Tinnitus - kombinierte Behandlung mit Musik und kognitiver Verhaltenstherapie

Von Dörte Rösler
29. September 2014

Immer mehr Menschen leiden unter lästigen Ohrgeräuschen. Jeder vierte Betroffene entwickelt einen schweren chronischen Tinnitus. Die Ursachen können dabei vielfältig sein - von Stress über eine Schädigung der Sinneshärchen im Ohr bis zur Fehlregulation bestimmter Hirnzellen.

Bei der Behandlung hat es sich daher bewährt, verschiedene Methoden zu kombinieren. Ein vielversprechender neuer Ansatz ist die maßgeschneiderte Musiktherapie.

Wenn ein akuter Tinnitus auftritt, raten viele Ärzte zu Cortisoninfusionen. Für die Behandlung von Dauergeräuschen sind die Spritzen jedoch nicht geeignet. Neben Akupunktur und pflanzlichen Heilmethoden, etwa mit Ginkgo-Extrakten, gilt die kognitive Verhaltenstherapie als effektivste Methode.

Kognitive Verhaltenstherapie

In gezielten Übungen lernen die Betroffenen, ihre Ohrgeräusche zu akzeptieren und dadurch weniger wahrzunehmen. Wenn die Ursachen in psychischem Stress liegen, lassen sich so auch die ursächlichen Belastungen reduzieren. Letztlich lindert die Behandlung aber nur das Symptom und die Haltung des Patienten zu seinen Ohrgeräuschen.

Individualisierte Musiktherapie

Einem neuronalen Ansatz folgt die Musiktherapie. Forscher der Uni Münster haben dabei ein neues Verfahren entwickelt, bei dem alle Testpersonen nach einem halben Jahr ihre Ohrgeräusche signifikant leiser wahrnahmen. Nach einem Jahr war die Lautstärke noch weiter reduziert.

Die Wissenschaftler hatten die Hypothese, dass starker Lärm oder Stress die Signalübertragung von den Sinneshärchen im Ohr zum Hörzentrum im Gehirn verändert. Jeweils spezifische Neuronen reagieren darauf hyperaktiv und täuschen so einen dauerhaften Ton vor. Die Idee: Über die gezielte Stimulation von benachbarten Zellen könnte sich die Reaktion bremsen lassen.

Musik reguliert Neuronen-Aktivität

Dazu ermittelten die Forscher die Frequenz des Ohrgeräusches bei ihren Probanden und entzogen digitalen Musikstücken exakt diesen Frequenzbereich. Die maßgeschneiderte Musik mussten die Betroffenen täglich mehrere Stunden anhören. Nach einigen Monaten hatte sich die Aktivität der Neuronen reguliert. Der Tinnitus wurde leiser.

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