Toxoplasmose in der Schwangerschaft

Eine erstmalige Toxoplasmose-Infektion während der Schwangerschaft ist mit Risiken für das ungeborene Kind verbunden. Gelangen die Parasiten im ersten Schwangerschaftsdrittel über den Mutterkuchen zum Fötus, besteht die Gefahr einer Fehlgeburt. Im zweiten und dritten Schwangerschaftsdrittel kann es hingegen zu Beeinträchtigungen beim noch ungeborenen Kind kommen. Diese Folgeerscheinungen werden aber meist erst nach der Geburt offensichtlich. Da die Parasiten meist durch den Kot von Katzen übertragen werden, gilt für Schwangere eine besondere Vorsicht beim Kontakt mit Katzen und Arbeiten im Garten. Lesen Sie hier alles Wichtige zur Toxoplasmose in der Schwangerschaft.

Von Jens Hirseland

Was ist Toxoplasmose?

Als Toxoplasmose wird eine Infektionskrankheit bezeichnet, deren Ursache kleine Parasiten sind. Die Übertragung der Erreger erfolgt durch Katzen bzw. ihren Kot, in dem die Parasiten leben. Ebenso sind aber auch Infektionen durch verunreinigte Erde bei der Durchführung von Gartenarbeiten möglich.

Kommt es erstmals während einer Schwangerschaft zu einer Infektion mit Toxoplasmose, stellt dies eine erhebliche Gefahr für das ungeborene Kind dar. So ist es möglich, dass sich die Parasiten von der Plazenta (Mutterkuchen) auf das Baby ausbreiten.

Allerdings erfolgt nicht bei jedem Kind eine Toxoplasmose-Infektion. Die Gefahr steigt mit der Dauer der Schwangerschaft. Während im ersten Schwangerschaftsdrittel (1. Trimenon) Infektionen bei rund 17 Prozent aller ungeborenen Kinder auftreten, sind es im zweiten Drittel ca. 24 Prozent. Im letzten Drittel erhöht sich die Ansteckungsrate sogar auf bis zu 64 Prozent.

Komplikationen während der Schwangerschaft

Je jünger das Ungeborene bei der Ansteckung, desto größer ist auch das Risiko von Komplikationen. Geschieht die Übertragung der Krankheit im ersten Schwangerschaftsdrittel, hat dies oftmals eine Fehlgeburt zur Folge.

Tritt die Infektion im zweiten oder dritten Schwangerschaftsdrittel auf, zeigen sich bei der Geburt normalerweise keine Anzeichen. Allerdings besteht die Gefahr, dass es einige Jahre später zu Folgeerscheinungen wie Krampfanfällen, Verzögerungen bei der Entwicklung des Kindes oder Entzündungen an der Ader- und Netzhaut des Auges kommt. Weitere Probleme können Hörschwierigkeiten und Lernprobleme sein.

Zeigt sich die Infektion bei der Mutter bereits vor der Schwangerschaft, hat dies in der Regel keine Auswirkungen auf das Kind.

Infektion mit Toxoplasmose-Erregern

Verantwortlich für Toxoplasmose ist der einzellige Parasit Toxoplasma gondii, der auf der ganzen Welt vorkommt und neben dem Menschen auch viele Wirbeltiere befällt. Schätzungen zufolge liegt bei rund einem Drittel der Weltbevölkerung eine Infektion mit Toxoplasma gondii vor.

Eine geschlechtsreife Form kann der Parasit jedoch in katzenartigen Tieren erlangen. Im Darm von Katzen erfolgen verschiedene Entwicklungsstadien, aus denen sich als Endprodukt Toxoplasmeneier ergeben. Über die Erde können sich die Toxoplasmen auch auf Nutztiere verbreiten.

Auf den Menschen wird der Parasit zudem durch den Verzehr von rohem oder halbrohem Fleisch übertragen. Dazu gehören vor allem Schweinefleisch und Lammfleisch.

Wie bemerkt die Schwangere, dass sie unter Toxoplasmose leidet?

Nicht immer ist eine Toxoplasmose in der Schwangerschaft mit Beschwerden verbunden. Treten jedoch Symptome auf, handelt es sich dabei zumeist um:

  • Kopfschmerzen
  • Allgemeine Beschwerden wie bei einer Grippe
  • Schwellungen der Lymphknoten an Hals und Kopf
  • Muskelschmerzen
  • Erschöpfung

Toxoplasmose-Test in der Schwangerschaft

Vom Robert-Koch-Institut wird schwangeren Frauen die Empfehlung ausgesprochen, eine Untersuchung auf Immunität gegen Toxoplasmose vornehmen zu lassen. Die Kosten für diese Bluttestverfahren werden von den gesetzlichen Krankenkassen jedoch nur übernommen, wenn berechtigte Fälle vorliegen.

