Ringelröteln bei Erwachsenen

Die ansteckende Kinderkrankheit Ringelröteln kann in seltenen Fällen auch erwachsene Menschen betreffen. Ringelröteln bei Erwachsenen gehen dabei häufiger als bei Kindern mit Komplikationen einher, vor allem wenn sich schwangere Frauen oder Menschen mit geschwächtem Immunsystem mit dem Virus infizieren. Die Krankheit wird typischerweise von einem Hautausschlag begleitet, gelegentlich kommt es auch zu Gelenkentzündungen. Nicht selten bleibt der Betroffene aber auch beschwerdefrei. Erfahren Sie hier mehr über Ansteckung, Symptome, Verlauf und Komplikationen der Ringelröteln im Erwachsenenalter.

Von Jens Hirseland

Definition

In der Medizin werden Ringelröteln auch als Erythema infectiosum bezeichnet. Die Infektion zählt zu den Kinderkrankheiten, weil sie sich in den meisten Fällen bereits im Kindesalter zeigt. Danach besteht bei den Betroffenen eine lebenslange Immunität gegen das auslösende Parvovirus B19, sodass die Erkrankung nur selten bei erwachsenen Menschen zu verzeichnen ist. Manchmal können die Ringelröteln auch unbemerkt verlaufen, weil sie keinerlei Beschwerden verursachen.

Verlauf der Ringelröteln bei Erwachsenen

Treten durch die Ringelröteln Symptome auf, machen sich diese durch

  • gerötete Wangen,
  • leichte Erschöpfung,
  • leichtes Fieber sowie
  • Ausschläge an den Gliedmaßen

bemerkbar. Da die Erkrankung von selbst wieder abheilt, bedarf es normalerweise keiner Behandlung. Bei erwachsenen Patienten besteht allerdings häufiger die Gefahr von Komplikationen wie einer Entzündung der Gelenke. Außerdem können die Ringelröteln einen schwereren Verlauf als bei Kindern nehmen.

Ringelröteln in der Schwangerschaft

Als bedenklich gilt eine Infektion mit Ringelröteln bei schwangeren Frauen. So ist es möglich, dass sich das ungeborene Kind mit dem Erreger infiziert, was mitunter schwere Beeinträchtigungen zur Folge hat. Im schlimmsten Fall droht sogar ein tödlicher Verlauf.

Mehr zur Infektion bei Schwangeren lesen Sie in unserem Artikel Ringelröteln in der Schwangerschaft.

Ursachen der Ringelröteln bei Erwachsenen

Hervorgerufen werden die Ringelröteln durch das Parvovirus B19. Im Falle einer Infektion dringt der Keim über die Blutbahn in das Knochenmark vor, wo es die dortigen Zellen befällt. Die betroffenen Zellen, die sich um die Bildung der Blutzellen kümmern, sterben ab, wodurch es zu einer Anämie (Blutarmut) und einer allgemeinen Entzündung kommt. Die Patienten leiden unter Ausschlägen und Fieber. Es wird angenommen, dass der Hautausschlag infolge der Immunreaktion des Körpers entsteht.

Warum die Ringelröteln bei erwachsenen Menschen schwerer verlaufen als bei Kindern, ließ sich bislang nicht hinreichend klären.

Ansteckung der Ringelröteln bei Erwachsenen

Ansteckung über die Nase
Die Ansteckung erfolgt meist durch Tröpfcheninfektion

Die Ringelröteln gelten als überaus ansteckend. So werden in Deutschland bei 60 bis 70 Prozent aller erwachsenen Personen Ringelrötelviren nachgewiesen. Die Übertragung der Viren erfolgt in erster Linie durch Tröpfcheninfektion wie beispielsweise Niesen. Die Ansteckung kann bereits erfolgen noch bevor sich bei den Infizierten die ersten Symptome zeigen. Aus diesem Grund werden normalerweise auch keine besonderen Vorsichtsmaßnahmen getroffen.

Ungeborene Kinder können sich durch ihre Mutter mit den Ringelröteln infizieren. Das Virus überwindet die Grenze des Mutterkuchens (Plazenta) zwischen dem Blut der Mutter und des Kindes, was bei ca. einem Drittel aller schwangeren infizierten Frauen geschieht.

