagsgruppe, 2008, ISBN 9783131429629
  • Frank H. Netter Netter's Innere Medizin, Thieme Verlagsgruppe, 2000, ISBN 3131239611
  • Gerd Herold Innere Medizin 2019, Herold, 2018, ISBN 398146608X
  • Gerd Herold Innere Medizin 2020, Herold, 2019, ISBN 3981466098
  • Malte Ludwig Repetitorium für die Facharztprüfung Innere Medizin: Mit Zugang zur Medizinwelt, Urban & Fischer Verlag/Elsevier GmbH, 2017, ISBN 3437233165

Unsere Artikel werden auf Grundlage fundierter wissenschaftlicher Quellen sowie dem zum Zeitpunkt der Erstellung aktuellsten Forschungsstand verfasst und regelmäßig von Experten geprüft. Wie wir arbeiten und unsere Artikel aktuell halten, beschreiben wir ausführlich auf dieser Seite.