Als immun werden Frauen eingestuft, wenn sie über IgG-Antikörper gegen Toxoplasmose verfügen. Befinden sich auch IgM-Antikörper im Organismus, gilt dies als mögliches Indiz für eine frische Toxoplasmose-Infektion. Allerdings besteht dieser Hinweis nicht zwangsläufig. Für weitere Abklärungen müssen Untersuchungen in speziellen Laboratorien durchgeführt werden.

Kam es in der Vergangenheit zu keinem Kontakt mit Toxoplasmose-Erregern, lassen sich keine Antiköper nachweisen, da auch keine vorhanden sein können. Es gilt als ratsam, in solchen Fällen regelmäßige Tests auf Antikörper vornehmen zu lassen, damit eine eventuelle Infektion rechtzeitig erkannt wird. Über einen solchen Test sowie dessen Kosten sollten sich die werdenden Mütter von ihrem Arzt informieren lassen.

Therapie einer Toxoplasmose-Infektion in der Schwangerschaft

Wird bei einer schwangeren Frau eine Toxoplasmose-Infektion festgestellt, gilt selbst dann eine Therapie als ratsam, wenn eine Infektion des ungeborenen Kindes nicht erwiesen ist. Nach aktuellen Studien werden durch dieses Vorgehen die Risiken, dass die Parasiten auf das Kind übergreifen, abgesenkt. Hat sich das Kind bereits angesteckt, wird es ebenfalls behandelt.

Therapie im ersten Schwangerschaftsdrittel

Für den Fall, dass die Toxoplasmose im ersten Schwangerschaftsdrittel auftritt, erhält die Mutter das Antibiotikum Spiramycin. Dieses Medikament sorgt dafür, dass die Parasiten nicht auf das Baby übertragen werden können. Es kommt präventiv bis zur Geburt zur Anwendung.

Wurde das Baby jedoch schon von den Parasiten befallen, genügt die Gabe von Spiramycin nicht mehr für die Behandlung. Liegen massive Schädigungen des ungeborenen Kindes vor, kann auch ein Abbruch der Schwangerschaft in Betracht kommen.

Therapie im zweiten und dritten Schwangerschaftsdrittel

Bei einem Toxoplasmosebefall im zweiten oder dritten Drittel der Schwangerschaft erhält die Mutter eine Kombinationsbehandlung aus den Wirkstoffen Sulfadiazin und Pyrimethamin. Sie verfügen allerdings über die Eigenschaft, sich hemmend auf das Vitamin Folsäure auszuwirken. Außerdem können sie das Knochenmark beeinträchtigen. Daher erhält die Schwangere zusätzlich Folsäure.

Ob eine Therapie gegen die Toxoplasmose erfolgreich verlief, zeigt sich oftmals erst Jahre später. So lassen sich nach der Geburt meist keine Beschwerden feststellen. Dank moderner und konsequenter Behandlungsverfahren hat sich die Prognose für die ersten Lebensjahre in den letzten Jahren aber erheblich verbessert.

Toxoplasmose in der Schwangerschaft vorbeugen

Durch das Einhalten einiger Präventivmaßnahmen lässt sich die Gefahr einer Toxoplasmose während der Schwangerschaft verringern. So ist es ratsam, während der Schwangerschaft auf den Genuss von rohem Fleisch, Tee- oder Mettwurst zu verzichten. Außerdem sollte auch kein rohes Fleisch abgeschmeckt werden, da dies schon zu einer Infektion führen kann.

Wichtig ist zudem eine konsequente Küchenhygiene. Das bedeutet eine sorgfältige Reinigung von Küchenutensilien wie Messern, Schneidbrettern, Arbeitsflächen und natürlich auch den Händen. Vor dem Verzehr sind Obst und Gemüse prinzipiell zu waschen.

Befindet sich im Haushalt eine Katze, sollte deren Katzentoilette stets nur mit Handschuhen gereinigt werden. Noch besser wäre es, diese Tätigkeit von einer anderen Person verrichten zu lassen. Ebenso müssen Schwangere bei Gartenarbeiten Vorsicht walten lassen.

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