Keine Rolle bei der Ansteckung spielen Tiere. So ist das Parvovirus nur in der Lage, im menschlichen Körper zu überleben.

Symptome der Ringelröteln bei Erwachsenen

Nach 4 bis 14 Tagen treten die ersten Symptome der Ringelröteln auf. Zunächst fühlen sich die Betroffenen leicht krank und schwach. Mitunter zeigen sich auch Halsschmerzen, sodass zunächst an eine Grippe gedacht wird, zumal häufig auch leichtes Fieber zu verzeichnen ist.

Schließlich kommt es auf der Haut zu einem Ausschlag. In der Regel rötet sich dabei zunächst das Gesicht, wobei Mund und Nase ausgespart bleiben. Im weiteren Verlauf geht der Ausschlag auf den Rumpf und die Gliedmaßen über. Später verblasst die Rötung und zeigt sich als typisch geringelte Struktur. Nicht selten wird der Ausschlag von leichtem Juckreiz begleitet.

Grundsätzlich ist es möglich, dass überhaupt keine Symptome auftreten. Bei manchen erwachsenen Patienten fallen die Beschwerden jedoch auch deutlich intensiver aus. Vor allem Frauen drohen oftmals Gelenkentzündungen, von denen die Knie, das Sprunggelenk und die Finger betroffen sind. Etwa 20 bis 50 Prozent aller erwachsenen Erkrankten leiden unter Gelenkentzündungen. Nach drei bis vier Wochen bessern sich die entzündeten Gelenke im Normalfall von selbst wieder, sodass eine besondere Behandlung meist nicht erforderlich ist.

Nach etwa 5 bis 8 Tagen verblasst der Hautausschlag und verschwindet allmählich wieder. In der Regel ist die Erkrankung damit überstanden. Mitunter können sich die Symptome nach einigen Monaten erneut zeigen, was jedoch sehr selten vorkommt.

Diagnose der Ringelröteln bei Erwachsenen

Die Diagnose Ringelröteln stellt der Arzt oft schon anhand des typischen ringelförmigen Ausschlags. Um den Verdacht zu bestätigen, kann auch eine Blutuntersuchung vorgenommen werden. Dabei wird oft eine Blutarmut diagnostiziert. Weiterhin lassen sich spezifische Antikörper nachweisen. Bei schwangeren Frauen ist zudem ein Nachweis des Erbguts des Virus aus dem Fruchtwasser möglich.

Behandlung der Ringelröteln bei Erwachsenen

Nur in bestimmten Fällen muss bei Ringelröteln eine spezifische Therapie stattfinden. Dazu gehören vor allem schwangere Frauen sowie Patienten, die unter einer Schwäche ihres Abwehrsystems leiden. In der Regel bekommt der Körper die Infektion jedoch von alleine in den Griff.

Zur Linderung der Symptome kommen fiebersenkende Arzneimittel wie Paracetamol oder Ibuprofen zum Einsatz. Im Falle von Halsschmerzen lassen sich Halspastillen zur Linderung lutschen. Wichtig ist zudem die Zufuhr von ausreichend Flüssigkeit. Wer sich abgeschlagen fühlt, sollte seinen Körper schonen.

Bei schwangeren Frauen ist meist eine intensivere Behandlung erforderlich. Um zu verhindern, dass das Virus auf das Kind übergreift, erhalten sie Infusionen. Hat sich das Kind jedoch schon infiziert, lässt sich ein Blutaustausch vornehmen.

Bei Patienten, die unter einer Schwäche ihres Immunsystems leiden, besteht das Risiko einer Blutarmut. Zur Behandlung erhalten sie Bluttransfusionen oder Antikörper.

Vorbeugung der Ringelröteln bei Erwachsenen

Ringelröteln lässt sich nur schwer vorbeugen. So gibt es gegen die Infektion keinen Impfschutz. Ist die Infektion überstanden, bleiben für den Rest des Lebens Antikörper im Blut, die vor weiteren Erkrankungen schützen.

Schwangere Frauen sollten den Kontakt zu infizierten Menschen unbedingt vermeiden.

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